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Analyse

Die Selfie-Koalition sucht sich ihren Bundeskanzler

Wird es die Ampel? Oder am Ende doch Jamaika? Wer darf mit auf das nächste Selfie? Wie auch immer Sondierung und Koalitionsverhandlungen enden, den besten Marketing-Stunt haben wir schon erlebt. Davon können auch Brands was lernen.

Von Holger Schellkopf
3 Min.
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Dieses Selfie von den Sonderierungsgesprächen zwischen FDP und den Grünen posteten Wissing, Baerbock, Lindner und Habeck (v.l.) auf Instagram(Screenshot: t3n).

Wer durch die letzten Tage gekommen ist, ohne dem Selfie der Herrschaften Baerbock, Lindner, Habeck und „Wer ist das denn eigentlich?“ zu begegnen, muss entweder kompletten Netzausfall gehabt haben oder jegliche digitale Medien komplett verweigern. Vermeintlich war es ja nur eine kleine Momentaufnahme zur Dokumentation der ersten Sondierungsgespräche zwischen Grünen und FDP. In Wahrheit handelt es sich bei dem Vierer-Selfie aber um eine sehr geschickte und sehr bewusste Inszenierung. Ein Marketing-Stunt, von dem auch Brands einiges lernen können.

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Schauen wir uns mal den Aspekt Markenbekanntheit an. Klar, die Vorsitzenden der beiden Parteien sollte inzwischen jede:r kennen, der oder die in den letzten Jahren nicht unter einem Stein gelebt habt. Seit Kurzem wissen aber wesentlich mehr Menschen, wie der FDP-Generalsekretär Volker Wissing aussieht. Die Frage „Wer ist das denn eigentlich?“ dürfte nun wesentlich seltener gestellt werden.

Die Message funktioniert

Da trifft es sich gut, dass via Selfie gerade die gemeinsam identifizierte Zielgruppe ins Visier genommen werden kann. Umfragen nach der Wahl haben zur Freude der beiden Parteien ja ergeben, dass FDP und Grüne bei Erstwähler:innen und Jungwähler:innen ganz besonders weit oben in der Gunst stehen. Da ist so ein gut inszeniertes Selfie absolut das Mittel der Wahl. Es wirkt ein klein wenig wie schnell geschossen, gleichzeitig wissen aber alle, dass es genau so aussieht, wie es aussehen soll. Wir sind wie ihr, sagt dieses Foto. Das stimmt natürlich nicht, aber mit derlei Kleinigkeiten wollen wir uns jetzt mal nicht aufhalten. Die Message zählt und die Message funktioniert.

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Wie gut sie funktioniert, lässt sich beispielsweise an der Flut von Memes erkennen, die das Selfie ausgelöst hat. Selbst die Varianten, die von weniger wohlmeinender Seite kamen, haben am Ende dafür gesorgt, dass auf keiner Plattform ein Entkommen vor dem Quartett der Sondierenden möglich war. Scholz? Laschet? Fehlanzeige beziehungsweise von der Meme-Maschine überrollt. Was damit transportiert wurde, ist vor allem eines: Grüne und FDP spielen die Hauptrolle in der künftigen Bundespolitik. Auch das stimmt so natürlich nicht, denn keine von beiden Parteien wird den Bundeskanzler stellen. Die Marketing-Botschaft hat sich aber festgesetzt. Da ist es schon fast egal, wer am Ende sozusagen als Vorsitzender mit auf das nächste Selfie darf. Die Message lautet: Wir suchen uns unseren Kanzler aus.

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Werbebotschaft ist gelungen

Garniert wird das Marketing-Törtchen-Selfie durch das Wording, wie Agenturmenschen an der Stelle sagen würden. Alle vier Abgebildeten haben das Foto verbreitet, alle vier mit dem gleichen Text: „Auf der Suche nach einer neuen Regierung loten wir Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus. Und finden sogar welche. Spannende Zeiten.“ Genau genommen steht da nichts. War ja auch so ausgemacht. Zwischen den Zeilen steht da aber: „Wir sind auf dem Weg. Wir strengen uns für euch an. Macht euch keine Sorgen.“ Das lässt sich inhaltlich eher schwer beurteilen, die Werbebotschaft ist aber ziemlich gelungen.

Ob mit professioneller Unterstützung oder selbst ausgedacht: Grüne und FDP haben mit diesem Foto marketingtechnisch im Prinzip alles richtig gemacht, ein Vorbild geliefert. Die anvisierte Zielgruppe auf der richtigen Plattform mit der passenden Inszenierung und einem geschickten Slogan erreicht und obendrein noch Stoff zur digitalen Verarbeitung geliefert. Für Werbetreibende ein gutes Vorbild. Außerdem: Wenn die politische Arbeit in einer künftigen Bundesregierung auch so flutscht, dann müssen wir uns wirklich keine Sorgen machen.

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