Wenn Social Media aus dem Ruder läuft: Pril „Hähnchengeschmack“

Die Macher der Aktion „Mein Pril – Mein Stil“ wollen das Premium-Spüli Pril sicherlich mit einem Hauch Internet auffrischen – ganz ohne Spülhände. Schließlich ist es ja „eine Marke mit echtem Kult-Charakter“, wie es auf der Aktions-Website von Pril in aller Marketing-Bescheidenheit heißt. Ab 1. Oktober kommen zwei „Design-Editionen“ in den Handel. Die Nutzer dürfen selbst malen und abstimmen. Wie sich die Macher das Ergebnis vorgestellt haben, kann man ganz gut auf der Seite sehen:

So stellt man sich bei Henkel vor, wie die von den Kunden entworfenen Pril-Flaschen aussehen könnten.
Auf Platz 1 der Abstimmung ist allerdings gerade das hier:

Am beliebtesten ist derzeit allerdings Pril „Schmeckt lecker nach Hähnchen“.
Nun haben die Macher wohl aus Aktionen wie beispielsweise von Otto gelernt. Dort hatte man per Facebook einen Model-Wettbewerb gestartet und neben zahlreichen jungen Damen bewarb sich auch der eher nachlässig als Frau verkleidete Sascha Mörs alias „Brigitte“ – und gewann die Online-Abstimmung. Otto nahm’s mit Humor und die Einladung zum Fotoshooting ging tatsächlich an die Gewinnerin – äh – den Gewinner.
Pril-Wettbewerb mit Hintertürchen – für alle Fälle
Bei Pril hat man sich da ein Hintertürchen offen gehalten: Eine Jury wählt aus den zehn bestplatzierten Entwürfen am Ende aus. Zur Begründung heißt es:
Wir möchten euch die Möglichkeit geben, eure Favoriten zu wählen und Einfluss darauf zu nehmen, welche beiden Designs als Limited Edition im Handel erhältlich sein werden. Daneben müssen die Gewinner-Designs auch zu der Marke Pril passen und sich für den großflächigen Verkauf einer großen Auflage im deutschen Einzelhandel eignen.
Ich möchte mich nicht zu weit über das Spülbecken lehnen, aber ich vermute mal: „Schmeckt lecker nach Hähnchen!“ könnte da durchs Auffangsieb rutschen. Da müssten also schon die Top 10 komplett mit Gaga-Entwürfen à la „Hähnchengeschmack“ befüllt werden, um diesen Sicherheits-Stopfen zu umgehen und den ganzen Wettbewerb in den Orkus zu spülen. Und irgendwie wär’s dann auch wieder schade drum, schließlich gibt’s ja genügend Wettbewerbsteilnehmer, die es ernst meinen und sich eventuell sogar Mühe gegeben haben…
So gesehen ist der momentan führende Entwurf vielleicht sogar die beste Werbung für den Wettbewerb, den sich Henkel denken kann. Quasi der Social-Media-Ritterschlag: Hurra, man nimmt uns wahr!
Und wer weiß: Vielleicht kommt Pril „Hähnchengeschmack“ ja doch noch auf den Markt. Passt schließlich prima zu Ritter Sport „Mett“.
Update: „Kein Protest gegen die Marke Pril“
Auf Facebook hat sich der „Hähnchengeschmack“-Urheber Peter Breuer zu der Aktion geäußert, er ist übrigens Werbetexter:
Das Hähnchen selbst war ein Spaß: Ich hatte mich darüber geärgert, das Stempeln von Blümchen zur Crowdsourcing-Aktion zu erheben. Bewusst habe ich deshalb den miserabel funktionierenden Stift als einziges Werkzeug mit hohem Freiheitsgrad gewählt. (…)
Es war WEDER ein Protest gegen die Marke Pril oder den Konzern Henkel, NOCH eine absichtsvolle Nutzung sozialer Medien. Klar ist doch nur, dass ein Hähnchen im Blümchen-Umfeld am besten auffällt.
Was wir alle hatten, war ein Riesenspaß. Henkel wird von dem entstandenen Mini-Hype profitieren und jeder, der mitgemacht hat, kann sich über ein bisschen Anarchie im Alltag freuen. Manche ärgert sicher auch der Hype, aber wer es nicht gelernt hat, nicht zu lesen, hätte besser gar nicht erst mit dem Lesen angefangen.
Und mit diesem Tweet hatte das alles seinen Anfang genommen.
Weiterführende Links zum Thema Social Media Monitoring: