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Analyse

So sieht der Alltag der Deutschen während der Coronakrise aus

Die Coronakrise hat unseren Alltag völlig auf den Kopf gestellt. Wie genau, legt jetzt eine Studie des Hamburger Marktforschungsinstituts Appinio offen.

Von Noëlle Bölling
5 Min.
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(Foto: Shutterstock)

Die Corona-Pandemie ist für Deutschland die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg, so Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer denkwürdigen TV-Ansprache. Vor allem die weitreichenden Ausgangsbeschränkungen bedeuten im Alltag eine große Umstellung – und zwar beruflich wie privat. Inwiefern sich der gegenwärtige Ausnahmezustand tatsächlich auf das tägliche Leben auswirkt, wollte das Hamburger Marktforschungsinstitut Appinio genauer herausfinden. Mitte März wurden dafür 2.500 Deutsche zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Wir haben die Ergebnisse für euch zusammengefasst.

Sorgen und Ängste

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63 Prozent der Deutschen sind angesichts der Corona-Pandemie besorgt um ihre eigene Gesundheit, wobei die Ängste mit steigendem Alter zunehmen. Auf Platz zwei der größten Sorgen landet die Ansteckungsgefahr von Familie, Freunden und Bekannten: Jeder Zweite gab an, eine Infektion seiner Liebsten zu befürchten. 40 Prozent der Deutschen haben außerdem große Angst vor einer Massenpanik sowie vor langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen (37 Prozent). Dicht darauf folgt mit 35 Prozent die Sorge um eine schlechte medizinische Versorgung unabhängig von dem Coronavirus, also beispielsweise im Falle eines Herzinfarktes, so die Ergebnisse der Umfrage.

Hygiene und Selbstschutz

82 Prozent der Befragten gaben an, sich und andere zu schützen, indem sie sich öfter die Hände waschen als vor dem Ausbruch der Infektionswelle. Während des Zeitpunkts der Umfrage, die noch vor den weitreichenden Versammlungsbeschränkungen durchgeführt wurde, gaben außerdem drei von vier der Befragten an, Menschenmassen zu vermeiden. Jeder Zweite sagte außerdem, weitestgehend auf die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn zu verzichten.

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Überraschend ist, dass nur vier Prozent der Befragten zugaben, eine Schutzmaske zu tragen, um die Gefahr einer Ansteckung zu verringern. Der enorm gestiegene Bedarf und die Berichte über geklaute Bestände, beispielsweise in Krankenhäusern, sprechen eine andere Sprache.

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Die Umfrage von Appinio ergab außerdem, dass mehr als drei Viertel der deutschen Bevölkerung derzeit vermehrt zu Hause bleiben und damit nicht nur den Empfehlungen der Virologen entsprechen, sondern auch gemäß der gesetzlichen geregelten Ausgangsbeschränkungen handeln. Inzwischen dürfte es aus Mangel an Alternativen sogar ein noch größerer Anteil sein, da seit Kurzem in allen Bundesländern auch Cafés und Co. geschlossen bleiben müssen. Drei Prozent der Personen, die während der Zeit der Befragung sagten, sie seien mehr zu Hause als vor der Coronakrise, gaben an, unter offizieller Quarantäne zu stehen. 34 Prozent haben sich vorsichtshalber selbst in Quarantäne begeben.

Arbeitsalltag

46 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind in einer Branche tätig, in der die Arbeit von zu Hause aus grundsätzlich nicht möglich ist – beispielsweise in der Pflege oder im Einzelhandel. Ein weiteres Drittel ist ins Homeoffice gezogen. Vorbildlich, immerhin wird so ein Großteil der sozialen Kontakte, also der zu Kollegen oder zu anderen Menschen in Bus und Bahn, vermieden. Leicht besorgniserregend ist der Anteil jener, die theoretisch Heimarbeit machen können, aber nicht dürfen: Dass ihr Arbeitgeber trotz der jetzigen Krisensituation kein Homeoffice erlaubt, gaben 15 Prozent an. Die übrigen sechs Prozent könnten zwar theoretisch von zu Hause aus arbeiten, ziehen die Arbeit im Büro aber vor.

