Zahltag! Die 20 größten deutschen Startup-Exits der letzten Jahre
Startup-Exits: Deutschland mit vielen Überraschungen
Um die deutsche Startup-Szene auf Augenhöhe mit ihren Vorbildern aus dem Ausland sehen zu können, wird immer wieder gerne nach mehr – und finanziell stärkeren – Exits gerufen. Zwar sind Zahl und vor allem Höhe der Unternehmensverkäufe hierzulande tatsächlich noch vergleichsweise gering. Dennoch konnten in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Startups aus unterschiedlichsten Branchen einen Exit im Millionenbereich verbuchen.
In der folgenden Übersicht zeigen wir die 20 größten Startup-Exits aus den letzten fünf Jahren. Zur Erklärung: Die Liste enthält lediglich solche Exits, deren Summen offiziell bekannt sind. Andere Übernahmen, zu denen die Höhe unbekannt oder nur in einer vagen Schätzung vorliegt, werden nicht berücksichtigt. Die Kaufpreise werden – sofern ursprünglich in Dollar ausgegeben – in Euro umgerechnet.
Die 20 größten deutschen Startup-Exits im Überblick
1. Teamviewer
Als „heimlicher Milliardenexit abseits von Berlin“ ist den Machern hinter der Fernwartungs-Software Teamviewer im Mai der große Verkauf geglückt. Das gleichnamige und 2005 in Göppingen gegründete Unternehmen wurde von der britischen Private-Equity-Firma Permira übernommen. Kaufpreis: 830 Millionen Euro.
2. Trivago
Mit einem Hotelvergleichsdienst ging das Unternehmen Trivago im Jahr 2004 in Düsseldorf vor Anker. Acht Jahre später generierte der über 600.000 Hotels und 140 Buchungsseiten vergleichende Dienst rund 100 Millionen Euro Umsatz. Im Dezember 2012 wurde Trivago schließlich vom US-Portal Expedia geschluckt. Kaufpreis: 477 Millionen Euro.
3. Bigpoint
Es ist der Exit, auf den die Hamburger Gründerszene gerne verweist: Die von Heiko Hubertz gegründete Spieleschmiede Bigpoint gilt als Leuchtturm in der hanseatischen Games-Branche. 2011 erhielten die Private-Equity-Investoren um Summit Partners und TA Associates die Anteilsmehrheit. Kaufpreis: 272,6 Millionen Euro.
4. Dress-for-less
Der bereits 1999 gegründete Outlet-Shop für Marken- und Designermode aus der Nähe von Frankfurt am Main ging im Jahr 2011 in den Besitz des spanischen Shopping-Clubs Privalia über. Zuvor konnte man einen Jahresumsatz von rund 64 Millionen Euro erzielen. Kaufpreis: 200 Millionen Euro.
5. Sociomantic
Mit Anzeigen im Bereich Real-Time-Bidding konnte sich das Berliner Startup Sociomantic binnen weniger Jahre einen Namen im umkämpften Werbemarkt machen. 2009 gegründet, wurde Sociomantic schließlich im Frühjahr dieses Jahres vom britischen Einzelhandelsspezialisten Dunnhumby gekauft. Kaufpreis: 150 Millionen Euro.
6. Brands4Friends
Dass eine Idee nicht per se neu sein muss, um sie erfolgreich in den Exit zu führen, hat das 2007 in Berlin gegründete Startup Brands4Friends bewiesen. Der Shopping-Club erzielte mit Markenverkäufen zu reduzierten Preisen binnen weniger Jahre Umsätze im hohen zweistelligen Millionenbereich. Ebay schlug deshalb schon im Jahr 2010 zu. Kaufpreis: 150 Millionen Euro.
7. CityDeal
Das von den Samwer-Brüdern unter dem Dach von Rocket Internet gegründete Gutschein-Portal CityDeal war der deutsche Klon zum US-amerikanischen Marktführer Groupon. CityDeal lieferte sich hierzulande ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Wettbewerber DailyDeal. CityDeal wurde als erstes verkauft, und zwar direkt an Groupon. Kaufpreis: 125,4 Millionen Euro.
