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Kolumne

Slowmad? Digipat? Digital Nomad? Wo ist der Unterschied?

Digitale Nomaden: In einem Teil der Welt bereits akzeptiert und anerkannt, in anderen unbekannt und in anderen Teilen abfällig betrachtet. Es gibt Unterschiede. Und die können den Unterschied machen. Es kommt einfach auf euch an. Eine kleiner Definitionsversuch …

Von Robert Enskat
4 Min.
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(Grafik: t3n)

Digitale Nomaden – Menschen, die mit Rucksack um die Welt reisen und arbeiten. Slowmads – Menschen, die auch um die Welt reisen und dabei arbeiten, aber eher etwas gemütlicher. Digipats – Menschen, die schlichtweg ausgewandert sind, etwas reisen und dabei arbeiten. Allen gemein ist die Tatsache, dass sie nicht mehr im Heimatland sind. Okay. Irgendwie fallen alle unter den Sammelbegriff „digitale Nomaden“.

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Wie? Was? Warum? Was soll die Spitzfindigkeit? Nun … Ich wurde mal von jemand als Wanderheuschrecke bezeichnet, Digital Nomad war für ihn ein Schimpfwort. Bei manchen Agenturen und Unternehmen bin ich deswegen abgeblitzt und habe die Jobs nicht bekommen. Der Begriff „Nomade“ ist einfach eher negativ behaftet – zumindest in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Mittlerweile bevorzuge ich es, zumindest bei offiziellen Anlässen, mich als Digital Expat zu bezeichnen. Da klingelt es dann bei den Leuten eher positiv.

Auf die Verpackung kommt es an

Nicht nur in der Werbung und im Marketing gilt seit jeher: Wie präsentiert man sich? Falls ihr nicht schon mit einem Haufen Kunden im Gepäck startet, kann es enorm wichtig sein, wie man sich potenziellen Arbeitgebern gegenüber präsentiert. Ist so. Mein Tipp: Besser zu wenig sagen, als zu viel (die Leute nennen euch irgendwie eh so, wie sie wollen …). Wie gesagt, „digitaler Nomade“ ist leicht negativ konnotiert. Wird sich ändern, aber heutzutage gelten Nomaden noch als unstet, sprunghaft und unzuverlässig. Nicht gut. „Digital Influencer“ hingegen – hey, plötzlich werden einem alle Türen geöffnet, man hat es ja schließlich mit einem wichtigen Menschen zu tun. Digital Expat, okay, das rutscht mit ein, zwei Erklärungsätzen noch so durch. Slowmad – absolute Fehlanzeige, damit kann kaum einer was anfangen …

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Nomad oder Nobrain?

Jeden Tag sehe ich in diversen Foren und auf Jobseiten Eigenwerbung von digitalen Nomaden, die Jobs suchen. Und – witzig – die meisten prahlen damit, dass sie in den letzten zwölf Monaten 60 Länder oder mehr bereist haben. Hmmm, das sind eine Menge Länder in sehr kurzer Zeit. Erinnert mich an früher, als viele Japaner nach Frankfurt kamen – „Europa in fünf Tagen“. Meine Eltern hatten zu der Zeit ein Geschäft gegenüber vom Goethe-Haus. Postkarten waren der Renner. Die Japaner landeten morgens in Frankfurt, ab ins Goethe-Haus (war irgendwie ein Muss), kurz Postkarten bei uns kaufen, zu Fuß ein paar Meter weiter auf die Berliner Straße, Messer aus Solingen kaufen, dann in eine Apfelwein-Kneipe in Sachsenhausen, eine Haxe mit Sauerkraut essen, später ab zum Flughafen, um abends in Paris zu sein. Ja, so ging (und geht noch heute) „Europa in fünf Tagen“. Ich sehe und treffe viele digitale Nomaden, die das in abgewandelter Form ähnlich machen. Oder wie soll das gehen? Südamerika in zehn Tagen? Mal eben in Rio de Janeiro gelandet, zwei Tage das ganze Land (und das ist groß) kennengelernt, dann ab nach Argentinien, dann Bolivien, dann … und so weiter. Macht mir manchmal den Eindruck eines Wettbewerbs – wer schafft die meisten Länder in der kürzesten Zeit? Unfug, blanker Unfug meiner Meinung nach. In zwei Tagen kann man ein Land wie Brasilien nicht ergründen und kennenlernen. Vor allem, wenn man in dieser Zeit auch noch arbeiten will oder muss.

