
Strava 2020: Radfahren ist in, Spazierengehen auch. (Foto: Möve)
An den Charts, die der Sport-Analysedienst Strava im Rückblick auf 2020 veröffentlicht hat, lässt sich der Verlauf der Corona-Pandemie eindrucksvoll ablesen. Die gute Nachricht dabei lautet, dass die Strava-Community im Coronajahr 33 Prozent mehr Aktivitäten als im Vorjahr geloggt hat. Das erlaubt zwar nicht den direkten Rückschluss auf erhöhte sportliche Aktivität, dürfte aber sicherlich mindestens zum Teil genau darauf zurückzuführen sein.

Sportboom im Pandemie-Jahr: Strava legt deutlich zu. (Screenshot: Strava / t3n)
Die schlechte Nachricht lautet, dass der Trend ganz klar zum Individualsport gegangen ist, was den sozialen Aspekt körperlicher Aktivitäten weitgehend negiert hat. Um den Effekt etwas zu kompensieren, haben die Strava-Nutzenden im abgelaufenen Jahr so viele virtuelle Clubs und Challenges gestartet wie nie zuvor. Über 170.000 neue Clubs sind in den vergangenen 12 Monaten hinzugekommen.
Radfahren gewinnt deutlich
Besonders deutlich gewonnen hat der Radsport. Das dürfte sicherlich damit zusammenhängen, dass Menschen statt mit Bus und Bahn häufiger mit dem Rad zur Arbeit und zurück gependelt sind und diese Aktivität als gute Strava-Nutzende natürlich aufgezeichnet haben. So haben Männer 2021 rund 35 Prozent, Frauen sogar rund 78 Prozent mehr Radtouren als im Vorjahr aufgezeichnet.

Everesting: Beinkiller für Radsportler. (Screenshot: Strava/t3n)
Im Jahr 2020 haben Radsportler zudem das sogenannte Everesting für sich entdeckt. Wie der Name vermuten lässt, geht es beim Everesting darum, in einer möglichst kurzen Trainingseinheit so viele Höhenmeter abzuspulen, wie der Mount Everest hoch ist – also 8.848 Höhenmeter, ein ambitioniertes Ziel. Besonders im Sommer wurde massiv geeverestet.
Stärkste Steigerung beim Spaziergehen

Solide Zuwächse quer über die Aktivitätsarten. (Screenshot: Strava / t3n)
Den stärksten Zuwachs konnte jedoch der Spaziergang im Freien erzielen. Die Zahl der aufgezeichneten Spaziergänge hat sich im Vorjahresvergleich verdreifacht, während andere Aktivitäten wie das Radfahren, das Laufen, der Wassersport allgemein oder das Indoor-Training eher im Bereich der Verdopplung zum Vorjahr liegen.
Der Einzelne hat mehr Sport getrieben

Das Individuum hat sich mehr bewegt als im Vorjahr. (Screenshot: Strava / t3n)
Neben der Zahl der Mehraufzeichnungen konnte Strava aber auch auf das Trainingsverhalten des Einzelnen schließen und kam dabei zu dem Ergebnis, dass die Trainingshäufigkeit im Jahresschnitt um rund 13 Prozent angestiegen ist. Es haben also nicht nur mehr Menschen Sport gemacht, sondern die Menschen machten auch mehr Sport.
Lockdowns an Charts ablesbar

Anhand der Strava-Daten aus Spanien lässt sich gut erkennen, wann die Menschen nicht raus durften. (Screenshot: Strava / t3n)
Anhand der Aufzeichnungskurven lässt sich zudem gut nachvollziehen, welches Länder wann wie scharfe Lockdowns hatten. In diesen Segmenten sind Outdoor-Aktivitäten jeweils total eingebrochen, um am Ende des Lockdowns mit deutlicher Wucht nachgeholt zu werden. Deutlich zu sehen sind auch Besonderheiten wie jene, dass etwa in Frankreich das Radfahren verboten war, das Laufen aber nicht.
The Loneliness of the Long-Distance Runner

Weniger Marathons führten zu mehr Marathons.
(Screenshot: Strava/t3n)
Laufsportler haben sich das Jahr abgesagter Marathons zur Chance werden lassen, ihre persönlichen Bestleistungen nach oben zu schrauben. Das geschah ganz überwiegend beim Absolvieren von Solo-Läufen unterschiedlicher Länge. So stellten 55 Prozent der Laufsportler, die schon vor 2020 auf Strava aktiv gewesen waren, in der Saison 2020 eine persönliche Bestleistung über fünf oder zehn Kilometer oder über die Halb- und Marathondistanz auf.
Wenn wir etwas Positives aus dem sportlichen Social Distancing ziehen wollen, dürfte es am ehesten der Gesundheitsaspekt sein, der sich aus diesem Mehr an Sport unweigerlich ergeben muss. Und ein gutes Immunsystem ist bekanntlich der beste Schutz gegen Infektionskrankheiten wie Covid-19 oder die Grippe. Auch das kardiovaskuläre System würde sich bedanken, wenn es das könnte.