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Porträt

Nicht Steve Jobs: Das ist der wahre Erfinder des Macintosh

Der Macintosh ist inzwischen 40 Jahre. Die Erfindung des Geräts wird oft Steve Jobs zugeschrieben, dabei war es Apple-Mitarbeiter Nummer 31, der das Gerät vor dem sicheren Aus bewahrte. Wer war Jef Raskin?

4 Min.
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Steve Jobs präsentiert den Macintosh. (Foto: Aaron Kehoe / Picture Alliance)

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Es ist vor allem ein Name, der heute mit dem Erfolg des berühmten Macintosh verbunden ist: der von Steve Jobs. Obwohl der Verdienst des einstigen Apple-Gründers um den prototypischen Rechner nicht unerheblich ist, da er das Mac-Projekt vollendet hat, so hat es doch jemand anderes initiiert: Die Rede ist von Jef Raskin. Der 1943 in New York geborene Tech-Experte war der 31. Mitarbeiter des damals aufstrebenden Tech-Unternehmens. Mit Steve Jobs hatte er, wie so viele Angestellte von Apple, seine Probleme – vor allem aufgrund des Macintosh.

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Walter Isaacson hat in der autorisierten Biografie des Apple-Gründers (Amazon*, Thalia*) über diese Zeit geschrieben. Raskin war es, der zeit seines Lebens den Computer für jedermann propagierte, im Gegensatz zu Jobs, der Computertechnologie zwar auch in die heimischen vier Wände bringen wollte, jedoch zu satten Preisen, die wohl die wenigsten Amerikaner hätten bezahlen können. Jobs war ein Perfektionist, der schon mal Gravuren ins Innere eines Gehäuses ritzen ließ – auch wenn das bedeutete, dass die Produktionskosten explodierten.

Jef Raskin: Computer in Millionenstückzahl

Der erste Beitrag von Jef Raskin zu Apple war jedoch ein Handbuch für den Apple II. Der promovierte Mathematiker, Philosoph und Informatiker fertigte es 1976 als Auftragsarbeit an. Steve Jobs, der von Jef Raskin hörte, wandte sich direkt an ihn. Die Doktorarbeit des Technikbegeisterten eilte ihm voraus. Darin arbeitete er sich an der These ab, dass grafische Benutzeroberflächen für Computer besser geeignet seien als reine Textversionen. Jobs war zufrieden mit dem Handbuch und heuerte Raskin an. Er wurde Leiter der Publikationsabteilung.

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Im Jahr 1979 überredete er Mike Markkula, der zu Apples ersten frühen Investoren gehörte und sogar zwei Jahre als CEO der Firma fungierte, ihm die Leitung eines winzigen Nebenprojektes namens Anni zu geben. Anni war der Name einer Computerlinie, die keine hohe Priorität hatte. Zu der Zeit trieb Steve Jobs noch das Lisa-Projekt voran, aus dem er jedoch im September 1980 flog. Als Jobs sich eine neue Aufgabe suchte, fing er an, sich für die Arbeit von Raskin zu interessieren. Ein Zusammenstoß der beiden war vorprogrammiert.

Die erste Amtshandlung von Jef Raskin war es, den Namen des Projekts gegen einen anderen einzutauschen. Er hielt es für sexistisch, Computer nach Frauen zu benennen. Stattdessen taufte er ihn zu Ehren seiner Lieblingsapfelsorte McIntosh um. Raskin änderte bewusst die Schreibweise in Macintosh, um Konflikte mit dem Audiogerätehersteller McIntosh Laboratoy zu umgehen. So hat er Anni ausradiert und Macintosh war geboren. Doch das war nicht die einzige Leistung, die Jef Raskin in das Projekt einbrachte.

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Er stellte sich ein kompaktes Gerät mit integriertem Bildschirm und einer Tastatur für 500 bis 1.000 Dollar vor. Um die Herstellungskosten niedrig zu halten, sollte es einen winzigen Fünf-Zoll-Bildschirm und einen leistungsschwachen Motorola-6809-Prozessor bekommen. „Wirkliche Heimcomputer wird es nur geben, wenn man bei einer beliebigen Familie mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit einen vorfindet“, zitiert Walter Isaacson aus einem Manifest von Jef Raskin mit dem Titel „Computer in Millionenstückzahl“.

Der größte Konflikt mit Steve Jobs entbrannte um den 6809-Prozessor. Jobs hielt nichts davon und tendierte zu einem deutlich leistungsstärkeren Motorola 68000. Die Pläne des Apple-Gründers gingen über die von Raskin hinaus. Jobs wollte eine grafische Benutzeroberfläche, die Icons abbilden und mit einer Maus gesteuert werden sollte. Er setzte sich durch und Raskin musste den Preis neu berechnen. Die 1.000-Dollar-Marke konnte er nicht halten. Jobs und Raskin gerieten aneinander, er entzog ihm das Macintosh-Projekt.

