ChatGPT schon 1983 vorhergesagt: Steve Jobs‘ überraschend zutreffende Zukunftsprognosen

Das Steve-Jobs-Archiv hat vor einigen Tagen eine Rede von Jobs aus dem Jahr 1983 von der International Design Conference in Aspen veröffentlicht. Der damals 28-Jährige spricht darin unter anderem über die zukünftige Entwicklung des Computers und worauf Apple seinen Fokus dabei legen wird. Und diese Rede unterstreicht ein weiteres Mal, welch ein Visionär Jobs war, denn unter anderem beschreibt er schon damals etwas, das wir heute als Large-Language-Modell bezeichnen würden.
Jobs sagt die Weiterentwicklung des Computers voraus
Zunächst beschreibt Jobs allerdings, wie neue Technologien generell von Nutzer:innen angenommen werden, und verwendet als Beispiel dafür das Medium TV: „Wenn man sich die ersten Fernsehsendungen ansieht, sind diese im Grunde Radiosendungen mit einer Fernsehkamera. Und es dauerte den Großteil der 50er Jahre, bis wir wirklich verstanden haben, wie das Fernsehen als eigenes Medium funktioniert. […] Ein Beispiel war die Apollo-Landung. Diese Erfahrung war mit dem vorherigen Medium nicht möglich. Und doch brauchten wir fast 20 Jahre, bis das Fernsehen wirklich ausgereift war.“ Und im Jahr 1983 war seiner Meinung nach der Computer gerade dabei, aus alten Mustern auszubrechen, und die Leute fingen an, die Geräte für neue Dinge zu nutzen.
Jobs geht in seinem Vortrag auch auf die Kernstrategie von Apple ein, die rückblickend völlig normal und alltäglich klingt, 1983 aber noch weit entfernte Zukunftsmusik war. „Wir wollen einen unglaublich großartigen Computer in ein Buch packen, das man mit sich herumtragen kann und dessen Bedienung man in 20 Minuten erlernen kann, das wollen wir noch in diesem Jahrzehnt schaffen. Und wir wollen eine Funkverbindung einbauen. So muss man sich an nichts anschließen. Man steht in Verbindung mit all diesen größeren Datenbanken und anderen Computern.“ Wenn er damit mal nicht das spätere Internet, WLAN und das iPhone gemeint hat.
Ein bisschen erinnert seine Beschreibung von Computern und deren Entwicklung auch an die aktuelle Vision Pro. „Der Computer, den wir später in ein Buch einbauen wollen, ist im Moment groß wie ein Brotkasten, kostet 10.000 [US-]Dollar und heißt Lisa. […] Als Nächstes werden wir einen Weg finden, ihn in einen Schuhkarton zu packen und ihn für etwa 2.500 Dollar zu verkaufen. Und das wird der nächste Schritt sein. Und schließlich werden wir einen Weg finden, es in ein Buch zu packen, für unter 1.000 Dollar. Und wir werden innerhalb von fünf bis sieben Jahren am Ziel sein. Und daran arbeiten wir ziemlich zielstrebig.“ Gerüchteweise arbeitet Apple derzeit mit Hochdruck an einem günstigeren Nachfolger der Vision Pro – ganz wie damals beim PC.
Aristoteles und die KI
Doch Jobs bleibt nicht nur beim Thema PC, er beschreibt unter anderem auch eine Vorstellung von einem Computersystem, das mit unserem heutigen Wissen durchaus an künstliche Intelligenz erinnert und das mit einem Large-Language-Modell inzwischen wahrscheinlich umsetzbar wäre.
„Als ich zur Schule ging, hatte ich ein paar großartige und eine Menge mittelmäßiger Lehrer. Und was mich wahrscheinlich vor dem Gefängnis bewahrt hat, waren Bücher, denn ich konnte lesen, was Aristoteles oder Platon geschrieben hat.“ Das Problem sei allerdings, dass man Aristoteles keine Fragen stellen könnte, schließlich lebe er nicht mehr und Bücher beantworten keine Fragen. „Ich denke, wenn wir in den nächsten 50 bis 100 Jahren diese Maschinen entwickeln können, die den zugrundeliegenden Geist oder die Prinzipien oder die Sichtweise auf die Welt des nächste Aristoteles erfassen könnte, weil er eine dieser Maschinen mit sich herumträgt und all diese Dinge eintippt – vielleicht kann man dann eines Tages, wenn die Person tot ist, diese Maschine fragen: ‚Hey, was hätte Aristoteles gesagt?‘ Und vielleicht werden wir nicht die richtige Antwort bekommen, aber vielleicht schon. Und das ist wirklich aufregend für mich und einer der Gründe, warum ich tue, was ich tue.“
Das Steve-Jobs-Archiv
Gegründet wurde das digitale Steve-Jobs-Archiv bereites 2022 von der Witwe von Steve Jobs, Laurene Powell Jobs, sowie ehemaligen Wegbegleitern von Jobs. – unter anderem Tim Cook und dem ehemaligen Apple-Chefdesigner Jony Ive. Die Website wird von Archivaren gepflegt und von Historikern mit verschiedenen Materialien von und über Steve Jobs gefüllt: unter anderem mit Videos und Transkripten seiner eigenen Reden und Interviews, aber auch mit Interviews von Leuten, die mit Jobs zusammengearbeitet haben.
Noch besteht das digitale Archiv allerdings nur aus einzelnen Blogbeiträgen und dem kostenlosen digitalen Buch „Make Something Wonderful“. Weitere Inhalte sollen mit der Zeit aber folgen und dann für die Öffentlichkeit zugänglich sein.