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Online-Marketing: Was wäre, wenn Facebook und Instagram verschwinden?

Berichte über eine möglichen Rückzug von Facebook und Instagram aus Europa sorgten in dieser Woche für Furore. Fünf Expert:innen schätzen ein: Was würde das für die Werbebranche bedeuten?

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Johannes Ehrenwerth von Agentur Boomer, Neil Heinisch von Play The Hype und Louise Stodtko von Scholz & Friends ON. (Fotos: Agentur Boomer, Play The Hype, Louise Stodtko)


Im Jahresbericht von Meta sorgte ein Satz am Montag für Wirbel: Wenn es keine Möglichkeit gibt, Daten von EU-Bürger:innen in die USA zu transferieren, „werden wir wahrscheinlich nicht in der Lage sein, eine Reihe unserer wichtigsten Produkte und Dienstleistungen, einschließlich Facebook und Instagram, in Europa anzubieten, was sich erheblich und nachteilig auf unser Geschäft, unsere Finanzlage und unsere Betriebsergebnisse auswirken würde.“ Viele Medien, darunter auch t3n, berichteten vom potenziellen Abschied von Instagram und Facebook aus dem europäischen Markt.

In der Zwischenzeit dementierte Meta: Sie hätten keine Absichten, sich aus dem europäischen Markt zurückzuziehen. Dennoch warf die Diskussion die Frage auf: Wie relevant sind Facebook und Instagram für das Marketing, die Internet-Culture und Zielgruppen und Creator:innen? Wir haben fünf Expert:innen gefragt, was ein Wegbrechen von Facebook und Instagram bedeuten würde.

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Johannes Ehrenwerth von Agentur Boomer, Neil Heinisch von Play The Hype, Jason Modemann von Mawave, Louise Stodtko von Scholz & Friends und Influencerin Tara Wittwer sind sich in einer Sache einig: Meta verdient in Europa viel zu gut, um Facebook und Instagram aus dem europäischen Markt zurückzuziehen.

Johannes Ehrenwerth, Agentur Boomer: „Metaverse-Ansätze würden vom Verschwinden des Marktführers profitieren“

Sebastian Galla und Johannes Ehrenwerth von Agentur Boomer liegen auf grünem Hintergrund.

Johannes Ehrenwerth und Sebastian Galla von Agentur Boomer – der brandneo-Consulting-Einheit zur Internet-Culture. (Foto: Agentur Boomer)

„Zuckerberg wird seine Services in der EU auf keinen Fall abschalten, weil er sich damit einen seiner größten Märkte zerstören würde. Er benutzt das Monopol von Facebook und Instagram als Druckmittel gegen die EU, wird sich in letzter Konsequenz aber definitiv anpassen und neue Marketing-Tools entwickeln, die er auf seiner kommenden Plattform anbietet. Die EU-Spielregeln könnten aber dafür sorgen, dass das Metaverse in der EU weitgehend dezentral bleibt und nicht nur auf Meta-Servern stattfindet und das fände ich super!

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Die größte Auswirkung hätte es tatsächlich auf die Geschwindigkeit, mit der sich das Internet weiterentwickelt. Facebook und Instagram sind ja zwei der größten Player des Web2 und wenn die wegfallen würden, würden Menschen einfach schneller auf dezentrale Plattformen wie Decentraland ausweichen und mehr gefordert werden, das Metaverse (Web3) mitzugestalten. Wir wissen heute natürlich noch gar nicht, was da alles abgehen wird, aber Metaverse-Ansätze wie Sandbox oder Decentraland, die in der Gaming-Community verwurzelt sind, sehen sehr vielversprechend aus und würden definitiv vom Verschwinden des Marktführers profitieren. LFG!“

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Neil Heinisch, Play The Hype: „Bis auf ein paar Tage Bauchschmerzen und erstklassige Memes würde nicht viel passieren“

Neil Heinisch

Neil Heinisch ist Co-Founder und CEO der Agentur Play The Hype, die auf Marketing für die Gen Z spezialisiert ist. (Foto: Play The Hype)

„Ich sehe die Gefahr weniger. Meta hat 2021 alleine mehr 30 als Milliarden US-Dollar ihres Jahresumsatzes in Europa umgesetzt, zudem sitzen hier Zehntausende Mitarbeiter. Hinzufügend sprechen wir alle in der Branche von dem großen Attention-War zwischen den Plattformen und es wäre gerade in der aktuellen Situation von Meta aus meiner Sicht der schlimmste Move, die Aufmerksamkeit eines ganzen Kontinents zu cutten.

Bis auf ein paar Tage Bauschmerzen und ein paar erstklassiger Memes [würde] nicht viel [passieren], unser Fokus liegt ganz klar auf der Gen Z als Generation und wir bewegen uns als Agentur dahin, wo die Aufmerksamkeit spielt. Dementsprechend schreiben wir uns Short Content und im gleichen Atemzug auch Tiktok von Anfang an auf die Fahne. Auch wenn es uns nicht stark treffen wird, habe ich Angst um die vielseitige Landschaft an Creatorn/ Künstlern, welche aktuell abhängig von Instagram als  Kanal sind und so vor dem Leeren stehen.“

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Louise Stodtko , Scholz & Friends: „Fehlende globale Datenschutzregeln sind gravierender als das Abschalten von Facebook und Instagram“

Louise Stodtko von Scholz & Friends

Louise Stodtko von Scholz & Friends ON, der Unit für Social Media. (Foto: Louise Stodtko)

„Ich gehe nicht davon aus, dass Meta den europäischen Markt seinen Konkurrent:innen überlassen wird – weder jetzt noch in Zukunft. Und schon gar nicht, wenn sie ihren Traum vom Metaverse in dieser Dekade noch Wirklichkeit werden lassen wollen.

