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Interview

Silicon Valley Bank: „Gerade gibt es so viel Kapital in der Welt, das nach einem Zuhause sucht“

Mehr als die Hälfte der amerikanischen Venturecapital-Firmen sind Kunden der Silicon Valley Bank. Im Mai hat die SVB die erste Filiale in Deutschland eröffnet. t3n.de hat den Deutschlandchef gefragt, wo eigentlich das ganze Geld herkommt und warum die SVB sich plötzlich so für den Mittelstand interessiert.

Von Jan Vollmer
5 Min.
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Die Silicon Valley Bank arbeitet seit mehr als 30 Jahren mit Startups. Sie gehörte zu den ersten im Valley, die Tech-Gründern Geld gab. Jetzt will die Bank auch in Deutschland Geschäfte machen. (Foto: SVB)

In den 80er Jahren hatten die Gründer der Silicon Valley Bank die zündende Idee, Kredite an junge Tech-Unternehmen in Kalifornien zu vergeben. Zu der Zeit waren Kredite an Tech-Startups ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Heute kommt die Bank auf liquide Mittel von 115 Milliarden US-Dollar. 24 Milliarden Dollar hat sie an Startups und Unternehmen verliehen.

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Seit diesem Sommer hat die SVB auch eine Banklizenz von der deutschen Bafin. Erst mal allerdings nur, um Geld zu verleihen. Für die deutsche Tech-Szene ist das Interesse der kalifornischen Bank ein Kompliment.  Neben Frankfurt am Main unterhält die SVB in Europa sonst nur in London ein Büro.

Wir wollten mal genauer wissen, was die SVB in Deutschland eigentlich vorhat und mit wem sie hier Geschäfte machen will. Wir haben daher den Deutschlandchef der SVB, Oscar Jazdowski, für ein Interview angerufen.

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t3n.de: Was interessiert die Silicon Valley Bank plötzlich an Deutschland?

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Oscar Jazdowski: Wir haben Deutschland schon einige Jahre lang beobachtet. Es gibt hier eine lange Geschichte der Ingenieure, Robotics, Materialwissenschaft und Technologie. Wir haben gesehen, was in den letzten drei bis vier Jahren hier passiert ist, wie das Startup-Ökosystem gewachsen ist und haben überlegt, was da noch kommen kann, in den nächsten drei bis vier Jahren.

t3n.de: Aber warum freiwillig eine Filiale in Frankfurt eröffnen statt in Berlin?

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Wir haben das lange und hart diskutiert. Aber in Berlin wären wir sofort als die „Startup-Bank“ abgestempelt worden. Doch wir machen eben auch Finanzierungen für große Firmen, Beteiligungen, Übernahmen und Kredite. Berlin ist viel B2C. Aber Deutschland hat auch viel Ingenieurstechnologie, das ist das Rückgrat hier: Materialwissenschaft, computergesteuerte Präzisionsfertigung, Design, Biowissenschaften, medizinische Geräte, erneuerbare Energien … Das ist alles greifbare Technologie und Deutschland ist voll davon. Außerdem sagen meine Kollegen: Wer nach Frankfurt geht, weint zweimal. Einmal, wenn er kommt. Und einmal, wenn er geht.

Oscar Jazdowski spricht bei der Launch-Party der Silicon Valley Bank in Berlin. Auch er fragt sich manchmal, wo das ganze Geld herkommt, dass aktuell die Aktienpreise anheizt. (Foto: SVB)

Oscar Jazdowski spricht bei der Launch-Party der Silicon Valley Bank in Berlin. Auch er fragt sich manchmal, wo das ganze Geld herkommt, dass aktuell die Aktienpreise anheizt. (Foto: SVB)

t3n.de: Mit wem arbeitet ihr in Deutschland zusammen?

Zum Beispiel Hello Fresh und Lilium.

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t3n.de: Wie viel eures Geschäfts macht ihr tatsächlich mit Startups?

Startups machen weniger als zehn Prozent der weltweit von uns vergebenen Kredite aus, da es sich hier in der Regel eher um kleinere Beträge handelt. Der Rest des Kreditbuchs setzt sich aus Leveraged Buy-outs, direkten Kreditvergaben an Venture Capital-Kunden und Private Equity- sowie Mittelstandsunternehmen rund um den Globus zusammen. Daher geht es uns eben nicht nur um Startups. Langfristig wollen wir hier auch mit dem Mittelstand zusammenarbeiten. Denn immerhin besteht die deutsche Wirtschaft aus dem Mittelstand. Es überrascht mich, dass die alle über Deutschland verteilt sind, in kleinen Städten werden dann 200 Millionen an Umsatz gemacht. Oder auch mal zwei Milliarden.

t3n.de: Was genau wollt ihr mit dem Mittelstand dann machen?