8. Sofort
Mit Überweisungen, die in Sekunden auf dem Konto des Empfängers landen, ist das Unternehmen hinter der „Sofortüberweisung“ groß geworden. Im Dezember übernahm der schwedische Payment-Riese Klarna die 2005 in München gegründete Sofort AG. Kaufpreis: 108 Millionen Euro.
9. JouleX
Im März 2013 verleibte sich der US-Konzern Cisco das 2009 in München gegründete JouleX ein, ein Startup, das auf smarte und im Sinne des Internet of Things werkelnde Energiemanagement-Lösungen spezialisiert ist. Inzwischen in den USA ansässig, betreibt man hierzulande zumindest noch Forschung. Kaufpreis: 107 Millionen Euro.
10. DailyDeal
Das Gutschein-Portal DailyDeal lieferte sich einst einen harten Konkurrenzkampf mit seinem Pendant CityDeal. Beide wurden letztlich für Millionenbeträge von US-Konzernen gekauft – DailyDeal von Google, für 88,8 Millionen Euro. Mittlerweile haben die Gründer Fabian und Ferry Heilemann das Unternehmen für eine unbekannte Summe zurück erworben.
11. Scoreloop
Das 2009 in München aus der Taufe gehobene Social-Gaming-Startup Scoreloop hat eine Infrastruktur für mobile Spiele entwickelt. Mit Research in Motion wurde keine zwei Jahre später der Konzern hinter BlackBerry auf das Unternehmen aufmerksam. Kaufpreis: 55,3 Millionen Euro.
12. Tirendo
Als Company Builder gehört der mittelfristige Verkauf von Startups zum kalkulierten Geschäft von Project A. Mit Tirendo konnte man einen erfolgreichen Reifenhändler im Netz etablieren und 2013 auch einen signifikanten Exit an das Konkurrenz-Konsortium um Delticom erzielen. Kaufpreis: 50 Millionen Euro.
13. plista
Das 2008 gegründete Startup Plista aus Berlin hat sich zum Marktführer für Content-Marketing und native Werbeangebote in Europa etabliert. So verzeichnete das inzwischen auf über 100 Mitarbeiter gewachsene Unternehmen zuletzt dreistellige Millionenumsätze. Im Januar wurde der Exit an die Media-Agentur Group M bekannt. Kaufpreis: 30 Millionen Euro.
14. Hotel.de
Ähnlich hart umkämpft und seit Jahren von der Digitalisierung geprägt ist das Geschäft mit Hotelbuchungen. Mit der Übernahme der Anteilsmehrheit an Hotel.de stärkte die deutsche Plattform HRS im Oktober 2011 ihre Stellung am deutschen Markt. Kaufpreis: 43 Millionen Euro.
15. Ladenzeile.de
Mit einer Suchmaschine für Schuhe, Mode, Möbel, Schmuck und Spielzeug ist die E-Commerce-Plattform Ladenzeile.de einst in Berlin an den Start gegangen. Das war im Jahr 2009, schon zwei Jahre später konnte man das Medienhaus Springer als Käufer gewinnen. Kaufpreis: 40 Millionen Euro.
16. Qype
Als Yelp seinen Empfehlungsdienst für Geschäfte und Locations auf dem US-Markt etablierte, baute das 2005 in Hamburg gegründete Qype ein ganz ähnliches Angebot in Deutschland und Europa auf. Am Ende musste Yelp die ungeliebte Konkurrenz kaufen, um ungehindert expandieren zu können. So geschehen im Jahr 2012. Kaufpreis: 28 Millionen Euro.
17. KaufDa
Das Medienhaus Springer hat mit dem Erwerb von Ladenzeile.de nicht zum ersten Mal Interesse am Geschäft mit dem Einzelhandel bekundet. Zuvor kaufte man bereits im März 2011 das Berliner Startup KaufDa, das sich schnell als lokale Prospektplattform für Einzelhandel und Gastronomie etablieren konnte. Kaufpreis: 25 Millionen Euro.