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Freizeit

Wie soll die viele freie Zeit gestaltet werden, wenn alle öffentlichen Betriebe wie Restaurants und Kinos geschlossen bleiben? Laut der Appinio-Umfrage wird dieses Loch vor allem durch Medienkonsum gefüllt: 45 Prozent der Befragten gaben an, derzeit mehr fernzusehen, dicht gefolgt vom vermehrten Surfen im Internet (44 Prozent) und dem Streamen auf Netflix und Co. (35 Prozent). Aber vor dem Bildschirm hocken, ist nicht alles. Denn die Deutschen greifen jetzt auch auf jene Aktivitäten zurück, die im Alltag ansonsten zu kurz kommen, darunter zum Beispiel selber frisch zu kochen (29 Prozent), Bücher zu lesen (26 Prozent) oder das gemeinsame Spielen von Brettspielen (20 Prozent). Und auch ein gesundes Maß an Bewegung darf bei vielen nicht fehlen: Knapp jeder Vierte treibt jetzt mehr Sport im heimischen Wohnzimmer als vor der Coronakrise. Außerdem gehen 18 Prozent mehr spazieren als zuvor. Verständlich, schließlich braucht es nach einem Tag im Homeoffice auch etwas frische Luft und Abwechslung.

Konsum

Seit der Coronakrise ist der Konsum generell leicht gestiegen – und das trotz geschlossener Kaufhäuser, Elektromärkte und Boutiquen. 17 Prozent der Befragten gaben an, derzeit mehr einzukaufen. Vor allem online wird jetzt mehr geshoppt: 26 Prozent der Befragten gaben an, aufgrund der geschlossenen Geschäfte vermehrt in Onlineshops unterwegs zu sein. Hier verzeichnen unter anderem Bücher (13 Prozent), Videospiele (elf Prozent) und Entertainmentgeräte wie zum Beispiel ein neuer Fernseher oder eine neue Spielekonsole (zehn Prozent) ein leichtes Plus – irgendwie muss die Langeweile zuhause schließlich bekämpft werden. Allerdings gaben 19 Prozent der Befragten auch an, wegen des Coronavirus eine größere Anschaffung verschoben zu haben. Hier landet das neue Auto auf Platz eins, gefolgt von einem neuen Fernseher und dem Urlaub.

(Grafik: Appinio)

Was den Kauf von Lebensmitteln betrifft, bestätigt die Appinio-Umfrage das, was auch in den Medienberichten zu sehen ist, denn das, was derzeit vermehrt über das Kassenband geht, sind haltbare Lebensmittel wie Nudeln (35 Prozent), Konserven (34 Prozent) und Tiefkühlprodukte (30 Prozent). Bei den Haushaltsartikeln sind die Ergebnisse ähnlich vorhersehbar: Hier sind es jetzt vor allem Desinfektionsmittel (33 Prozent), Seife (30 Prozent) und Toilettenpapier (26 Prozent), die häufiger als vor der Coronakrise im Einkaufswagen landen. Passend dazu gaben 30 Prozent der Deutschen an, bereits Hamsterkäufe getätigt zu haben. Mit einer erfreulichen Mehrheit von 57 Prozent sagten die Befragten aber, keinen Kauf überdurchschnittlich großer Mengen zu planen.

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Fazit

Der Großteil der Deutschen zieht an einem Strang – zumindest, wenn man den Ergebnissen der Umfrage glaubt, die das Hamburger Marktforschungsinstituts Appinio Mitte März durchgeführt hat. Die Befragten gaben an, ihren Teil zur Eindämmung des Coronavirus beizutragen, indem sie – soweit möglich – im Homeoffice arbeiten, sich an die empfohlenen Hygienemaßnahmen halten und auch in ihrer Freizeit verstärkt zu Hause bleiben und den den Kontakt zu anderen Menschen meiden.

Ob das ausreicht, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Und auch Appinio plant eine weitere Umfrage zum Alltag während der Corona-Pandemie, um überprüfen zu können, inwiefern sich das Befinden der Bevölkerung angesichts der weitreichenden Einschränkungen verändert. Bleibt zu hoffen, dass die Deutschen weiterhin motiviert sind, die Empfehlungen der Experten zu befolgen.

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