Tritt der unwahrscheinliche Fall ein, dass Meta Ernst macht, wäre das zumindest schade. Schade für die Zielgruppensegmente, die wir hier mit und für unsere Kund:innen noch erreichen und vor allem schade für die immer noch wachsende und sich professionalisierende Creator-Gemeinschaft auf den Channels. Da weder wir noch unsere Kund:innen in der Regel auf Facebook und Instagram als einzige Interaktionskanäle setzen, gibt es glücklicherweise hervorragende Alternativen. Doch bevor das passiert, wünsche ich mir vor allem endlich globale Datenschutzregeln, denn deren Abwesenheit hat im schlimmsten Fall weitreichendere Konsequenzen innerhalb Europas hat, als das Abschalten von Facebook und Instagram.“

Jason Modemann, Mawave: „Der Fokus würde auf Konkurrenzplattformen wie Pinterest und Tiktok wandern “

Jason Modemann und seine Kolleg:innen bei Mawave.

Jason Modemann, im weißen Pullover, ist Co-Founder und Geschäftsführer der Münchner Agentur Mawave, die sich auf Paid Social Media spezialisiert hat. (Foto: Jason Modemann/Mawave)

„Mit rund 25 Prozent Umsatzanteil und vielen Arbeitsplätzen ist der europäische Markt extrem wichtig für Meta. Ich gehe aber auch nicht davon aus, dass Mark Zuckerberg hier nur ein politisches Machtspiel im Schilde führt: Beschäftigt man sich mit den technischen Herausforderungen wie zum Beispiel der Datenspeicherung, wird schnell klar, dass ein globales Netzwerk eben auch globale Infrastruktur nutzen muss. Besteht in Zukunft keine Möglichkeit mehr, global Daten auszutauschen, bedeutet das drastische Veränderung für die Art und Weise, wie Services dem Verbraucher angeboten werden können.

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Meta ist einer unserer wichtigsten Partner, auf dessen Werbeplattform wir jährlich über 100 Millionen Euro verwalten. Somit würde dieses Szenario unsere Positionierung sicherlich verändern: Der Fokus würde dann auf Konkurrenzplattformen wie Pinterest und Tiktok wandern.“

Tara-Louise Wittwer, Influencerin: „Petitionen und viel kulturelles und soziales Umdenken haben vor allem über und durch Instagram stattgefunden“

 

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Ein Beitrag geteilt von Tara-Louise Wittwer (@wastarasagt)

Tara-Louise Wittwer ist Influencer:in und postet Content zu Aufklärung über toxische (Arbeits-)Beziehungen. Sie ist vorrangig auf Instagram aktiv.

„Ich denke das ist ungefähr genauso ernst zu nehmen, wie wenn mich morgen ein Fremder auf der Straße damit bedroht, mir eine Million Euro zu schenken. Instagram und Facebook verdienen Unmengen an Geld und Zuckerbergs Bedrohung hört sich für mich wie folgt an: ‚Ich verdiene unglaublich viel Geld hier und verliere sowieso schon Geld momentan, daher macht, was ich von euch will, sonst verdiene ich noch weniger!‘ Ich kann es also nicht ernst nehmen. Allerdings kann ich mich auch täuschen. Die letzten Wochen haben mir generell gezeigt, dass viele Dinge, die ich sinnvoll finde, nicht passieren, und viele Dinge, die ich völlig unsinnig finde, jeden Tag passieren. Daher: Wer weiß? Ich würde mich allerdings nicht darauf verlassen.

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Ich fände das natürlich schlecht. Erstens verdiene ich mein Geld mit Reichweite, aber wenn wir mal weg von meinem eigenen unsympathischen Egoismus gehen, dann geht das ja viel weiter: Ich denke, viele Kampagnen, Petitionen und viel kulturelles und soziales Umdenken haben vor allem über und durch Instagram stattgefunden. Meine Generationen und die nachfolgenden informieren sich nicht um 20:15 zur Tagesschau, sondern auf dem Instagram-Kanal. Ich lese Nachrichten nur noch über Instagram. Twitter habe ich gelöscht, das tut meiner mentalen Gesundheit gar nicht gut. Auch fände ich es schade, dass vor allem älteren Menschen Facebook genommen wird. Mein Papa ist 78 und kauft sich gebrauchte Modelleisenbahnsachen in seinen Modelleisenbahnsachengruppen. Wenn ihm das weggenommen wird, gehe ich einfach selber nochmal zu Zuckerberg – ‚I JUST WANNA TALK, MARK!‘ ;)“

Die größte Gefahr: Von einer Plattform abhängig zu sein

Es gibt mittlerweile genügend andere Plattformen, über die das Marketing geschehen kann. Da dann auch die Nutzer:innen gezwungen wären, sich Alternativen zu suchen, böte ein Wegbrechen von Facebook und Instagram für die Konkurrenz Wachstumspotenzial. Eine Gefahr bestünde vorrangig für ältere Zielgruppen, die sich aktuell eher auf Facebook aufhalten und die mit der Adaption anderer Plattform tendenziell schwertun würden.

Auf der anderen Seite verlassen sich viele Creator:innen und Künstler:innen, KMU und NGO auf Instagram. Selbst wenn nicht davon auszugehen ist, dass Facebook und Instagram vom europäischen Markt verschwinden, sollte die Diskussion in den letzten Tagen ein Weckruf sein, sich im Marketing nicht nur auf eine einzige Plattform zu verlassen und sich in Zukunft breiter aufzustellen.

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