Social Media: Kalifornien verbietet suchterzeugende Feeds für Minderjährige

Ein neues Gesetz in Kalifornien markiert einen wichtigen Schritt in der weltweiten Debatte um den Schutz von Minderjährigen vor möglichen Gefahren durch soziale Medien. Wie Techcrunch berichtet, dürfen Social-Media-Plattformen in Kalifornien ab sofort keine suchtfördernden Feeds mehr an Kinder und Jugendliche ausspielen – es sei denn, die Eltern geben ihre ausdrückliche Zustimmung.
Meta & Co. hatten sich juristisch gegen das Gesetz gewehrt
Das kalifornische Gesetz, bekannt als SB 976, definiert die problematischen, süchtig machenden Feeds als Algorithmen, die Inhalte auswählen und empfehlen, die auf dem Nutzungsverhalten und nicht explizit auf den Präferenzen der Nutzer:innen basieren. Ab 2027 müssen Plattformen zudem Techniken zur Altersverifizierung einsetzen, um sicherzustellen, dass Minderjährige entsprechend geschützt werden.
Die Entscheidung folgt einem Rechtsstreit, in dem Tech-Lobbygruppen wie Netchoice das Gesetz blockieren wollten. Mitglieder wie Meta, Google und X argumentierten, dass SB 976 gegen die Meinungsfreiheit verstoße. Während ein Gericht einige Teile des Gesetzes wie das Verbot von nächtlichen Benachrichtigungen aussetzte, bleibt das Kernverbot bestehen. New York hat im Sommer ein ähnliches Gesetz verabschiedet, was darauf hindeutet, dass der Jugendschutz auf Social-Media-Plattformen in den USA ein wachsender Trend ist.
Australien gilt als strenger Vorreiter
Während Kalifornien gezielt suchtfördernde Feeds reguliert, geht Australien noch einen Schritt weiter und hat ein noch strengeres Gesetz verabschiedet. Dort dürfen Kinder unter 16 Jahren überhaupt keine sozialen Medien mehr nutzen. Plattformen wie Tiktok, Snapchat oder Facebook sind verpflichtet, eine Alterskontrolle einzuführen und haben ein Jahr Zeit, diese umzusetzen. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu 31 Millionen Euro.
Die australische Regierung sieht in den sozialen Medien eine ernsthafte Gefahr für das Wohlergehen von Kindern. Studien zufolge haben fast zwei Drittel der Jugendlichen in Australien bereits schädliche Inhalte wie Drogenmissbrauch, Selbstverletzung oder gewalttätiges Material gesehen. Premierminister Anthony Albanese betonte, dass es darum gehe, Kindern eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen und sie von den negativen Einflüssen sozialer Medien fernzuhalten.
Mehr Regulierung wünschen sich auch die Deutschen
Auch in Deutschland befürwortet eine große Mehrheit strengere Gesetze für die Nutzung sozialer Medien durch Kinder und Jugendliche. Wie der Spiegel berichtet, würden 77 Prozent der Deutschen einem Gesetz nach australischem Vorbild „voll und ganz“ oder „eher“ zustimmen. Demgegenüber stehen nur 13 Prozent, die ein solches Gesetz „voll und ganz“ oder „eher“ ablehnen würden. Dass soziale Medien negative Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche haben, glaubt laut Umfrage ebenfalls eine große Mehrheit: 82 Prozent stimmen dieser Aussage „voll und ganz“ oder „eher“ zu.
Kritiker:innen solcher Gesetze, darunter viele Expert:innen aus den Bereichen Technologie und Psychologie, warnen davor, dass strengere Gesetze Jugendliche in weniger regulierte und möglicherweise gefährlichere Bereiche des Internets treiben könnten. Sie argumentieren, dass Verbote oder strenge Altersbeschränkungen nur die Symptome eines grundlegenden Problems behandeln – nämlich den Mangel an digitaler Bildung und die unzureichende Moderation schädlicher Inhalte durch die Plattformen selbst.