Ist man als SEO bald zwangsweise arbeitslos und das alles nur wegen des ominösen Web3? Das ist in etwa die Annahme eines Reddit-Users, der diese Frage letzte Woche auf der Plattform postete. Er erhielt darauf zahlreiche ausführliche und beruhigende Antworten. Auch von Googles John Mueller persönlich kam auf die Frage „Will Web3.0 kill SEO?“ ein einfaches „No“. Aber ist es wirklich so einfach und ist ausgerechnet ein Experte von Google hier der richtige Ansprechpartner?
Web3 ist kein SEO-Killer
Bedeutet Web3 nun also das Ende der SEO-Disziplin? Nein. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Die Frage an sich deutet auch eher auf ein falsches Verständnis dieses zunehmend inflationär und in unterschiedlichen Bedeutungen verwendeten Begriffes hin.
- Im Web3 sollen Informationen dezentral gespeichert werden. Auffindbar müssen sie für User aber weiterhin sein.
- Das Web3 könnte die Rolle von Plattformen wie Google infrage stellen. Suchanfragen wird es aber immer geben.
- Egal, ob im Metaverse mit VR-Brille oder vor dem Display mit Maus und Tastatur: Inhalte müssen immer sichtbar gemacht werden.
Das Web3 könnte die Rolle von Google infrage stellen
Soweit kann man John Mueller also problemlos Recht geben. Nein, das Web3 wird nicht alle SEO arbeitslos machen und wenn es kommt, kommt es ohnehin nicht auf einen Schlag von heute auf morgen, sondern schrittweise in einem Prozess. Allerdings könnte ein dezentrales Netz die Rolle großer Plattformen infrage stellen. Wir bei t3n hatten schon vor einiger Zeit angemerkt: Der Anfang vom Ende der Plattformökonomie ist dezentral.
Die SEO-Disziplin muss sich heute ja allein schon aufgrund des Marktanteils von Google (87 Prozent über mobile Geräte laut Statista) vor allem auf die Optimierung von Inhalten für die übermächtige Suchmaschine konzentrieren. Kämen neue relevante Player auf den Markt, würden diese SEO nicht arbeitslos machen, sondern vor neue Herausforderungen stellen und neuen Bedarf bei Unternehmen schaffen. Kurzum: Die SEO-Branche wäre weniger abhängig von Google und der Web3-Vision, die dem US-Unternehmen vielleicht vorschwebt. Somit könnte Google die Deutungshoheit darüber verlieren, was eigentlich gutes SEO ist und was nicht.
Fortschritte beim semantischen Web könnten einiges ändern
Beim Optimieren von Inhalten für eine bessere Auffindbarkeit bei Google, wird schnell deutlich, wie schlau die Suchmaschine mittlerweile ist. An anderer Stelle gibt es hingegen frustrierende Momente. Nämlich dann, wenn eigentlich offensichtliche Sachverhalte beispielsweise über strukturierte Daten präzise ausgezeichnet werden müssen – nur damit „der Google-Bot“ sie versteht.
Fortschritte beim semantischen Web würden auch die Art und Weise verändern, wie Inhalte ausgezeichnet werden müssen, um sie auslesbar und verständlich zu machen. Doch selbst diese Tatsache sollte für SEO kein Grund zur Job-Sorge sein. Schließlich wird es immer Wettbewerb zwischen Unternehmen geben. Somit wird es weiterhin Aufträge geben, den Content besser sichtbar zu machen als den der Konkurrenz. Das Wie wird sich also ziemlich sicher ändern, das Was und das Wieso vermutlich weniger.
Mehr Voice-Search und Pillar-Content
Bereits jetzt ist abzusehen, dass Voice-Search in Zukunft eine wichtigere Rolle einnehmen wird. Wie Kelsey Perez für Webprecious schreibt, hätte in einem semantischen Web3 auch Pillar-Content einen noch größeren Stellenwert, weil Suchmaschinen besser in der Lage wären, Zusammenhänge zu verstehen.
Der Fokus läge mehr darauf, Worte und deren Bedeutung zu verstehen, als auf Keywords, Zahlen und Daten zu schauen.
Wandlungsfähigkeit bleibt einer der wichtiger Skills für SEO
Die SEO-Branche ist im stetigen Wandel. Wer als SEO arbeitet, muss permanent dazulernen. Genau diese Fähigkeit dürfte jetzt besonders wichtig sein und ist die größte Stärke, die SEO in einer sich wandelnden digitalen Welt einbringen können. Suchmaschinenoptimierung hat vor zehn Jahren ganz anders funktioniert als heute. In weiteren zehn Jahren wird sich die Branche wieder verändert haben. Schon jetzt ist sie sehr vielseitig: Schließlich funktioniert beispielsweise Publisher-SEO anders als SEO im E-Commerce.
Allerdings ist die Rolle von Google und John Mueller dabei noch nicht abzusehen: Ein ideales Web3 würde den US-Giganten weitaus weniger relevant machen und SEO dazu verpflichten, sich stärker mit der Funktionsweise weiterer Suchmaschinen und Plattformen auseinanderzusetzen. Die Zukunft einer SEO-Disziplin nach den Vorstellungen des Branchenprimus steht also auf der Kippe. Die Zukunft der Disziplin an sich allerdings nicht.
Noch mehr Online-Marketing und permanentes Weiterbilden
Ein:e gute:r SEO schaut schon heute nicht nur darauf, wie er oder sie Inhalte für den Google-Bot besser verständlich machen kann. Er oder sie will dabei helfen, bessere Inhalte herzustellen, die möglichst genau zu den Bedürfnissen der User:innen passen. Dazu sind nicht nur technische Skills gefragt, sondern auch redaktionelle Denkweisen. Vor allem braucht es Skills aus anderen Feldern des Online-Marketings, um die Interessen der User:innen besser zu verstehen, wenn die Suchmaschine selbst schlauer geworden ist.
Diese Vielseitigkeit wird in Zukunft alternativlos sein. Web3 und Metaverse werden dazu in rasantem Tempo beitragen. Oder wisst ihr schon, wie man einen Store in Roblox besser sichtbar macht? Dort, wo man aktuell noch die herkömmlichen SERP dominieren muss, um das Metaverse zu dominieren, könnte diese Informationskette abseits der klassischen Google-Suche in ein paar Jahren schon völlig anders aussehen.
Web3 ist also nicht das Ende von SEO. John Mueller dürfte mit seiner Aussage Recht behalten – nur vielleicht anders, als er und sein Arbeitgeber das gerne hätten. Für SEO heißt es unterdessen weiterhin: Lernen, lernen, lernen und jeden Tag etwas besser werden.