
Lange haben uns die HR-Experten gepredigt, bloß nicht zu freigiebig mit Informationen in Social-Media-Profilen zu sein – als Beispiel kam dann oft die sagenumwobene Facebook-Gruppe „mein Filmriss war länger als deine Party“. Jetzt wird klar: Zu wenig oder gar überhaupt nichts sollte man in den einschlägigen Netzwerken aber auch nicht von sich preisgeben.
Eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom zeigt, dass gut zwei Drittel neben Lebenslauf und Bewerbungsmappe auch mal schauen, was sie über einen Bewerber im Internet finden können. „Ein aktuelles und gut gepflegtes Profil kann also die Chancen auf eine Einladung zum persönlichen Gespräch erhöhen“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Googeln oder nicht? Viele Unternehmen überlassen das dem Personaler
Dabei lassen es viele Unternehmen in ihren Handlungsanweisungen gegenüber der Personalabteilung offen, ob ein Personaler einen Blick ins Internet werfen darf. Lediglich 4 Prozent der 304 Personalverantwortlichen, die in der repräsentativen Studie befragt wurden, gaben an, dass es in ihrem Unternehmen verboten sei, den Bewerber zu googeln. Bei 11 Prozent ist es explizit erwünscht, bei acht von zehn Unternehmen dem Personaler überlassen. Und sie tun es: 63 Prozent der Befragten gaben an, sich in sozialen Netzwerken über die Bewerber zu informieren – sei es, um das Bild aus Lebenslauf und Zeugnissen abrunden zu können, sei es, um weitere Informationen zu finden, die der Bewerber naturgemäß nicht in der Mappe aufführt.
Drei von zehn ziehen bereits bei der ersten Sichtung der Unterlagen die Social-Media-Profile zu Rate (29 Prozent), ebenso viele nach dem ersten Gespräch mit dem Bewerber (30 Prozent). Jeder fünfte Personaler (18 Prozent) nutzt soziale Netzwerke als letzten Check, kurz bevor ein Vertrag zustande kommt. 12 Prozent der Unternehmen speichern sogar die Informationen aus den sozialen Netzwerken, die große Mehrheit der Personalverantwortlichen (76 Prozent) nutzt sie allerdings nur, um sich selbst ein besseres Bild vom Bewerber zu machen.
Immerhin acht von zehn der befragten Personaler gaben an, dass auch ein Bewerber ohne Auftritt in den sozialen Medien für eine Stelle in Frage kommt (wohl mit Ausnahme entsprechender Social-Media-Stellen, wo so etwas aus fachlichen Gründen vorausgesetzt wird), aber für 16 Prozent der Personaler ist ein Social-Media-Profil Einstellungsvoraussetzung. Immerhin 8 Prozent gaben an, dass sie keine Bewerber ohne ein solches Profil einstellen würden.
Soziale Medien als digitale Visitenkarte
Was also sinnvollerweise tun? Grundsätzlich kann es kein Schaden sein, via Internet auffindbar zu sein, wenn man ohnehin im Berufsleben steht und nicht gerade als Geheimagent im Dienste ihrer Majestät unterwegs ist. Dass ein Profil insbesondere bei Xing oder Linkedin als digitale Visitenkarte dient und die Chancen erhöht, von Personalberatern angesprochen zu werden ist klar. Allerdings kann man auch hier entsprechende Vorkehrungen treffen, wenn man eben nicht aktiv kontaktiert werden will. Ebenfalls nichts schaden kann es, in entsprechenden Gruppen und Diskussionsforen aktiv zu sein und zu Themen des eigenen beruflichen Umfeldes Fragen zu beantworten oder sich zu positionieren. Ein solches Engagement kann auch dann hilfreich sein, wenn es einen Menschen gleichen Namens gibt, der seinerseits gut im Netz auffindbar ist. Hier könnte ein Personalverantwortlicher ansonsten falsche Schlüsse ziehen, wenn er nur flüchtig recherchiert.
Ein Armutszeugnis für die eh überbezahlte Personaler. Früher hatte man sich ein Bild vom Bewerber im persönlichen Gespräch auf Grund eines 4 Augen-Gespräches und seiner Kompetenzen gemacht. Heute wohl nicht mehr notwendig. Hauptsache ein Hochglanzpoliertes Top-gestyltes Facebook-Profil.
Verlagert doch die Einstellungsentscheidung auch noch in die KI-getunte Cloud dann könnt Ihr auch noch dieser die Fehlentscheidungen anlasten und den Rest des Tages weiterschlafen.
So sieht es aus! Das HR-Mäuschen wird ganz überfordert sein, falls es nix zum Facebooken hat. Xing? Achherje, was ein anstrengender Tag :)
Und schon wieder wird eine „Umfrage unter 304 personalverantwortlichen in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern“ als Studie verkauft. Echt mal t3n, wenn ihr nix zum recherchieren habt, dann bezeichnet Pressemitteilungen wenigstens als das was sie sind. Das Ausschmücken von PR-Gelaber mit hinzugedichteten Tatsachenbehauptungen gehört eigentlich vom Presserat gerügt und von der Konkurrenz abgemahnt.
der „Mitmachzwang“ auf diversen Social Media Kanälen voran Facebook ist leider zur Unsitte geworden, die die Personaler erreicht hat. Kenne einen Fall, wo ein qualifizierter Bewerber direkt aussortiert wurde, weil er Whats App nicht nutzt, stattdessen einen kostenpflichtigen Messenger bedient, der zudem auch mit Datenschutzregeln konform ist. In der Eventbranche sind die Personaler besonders mit Facebook Profilen beschäftigt.
Aus der Luft gegriffen ist der Blogpost von t3n nicht, auch wenn es für den ein oder anderen unglaubwürdig erscheint. Dennoch halte ich Personaler für bekloppt, die primär via Social Media aussortieren. Die Nichtnutzung diverser Kanäle hat auch einen guten Grund, Leuten, denen das Recht auf Selbstbestimmung auch bezüglich ihrer eigenen Daten nicht egal sind, erweisen sich nicht selten als die qualifizierteren Mitarbeiter.