Spitznamen auf der Arbeit: Was okay ist – und was du lieber lassen solltest

Auflockernd und sympathisch oder unangebracht und despektierlich? Mit den Spitznamen am Arbeitsplatz ist das so eine Sache. (Foto: Rawpixel.com/Shutterstock)
Warren Buffett war das „Oracle of Omaha“, Elon Musk der „Space Cowboy“ und die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin musste sich einst mit dem Beinamen „Mutti Merkel“ abfinden.
Aber nicht nur Promis bekommen Spitznamen verpasst: Es gibt sie auch am Arbeitsplatz. Wozu das gut sein kann und wann Vorsicht geboten ist, haben ein Wissenschaftler der Ivey Business School und eine Wissenschaftlerin der University of New Hampshire erforscht.
Spitznamen auf der Arbeit: Keine Seltenheit
In ihrem Paper zu den Effekten von Spitznamen am Arbeitsplatz stellen Zhe Zhang und Shuili Du fest: In den USA haben neun von zehn Menschen entweder schon einmal selbst einen Spitznamen auf der Arbeit bekommen oder beobachtet, wie einer anderen Person ein Spitzname gegeben wurde. Als Spitzname zählten dabei keine schlichten Abkürzungen – wie „Tom“ statt „Thomas“, – sondern nur komplett neue Bezeichnungen für eine Person.
Um herauszufinden, wie diese Spitznamen wirken, führten Zhang und Du verschiedene Experimente mit 1.100 Erwachsenen durch. Die Teilnehmenden wurden in vier Gruppen aufgeteilt und sollten sich vorstellen, dass sie eine neue Stelle antreten. Je nach Gruppe folgte dann ein unterschiedliches Briefing.
Einer Gruppe wurde gesagt, „dass die Mitarbeiter in ihrem Unternehmen ihren Chef/ ihre Chefin mit dem Spitznamen ‚Panda‘ anreden, weil er immer einen schwarz-weißen Anzug trägt“. Eine Zweite bekam die Information, „dass ihr Chef/ihre Chefin einen Mitarbeiter mit dem Spitznamen ‚Panda‘ bezeichnete, weil dieser immer einen schwarz-weißen Anzug trug“.
Zu den anderen beiden Gruppen hieß es jeweils, dass die Mitarbeiter ihren Chef/ihre Chefin mit seinem offiziellen Namen anreden, beziehungsweise dass ihr Chef/ ihre Chefin einen Mitarbeiter mit seinem offiziellen Namen ansprach.
Wie wirken Spitznamen auf der Arbeit?
Die Auswertung der Experimente zeigte: Wenn Mitarbeitende ihrer Führungskraft einen Spitznamen geben dürfen, bringt das der Führungskraft Sympathiepunkte ein. Gibt allerdings der Chef oder die Chefin Teammitgliedern einen Spitznamen, kann das zu informell oder im schlimmsten Fall herablassend wirken.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Teilnehmer, denen gesagt wurde, dass ihr Chef einen Mitarbeiter mit einem Spitznamen anspricht, sich bei der Arbeit weniger psychologisch sicher, weniger mächtig und weniger respektiert fühlen als diejenigen, denen gesagt wurde, dass ihr Chef einen Mitarbeiter mit seinem offiziellen Namen anspricht“, schreibt das Forschungsduo im Harvard Business Review.
„Umgekehrt berichteten Teilnehmer, denen gesagt wurde, dass Mitarbeiter ihren Chef mit demselben Spitznamen ansprechen, dass sie sich psychologisch sicherer, mächtiger und respektierter fühlen würden als diejenigen, denen gesagt wurde, dass Mitarbeiter ihren Chef mit ihrem offiziellen Namen ansprechen“.
„Wenn du dir nicht sicher bist: Frag!“
In einem zweiten Experiment konnten Zhang und Du herausarbeiten, dass die beobachteten Effekte in Unternehmen mit einer starken Hierarchie besonders hoch, in Unternehmen mit flachen Hierarchien eher schwach ausfielen.
Letztendlich gilt aus Sicht des Forschungsteams aber ganz unabhängig davon immer: „Wenn du dir nicht sicher bist, ob es in Ordnung ist, den Spitznamen einer Person zu verwenden, frag einfach! Such dir einen privaten Moment, um mit der Person zu sprechen und sicherzustellen, dass sie mit dem Spitznamen einverstanden ist.“