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Slowmad …

Das trifft auf mich zumindest teilweise zu: Ich komme in ein Land oder eine Stadt und bleibe dort eine Weile. Vier Wochen, sechs Wochen – wer weiß? Digital Slowmads definieren sich darüber, dass sie sich Zeit nehmen. Verständlich. Ich habe in Vietnam gut und gerne alleine vier Wochen gebraucht, um einen Ort zu finden, an dem ich mich wohlfühle und eine Zeit lang wohnen und arbeiten kann. Okay, das war ausgerechnet zum chinesischen Neujahrsfest, Tet, als alles voll oder geschlossen war (Tet ist Ausnahmezustand in Vietnam – stellt euch Weihnachten, Ostern, Sommerferien, die Goldene Hochzeit eurer Großeltern und Fußball-WM auf einmal vor). Doch dann war ich da. Habe eine gemütliche Bleibe gefunden, lebe mich in der Nachbarschaft ein und lerne Land und Leute kennen. Und meine Rucksäcke sind im Schrank ganz oben verstaut, habe aktuell keine Ambitionen, schon wieder durch die Gegend zu ziehen. Durchatmen. Erst Da Nang, dann Phu Quoc, jetzt Vung Tau. Reicht fürs Erste.

Digipat? Digital Expat – oder einfach Auswanderer?

Ob geplant oder durch Zufall: Nicht wenige bleiben irgendwann an einem Fleck. Weil er einfach toll ist. Ende. Gereist wird trotzdem, aber das zu selbst festgelegten Urlaubszeiten, zwei oder drei Mal im Jahr. Der Rechner ist dann natürlich auch immer dabei. Kann man das aber dann noch als digitales Nomadentum bezeichnen? Sind das nicht schlichtweg Auswanderer?Keine Ahnung, ist aber auch egal. Was letztlich zählt, ist nicht die Anzahl der bereisten Länder in kürzester Zeit, sondern das beständige, aber gemütliche Reisen oder das Niederlassen an einem Ort. Es ist die Einstellung, die Erwartungshaltung. Was will man machen? Wo will man was machen? Wie lange? Wie flexibel ist man? Welche Arten von Jobs erlauben so einen Lebensstil?

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Das müsst ihr für euch selber herausfinden. Und glaubt mir, es kommt anders, ganz anders, als ihr denkt. Doch das ist doch das Schöne, oder? Ob ihr euch nun digitale Nomaden nennt, Slowmads, Digipats oder Schwarzohrgummibärchen – das spielt keine Rolle. Höchstens wenn es um Jobs geht, sprich: die Selbstdarstellung. Es geht nur um das reine Selbstverständnis. Vielleicht (hoffentlich) findet ihr für euch selbst eine geeignete Bezeichnung. Ich wünsche es euch.

Cheers, Rob

PS: Falls ihr euch jetzt fragt, wie bezeichnet sich denn der Typ jetzt wirklich selber – das kommt auf die Situation und die Fragesteller an. Mal bin ich Reisejournalist, mal einer, der „was mit Computern“ macht, oder „International Trendspotter“, hin und wieder Übersetzer, mal „Ich habe Glück, ich muss nicht arbeiten“. Wenn es um Jobs geht, dann natürlich Werbetexter, Creative Planner und so. Kommt halt darauf an.

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