Smartphone-Streamingdienst „Quibi“ setzt auf zwei Formate
Es benötigt neuartige Konzepte, erstklassige Eigenproduktionen oder schlichtweg einen sehr guten Preis, um im von Amazon und Netflix dominierten Streaming-Markt Nutzer von einer neuen Streaming-Plattform zu überzeugen. Der im April 2020 in den USA startende Smartphone-Streamingdienst „Quibi“ möchte das schaffen, indem er in allen drei Disziplinen seine Eckpfeiler in den harten Boden des Streaming-Marktes treibt. Neben einem Kampfpreis und namhaften Regisseuren schreibt sich das Unternehmen vor allem die freie Wahl des Formats auf die Fahne. Das klingt im ersten Moment nach unspektakulärer Seifenoper, anstatt nach hoch spannenden Serien, die mit dem Adjektiv „episch“ in der Hauptrolle besetzt sind. Schließlich passen sich die Videos auf gängigen Plattformen ebenfalls an, sobald man sein Smartphone vom Hochformat ins Querformat oder umgekehrt dreht. Der Plot-Twist setzt jedoch dann ein, wenn man sich das Konzept von Quibi im Detail anschaut.
Zwei-Formate-Herausforderung für Produzenten
Vom für Smartphones optimierten Konzept erhofft sich Quibi eine Heldenreise auf dem Streaming-Markt und möchte damit ein Alleinstellungsmerkmal etablieren. Die Serien-Episoden sollen eine Länge von etwa zehn Minuten haben und in zwei Versionen – eine für das Querformat, eine für das Hochformat – produziert werden. Dies setze laut Digiday aber nicht zwingend voraus, dass Szenen doppelt gedreht werden müssen. Dabei soll genau dies der Vorteil gegenüber der Konkurrenz sein. Denn während in einem Thriller im Hochformat eine Person auf einem Sofa zu sehen wäre, könnte im Querformat zusätzlich eine vor der Haustür stehende Person für Spannung sorgen. Um alles zu sehen, müsste man eine Serie also zwei Mal anschauen. Ein cleverer Schachzug von Quibi, das kommt den Zugriffszahlen zu Gute.
Den durch die beiden Formate begründeten Mehraufwand für Produzenten soll das Unternehmen entsprechend vergüten. So sollen mit bis zu 125.000 US-Dollar pro Minute für einen Streaming-Newcomer recht hohe Summen fließen. Zum Vergleich: Bei Snapchat sollen 40.000 bis 50.000 Dollar pro Minute gezahlt werden, Top-Serien wie „Game of Thrones“ oder „House of Cards“ sollen sich HBO und Netflix 200.000 bis 300.000 Dollar kosten lassen haben.
Konzept gelobt und kritisiert
In einer Demo habe das Zweiformat-Konzept überzeugen können. „Es ist sowohl schockierend augenblicklich als auch schockierend, dass es so lange dauert, bis jemand es herausgefunden hat“, habe sich ein Entertainment-Manager euphorisch gezeigt. Kritiker führen dem Bericht zufolge hingegen an, dass die zwei Formate Nutzer überfordern würden und dass für das Verständnis und die Dramaturgie der Episode wesentliche Teile im Hochformat nicht sichtbar sein könnten. Andererseits könne man die Serie nach der Premiere auf Quibi auf Plattformen wie YouTube und Snapchat zweitverwerten und so zusätzliches Geld einnehmen.
Eigenproduktionen von namhaften Regisseuren
Neben seinem neuartigen Konzept hat Quibi die eingangs erwähnte Notwendigkeit exklusiver Eigenproduktionen erkannt und soll für die Gewinnung von Nutzern auf bekannte Namen setzen. So habe man bereits den „Hellboy“-Regisseur Guillermo del Toro und den „Training Day“-Regisseur Antoine Fuqua überzeugen können. Auch Steven Spielberg sei mit von der Partie und arbeite derzeit an einer Horror-Serie, die Nutzer für den Gruselfaktor nur nachts anschauen sollen können.
Preis eine Kampfansage an die Konkurrenz
In seiner günstigsten Version soll Quibi fünf Dollar pro Monat kosten. Getrübt wird dies jedoch durch vor und nach einer Episode eingeblendete Werbung. Diese könne man jedoch für ein höherpreisiges Abo von acht Dollar pro Monat ausblenden lassen. Damit würde Quibi gegenüber konkurrierenden Diensten wie Netflix und Amazon Prime Video mit einem Kampfpreis in den Streaming-Markt einziehen. Deren Sendungen können jedoch auf nahezu allen Endgeräten angeschaut werden – was bei Quibi als reine Smartphone-Plattform nicht der Fall sein soll.
Die zwei Personen hinter Quibi
Es scheint, als würde die neuartige Streaming-Plattform einiges richtig machen, sodass einem möglichen Erfolg ab April 2020 nichts mehr im Wege steht. Verwunderlich ist es nicht, schließlich stehen hinter dem Startup zwei Menschen, die sich in der Unterhaltungsindustrie und in der digitalen Welt geschäftlich bestens auskennen sollten: Meg Whitman, ehemalige Chefin von HP und Ebay, und Jeffrey Katzenberg, Gründer und Chef der Dreamworks Animationsschmiede und früherer Chairman der Walt Disney Studios.
Wann der Dienst in Deutschland startet, ist nicht bekannt.
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