smoost: Ein Bamberger Startup im Dienst der guten Sache
„Geschäftsideen kommen mir meistens unter der Dusche“, verrät Rainer Rother, als man ihn auf den Ursprung seines Startups anspricht. Der Unternehmer hält seine Einfälle dann in einer Liste fest, denkt auf ihnen herum, diskutiert mit anderen darüber, identifiziert so Probleme und tüftelt dann an einer akkuraten Lösung. „So war das auch mit smoost“, weiß der 34-jährige. Mit einem dreiköpfigen Team arbeitet Rother im oberfränkischen Bamberg an der Revolution des Spendens. Und die geht so: Niemand soll mehr den Fernseher anschalten müssen, um zu sehen, wo auf dem Globus gerade finanzielle Hilfe gebraucht wird. Niemand soll mehr eine dieser unzähligen Spendenhotlines bemühen, die nicht nur Zeit, sondern oft auch Nerven kosten. Niemand soll mehr im Unklaren darüber bleiben, wem das eigene Engagement wirklich zu Gute kommt – und vor allem: Niemand soll mehr dafür zum eigenen Portemonnaie greifen müssen.
smoost: Einfach, schnell und kostenlos per App helfen
All das verspricht smoost, eine neu erschienene App des gleichnamigen Startups aus Oberfranken. Die App dient gemeinnützigen Organisationen wie zum Beispiel WWF, Johanniter oder Heilsarmee ebenso wie lokalen Vereinen oder Stiftungen als eine Art „Schaufenster“. Nutzer haben die Möglichkeit, ihr Lieblingsprojekt auszusuchen und es einmal am Tag finanziell zu unterstützen – und das ohne dabei selbst Geld ausgeben zu müssen. Wie das funktioniert? „Das Zauberwort heißt Werbefinanzierung“, sagt Rother. Möchte ein Nutzer zum Beispiel das Projekt „Kältestreife in Dresden“ unterstützen, bei dem Freiwillige in den Abend- und Nachstunden losziehen, um Obdachlose in den Straßen mit warmen Getränken zu versorgen, wählt er einfach einen Werbepartner aus und lädt als Gegenleistung eine App herunter oder besucht die Webseite des Anbieters. Jedes mal wenn ein Nutzer die Werbung in der App anklickt, überweisen Werbepartner wie Zalando oder HRS dem Startup Geld dafür.
50 Cent für gemeinnützige Projekte – und das pro Klick
„Normalerweise behalten Unternehmen mit werbefinanzierten Apps die vollen 100 Prozent der dadurch erzielten Einnahmen“, erklärt Rainer Rother. „Wir dagegen behalten lediglich 25 Prozent der Erlöse ein, den Rest geben wir an das teilnehmende gemeinnützige Hilfsprojekt weiter.“ Die Höhe der Einnahmen ist dabei unterschiedlich: Schaltet ein Unternehmen zum Beispiel eine Anzeige, die zum Download einer App animiert, erhält smoost etwa einen Euro pro Klick. Für den Besuch einer Webseite natürlich weniger. Anschließend errechnet das Startup aus den Gesamteinnahmen einen Durchschnittswert und führt 75 Prozent davon an die Spendenprojekte ab. 50 Cent sollen im Schnitt so bei einem gemeinnützigen Projekt ankommen – pro Klick, versteht sich.
smoost: Und wo ist der Haken?
Dass Rainer Rother mit seiner Idee Erfolg haben wird, davon ist er überzeugt. Jeder Mensch wolle schließlich helfen, das sei sogar ein „angeborenes Bedürfnis“, wie er sagt. „Egal ob man jemandem die Tür aufhält, heruntergefallene Gegenstände aufhebt oder liegengebliebenen Autofahrern Starthilfe leistet – das gibt einem einfach ein gutes Gefühl“, so Rother. In Zukunft will er mit seinem Team dafür sorgen, dass noch mehr Geld bei den gemeinnützigen Projekten ankommt, pro Klick sollen es im Schnitt mindestens ein Euro werden.
Allerdings, und darüber muss und kann jeder frei entscheiden, ist smoost dafür auch ein Stück weit auf die Großzügigkeit der Nutzer hinsichtlich ihres Umgangs mit Daten angewiesen. Denn je mehr Nutzer ihr App-Profil mit personenbezogenen Angaben zu Alter, Geschlecht und Interessen bestücken, desto besser ist die Verhandlungsposition von smoost am Ende gegenüber Werbetreibenden. Kein leichtes Unterfangen, werden viele Nutzer doch inzwischen immer vorsichtiger im Umgang mit ihren Daten. Geht es nach Rother, sind etwaige Datenschutzbedenken aber unbegründet. Die Nutzerdaten werden laut ihm lediglich zur Vermittlung hochbezahlter Klicks verwendet. „Die Daten verlassen zu keinem Zeitpunkt unseren Server und werden auch nicht an Dritte weitergegeben.“ Zudem könnten Nutzer ihre Datenfreigaben jederzeit mit nur einem Klick widerrufen.
„Expansion ist ein heißes Thema“
Ob und inwieweit diese Strategie als Sprungbrett oder letztlich doch als Hürde für das Startup gewertet werden muss, bleibt abzuwarten. Klar ist jedenfalls: Nach zwei Jahren intensiver Vorbereitungen will smoost im kommenden Jahr an Bekanntheit und Reichweite gewinnen. „Wenn es uns dann gelingt, mit dem Geschäftsmodell Gewinne zu erzielen, wird die Expansion in andere Länder ein heißes Thema sein“, verrät Rainer Rother. Aktuell will man sich in Bamberg aber keine Illusionen machen, das sei noch „Zukunftsmusik“, sagt Rother. Musik, wie sie eben unter der Dusche gespielt wird.
Da waren wir wohl etwas zu langsam.