Studie zum Breitband-Ausbau: „Standort Deutschland wird auf dem Land entschieden”
(Bild: dpa)
In unserer Gesellschaft, in der Industrie 4.0, Big Data oder Smart Grid den stetigen Wandel prägen, bildet die Verfügbarkeit einer verlässlichen, leistungsstarken und flächendeckenden Breitband-Infrastruktur für Unternehmen die Basis für aktive Teilhabe am Geschehen.
Ebendiese sei jedoch nicht selbstverständlich, sondern stelle häufig den begrenzenden Faktor bei der Weiterentwicklung der Wissens- und Informationsgesellschaft dar, heißt es in der Studie „Die Bedeutung des Breitbandausbaus von Gewerbegebieten für Standortattraktivität und Unternehmenserfolg“ der Strategieberatung Micus, die im Januar 2018 erscheint und t3n.de vorab vorliegt.
Breitbandversorgung und ökonomisches Wachstum stehen demnach in einem engen Zusammenhang – diese Erkenntnis gilt durch zahlreiche Studien bereits als belegt. Mit der Frage, was dies jedoch im Detail bedeutet, haben sich die Studienautoren nun beschäftigt: Wachsen Unternehmen mit einem breitbandigen Internetanschluss tatsächlich schneller? Sind sie innovativer? Können sie eventuell sogar Standortnachteile des ländlichen Raums ausgleichen?
Breitband-Unternehmen erfolgreicher
Um solche Fragen zu beantworten, haben die Autoren Firmen unabhängig von deren Branchenzugehörigkeit und Größe, mit und ohne Breitbandanschluss (mehr als 30 Megabit pro Sekunde), in Gewerbegebieten in den Regionen Münsterland und Ostwestfalen in einer standardisierten empirischen Untersuchung befragt.
„Breitbandig angeschlossene Unternehmen agieren erfolgreicher am Markt.“
Zumindest die Antwort auf die Frage, welche Auswirkung eine breitbandige Internetversorgung auf Gewerbegebiete auf dem Land und deren Unternehmen hat, könnte „klarer nicht ausfallen“, heißt es: „Unsere aktuelle Studie belegt eindeutig, dass breitbandig angeschlossene Unternehmen nachweisbar erfolgreicher am Markt agieren als schmalbandige. Breitbandinternet ist im Stande, andere Standortfaktoren aufzuweichen oder ihnen sogar entgegenzuwirken“, sagt Martin Fornefeld, Geschäftsführer der Strategieberatung Micus. Der hohe, zum Teil internationale Wettbewerbsdruck und immer konkreter werdende Entwicklungen rund um Industrie 4.0 und Digitalisierung ließen keinen Unterschied zwischen Ballungsgebieten und ländlichen Räumen mehr zu.
Klassische Standortfaktoren verdrängt
Grundsätzlich belegen die Ergebnisse der Studie, dass ein Internetanschluss zur Grundversorgung und ein Glasfaseranschluss aktuell die wichtigsten Standortfaktoren für Unternehmen darstellen. Klassische Standortfaktoren hingegen wie etwa der Arbeitsmarkt, weiche Faktoren und auch Fördermöglichkeiten würden in ihrer Wichtigkeit verdrängt, heißt es.
„Der ländliche Raum könnte eine Renaissance erleben, wenn die Internetanbindung stimmt”, prognostiziert Fornefeld. Damit bestätige seine Studie derzeitige Theorien, die die Standortvorteile städtischer Räume in den Hintergrund treten sehen. Das Internet helfe, Distanzen und Räume zu überwinden, sodass Standortkriterien wie die Verkehrsinfrastruktur, die Nähe zu Bezugs- und Absatzmärkten, zu Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und die räumliche Nähe zum Arbeitsmarkt sinken und die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Unternehmen in Ballungsgebieten in den Hintergrund treten.
Die Studienautoren wollen auch belegt haben, dass der flächendeckende Ausbau mit breitbandigem Internet der „sinkenden Attraktivität des ländlichen Raumes“ und so auch der „Abwärtsspirale aus massenhaft abwandernden jungen, qualifizierten Menschen“ entgegenwirken könnte. „Eindeutig zu beobachten“ sei außerdem, dass eine leistungsstarke Breitbandinfrastruktur auch auf ansässige Unternehmen einen „eindeutigen Einfluss“ habe. Sie reduziere Zeit und Kosten innerhalb der Unternehmen und steigere damit die Gewinne.
Nutze ich effiziente Software?
1. Haben meine Mitarbeiter mobil Zugriff auf wichtigste Unternehmensdaten wie CRM, ERP und Business-Intelligence?
2. Gibt es ein Software-Tool wie Slack, mit dem die interne Kommunikation effizienter werden kann?
3. Für welche Dinge wird im Unternehmen Microsoft Excel eingesetzt? Gibt es eine bessere Software?
4. Gibt es On-Premise-Lösungen, die in eine Public Cloud ziehen könnten?
(Foto: Rawpixel.com Adobe Stock)1 von 6
Effizienzgewinn durch Breitband-Internet
Viele Unternehmen hätten speziell den Rückgang von Geschäftsreisen und deren Ersatz beispielsweise durch Videotelefonie als klaren Effizienzgewinn durch Breitbandinternet genannt. Auch die Faktoren „Kommunikation“ und „Innovationsfähigkeit“ würden positiv beeinflusst. So gaben 70 Prozent der breitbandig ausgestatteten Unternehmen in der Untersuchung an, ihre Umsätze und Gewinne im vergangenen Jahr gesteigert zu haben. Bei den schmalbandigen Unternehmen wäre das hingegen nur 40 Prozent gelungen.
Ein Großteil der befragten, überwiegend mittelständischen Unternehmen agieren deutschland-, europa- oder sogar weltweit und seien somit durchaus als „Global Player“ einzuordnen, schreiben die Studienautoren. Deren Grundversorgung mit breitbandigen Internetanschlüssen spiegele deren Bedeutung jedoch „in keinster Weise“ wider.
Ziel: „Transformation hin zur Industrie 4.0“
„Es ist die Aufgabe aller Beteiligten in Unternehmen, Verbänden, Kammern, Verwaltung und Politik, das Ziel eines möglichst schnellen Glasfaserausbaus zu realisieren. Es sollte in der Vielschichtigkeit der Herausforderungen der Zukunft das Ziel mit der höchsten Priorität sein, um den Standort Deutschland zukunftssicher zu machen“, rät Fornefeld.
Die Dringlichkeit von zukunfts- und leistungsfähigen Breitbandnetzen in ländlichen Räumen sei „aktuell größer denn je“. Damit die dort ansässigen Unternehmen auch zukünftig europaweit und global konkurrenzfähig sein könnten, gelte es nun, die Standorte zu stärken und bei der Transformation hin zur Industrie 4.0 zu unterstützen.
Immerhin, es gibt auch gute Nachrichten, schreiben die Studienautoren: Trotz der Bereiche, in denen es Nachholbedarf hinsichtlich der Nutzung der Möglichkeiten gebe, würden die „positiven Entwicklungen“ überwiegen, heißt es. Anhand der gewonnenen Ergebnisse lasse sich resümieren, dass die Unternehmen „generell auf einem guten Weg“ seien, die entsprechenden Möglichkeiten anzunehmen und für sich zu nutzen.
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