18. Netzathleten
Ebenfalls in deutschen Startup-Gewässern fischte im Jahr 2011 der TV-Sender und Medienriese RTL. Er übernahm nach vierjährigem Bestehen mehrheitlich den Vermarkter Netzathleten Media, der zum jetzigen Zeitpunkt insgesamt zehn Verticals betreibt. Ursprung des Unternehmens war das Sport- und Lifestyle-Netzwerk Netzathleten.de. Kaufpreis: 20 Millionen Euro.
19. Moviepilot.de
Moviepilot.de gilt als die am schnellsten wachsende Film-Community am Markt, verzeichnete allein im ersten Quartal 2014 rund 11 Millionen Zugriffe bei fünf Millionen Nutzern. Das US-Pendant Moviepilot.com ist noch größer. Die deutsche Dependance haben die Macher jedenfalls schon mal an den französischen Verlag Webedia verkauft. Kaufpreis: 15 Millionen Euro.
20. Skobbler
Im Schatten von Anbietern wie TomTom oder Navigon konnte das Berliner Startup Skobbler als günstige Navigationslösung auf OpenStreetMap-Basis eine große Fangemeinde aufbauen. Um den Traum einer quelloffenen Google-Maps-Alternative zu forcieren, kaufte der US-Anbieter Telenav Skobbler schließlich im Januar 2014. Kaufpreis: 18 Millionen Euro.
Haben wir einen Deal vergessen? Wir freuen uns über eure Hinweise in den Kommentaren!
„Er übernahm mehrheitlich das Sport- und Content-Netzwerk Netzathleten.de nach vierjährigem Bestehen. Es handelt sich um ein Sport- und Lifestyle-Magazin. Kaufpreis: 20 Millionen Euro.“
Es handelt sich primär nicht um ein Magazin, sondern vielmehr um einen Vertical Werbe-Vermarkter, der zwar noch Netzathleten Media heißt, aber auch Verticals für viele andere Bereiche anbietet. Zum Beispiel für Business, Entertainment, Gesundheit, und und und. Dazu bündelt er die Reichweite vieler verschiedener Magazine zu einer Sparte und vermarktet diese. Das ist auch der Grund, warum RTL eingestiegen ist. Denn zu RTL gehört auch IP Deutschland, ein weiteres Werbenetzwerk. So stellt sich die RTL-Gruppe in Deutschland strategisch auf dem Werbemarkt auf. Es gibt ähnliche Vermarkter, wie mediagroupone (ehemals Vertical Networks), glam/brash und weitere die ähnlich agieren.
Daneben existiert auch noch das ursprüngliche Magazin Netzathleten, das aber bei der Wertschöpfung eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Hallo Stephan,
vielen Dank für den Hinweis. Ich korrigiere das sofort.
Viele Grüße,
Lars
Ist denn mittlerweile offiziell bestätigt, wie viel sich Lieferheld hat Pizza.de kosten lassen?
Mein letzter Stand waren die vermuteteten 290 Millionen.
Billpay an Wooga und Tradoria an Rakuten für einen zweistelligen Millionenbetrag fehlt noch. Kennt da jemand die genauen Beträge?
Tragen diese ganzen Exits nicht einfach nur dazu bei, dass immer mehr Monopole entstehen? Unabhängige Firmen und ein freies Angebot für den Verbraucher gibt’s doch gar nicht mehr – alles sind nur noch irgendwelche Konglomerate aus gekauften Firmen. Andere Startups, die keinen Käufer haben (wollen), haben doch kaum noch eine Chance gegen sowas…
Da wurde aber doch ein EXIT aus 2014 völlig vergessen.
Für 130 MIO Euro wurde das deutsche lifescience Unternehmen ACTIVAERO im März 2014 von der britischen Vectura plc übernommen.