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Wir reden schon mit einigen von ihnen. Die schauen sich nach mehr Innovationen um und fragen sich, ob ihr Geschäft disrupted wird. Wir kennen die Industrie, Technologie, die anderen Firmen. Wir können damit mehr anbieten, als nur Kredite. Unser Geheimnis ist es nicht, Geld zu verleihen, sondern das Netzwerk, das wir haben. Wir verbringen dann auch die meiste Zeit damit, unsere Kunden mit relevanten Partnern zu connecten. Später machen wir dann vielleicht auch das Banking für sie.

t3n.de: Mal angenommen, ich wäre ein mittelständischer Autozulieferer. Was hätte ich davon, mit euch zusammenzuarbeiten?

Angenommen, du würdest Autoteile machen, vielleicht die innere Beschichtung einer Motorhaube. Wir hätten dann noch ein paar Kunden, die im Bereich Nanotechnologie arbeiten, manche davon spezialisieren sich auf die Verteilung von Hitze. Wir würden fragen: „Hast du Lust, mit denen mal zu reden? Vielleicht ist es ein Disrupter, vielleicht ein Partner“. Wir fragen uns zuerst: „Wie können wir unseren Kunden helfen?“. Und später machen wir dann vielleicht das Banking für sie.

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t3n.de: Gerade fließt haufenweise Geld in die Techindustrie. Die Börsen vermelden einen Rekord nach dem anderen. Fragt man sich da als Venturecapital-Bank nicht manchmal, wann die Blase platzt?

Aus der Makroperspektive sieht das so aus: Gerade gibt es so viel Kapital in der Welt, das nach einem Zuhause sucht. In den letzten dreißig Jahren, die wir im Geschäft sind, haben wir Inflation auf allen Gebieten gesehen. All dieses Kapital sucht nach einem Zuhause in allen Anlageklassen, am besten mit einem überdurchschnittlichen Ertrag.

t3n.de: Aber ist es nicht seltsam, wenn eine Bank wie Wirecard, die erst seit 2006 überhaupt eine Banklizenz hat, plötzlich mehr wert ist als die Deutsche Bank?

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Das sind klassische Disrupter. Diverse innovative Fintechs versuchen in Deutschland ja momentan gegen die amtierenden Großbanken anzukommen. Und wenn man sich die Bewertung der herkömmlichen Unternehmen anschaut: Die können eben auch steil fallen. Bei Amazon haben die Leute schon gesagt, dass das wahnsinnige Bewertungen sind, als die Aktie nur halb so teuer war wie heute. „Die verkaufen doch nur Bücher“, hat man gesagt. Heute sagt das niemand mehr. Heute sucht der Markt nach Disruptern.

t3n.de: Also braucht man ein Startup, das irgendwas disruptet und dann läuft das schon?

Wenn das Unternehmen noch am Anfang steht und skalieren kann, dann ist man potenzieller Disrupter. Das ist der eigentliche Lackmustest: Kannst du skalieren? Und das zeigt sich auch in den Bewertungen. Die herkömmlichen Anbieter haben dann 3.000 Filialen auf der ganzen Welt und 1.000 Leute, die Legitimitätsprüfungen und so was machen. Die Disrupter nehmen dann einen Algorithmus und soziale Medien, um festzustellen, ob ich und du kreditwürdig sind. Die nehmen es mit der ganzen Industrie auf, und das ist riesig.

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t3n.de: Aber die ganze Kohle muss ja auch irgendwo herkommen?

Wo kommt das Geld her? Das frage ich mich auch. Handel, Ressourcen, irgendwie ist es da draußen. Aber selbst in Deutschland gibt es Eigentümerfamilien und Privatiers, die seit zwei oder drei Generationen im Geschäft sind und Multimilliardäre sind und niemand hat je von ihnen gehört. Und es hört nicht auf und sie suchen nach Erträgen. Das treibt die Aktienpreise. Und dann sagen sie: „Lass uns doch mal Kunst versuchen oder Startups.“ Der Markt ist eben Angebot und Nachfrage. Und es gibt so viel Kapital zu verteilen, aber nur begrenzte Optionen an passenden Abnehmern.

t3n.de: Danke für das Gespräch.

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