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Macintosh war zunächst kein großer Erfolg

Auch wenn der Streit um Qualität und Kosten nie ganz beigelegt und sogar streckenweise unnachgiebig öffentlich im Team ausgetragen wurde, respektierten die beiden Computerfans ihre Fachkenntnisse. Sie waren sich in vielen Sachen auch einig: Der Macintosh sollte für Laien leicht nutzbar sein und in einem All-in-One-Paket ohne viel Kabelsalat und komplizierte Installationen kommen. Letzteres missfiel übrigens Steve Wozniak, der Bastler empfand das Gerät als zu inkompatibel mit anderen.

Im Jahr 1984 kam der Macintosh für satte 5.000 Dollar in die Läden. Jef Raskin hatte Apple bereits zwei Jahre zuvor verlassen. Steve Jobs feierte den Computer bei der Veröffentlichung mit einer kostspieligen Vermarktungsstrategie, die völlig neue Maßstäbe in der Produktpräsentation setzte. Legendär ist der 1984-Werbespot für den Superbowl, in dem der Kampf zwischen Gut und Böse in Form von Apple versus IBM erzählt wird. Ein voller Erfolg wurde das Gerät zunächst dennoch nicht.

Die anfänglichen Verkaufszahlen lagen zwar innerhalb der Prognosen, nahmen in den Folgemonaten jedoch schnell ab. Steve Jobs enorm aufwendige grafische Benutzeroberfläche überforderte am Ende selbst den Motorola 68000 mit seinen 8 MHz. Dennoch hat der Macintosh neue Benchmarks gesetzt. Durch die Unterstützung von komplexen Schriftarten etablierte er sich immerhin im Desktop-Publishing-Markt. Apple entwickelt die Gerätereihe immer weiter. Heute ist das Produkt nicht mehr wegzudenken.

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Jef Raskin: Einfluss auf Macintosh unterbewertet

Jef Raskins Einfluss auf den Macintosh wird oft unterbewertet. Walter Isaacson beschreibt die Leistung in der Jobs-Biografie jedoch so: „Während des gesamten Jahres 1979 und noch Anfang 1980 war die Existenz des Macintosh-Projekts äußerst gefährdet. Alle paar Monate geriet es in Gefahr, komplett gestrichen zu werden, aber Raskin schaffte es jedes Mal, bei Markkula eine Gnadenfrist herauszuholen.“ Zweifellos hat der Computerpionier sich verdient gemacht, vor allem auch damit, Jobs öfter auf den Boden der Tatsachen geholt zu haben.

Nach seiner Zeit bei Apple gründete Jef Raskin eine eigene, jedoch mäßig erfolgreiche Firma. Er arbeitete weiter als Programmierer und Hardware-Entwickler. Als Dozent unterrichtete er zudem an verschiedenen Universitäten. Raskin starb am 26. Februar 2005 an seinem Wohnort in Kalifornien, nachdem bei ihm ein Jahr zuvor Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Er hinterließ eine Frau und drei Töchter. Eines der eher seltenen Gespräche mit ihm können Fans auf Youtube sehen. Dort existiert eine Aufnahme von High Tech Heroes.

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Kommentare (4)

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Wolfram Herzog

Dass die Namen der Entwickler im Inneren des Gehäuses des MAC dessen Produktionskosten massiv erhöht haben sollen (wie oben im Text suggeriert) ist kompletter Unfug aus der Feder eines ahnungslosen. Die Gehäuseteile des MAC wurden im Spritzgußverfahren aus ABS hergestellt und die Namen sind für wenige Dollar Kosten in die Formen eingraviert worden – an den Kosten für das einzelnen Gehäuseteil im Produktionsprozess ändert das gar nix

Nurmalso

Das es den Preis massiv in die Höhe treibt, hätte mich auch gewundert, allerdings sind ein paar Dollar mal der Stückzahl am Ende womöglich eine Menge Geld, die Apple weniger verdient.

Manni

Die Gravur kostete nicht ein paar Dollar pro Computer, sondern einmalig, also bei der Erstellung der Form. Im Produktionsprozess selbst fielen keinerlei Kosten dafür an.

Rolf

Stimmt nur teilweise, Alan Kay und sein Team bei XEROX haben die Grundlagen – Maus, Desktop-Paradigma, objektorientierte Programmierung etc. – schon vorweggenommen. Ich habe selbst noch einen Artikel von 1974, worin das alles, selbst ein Gerät wie Handys, beschrieben wird. Nur war die HW noch nicht soweit.
Apple und andere Firmen portierten versuchshalber sein Smalltalk-System. Apple nannte diesen PC dann Elisa. Auch Tektronix portierte Smalltalk. Aber keine Firma nutzte Smalltalk direkt in Produkten. Apple baute dann den Macintosh mit winzigem Bildschirm, den ich selbst damals ausprobiert habe. War leider nur ein Spielzeug, m.E.

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