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Analyse

Hohe Zinsen bei Neobrokern: Was steckt hinter den Angeboten von Trade Republic und Scalable Capital?

Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital versprechen den Kund:innen hervorragende Zinsen für ihr Guthaben. Doch die Großzügigkeit hat einen Haken, den man als Kund:in zumindest kennen sollte.

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Scalable Capital und Trade Republic sind bei Sparer:innen beliebt. (Foto: Trade Republic)

Die Neobroker Trade Republic und Scalable Capital machten in den letzten Monaten mit bemerkenswert hohen Zinsen von sich reden: Das Trade Republic-Angebot liegt bei 3 Prozent auf das Girokonto, Mitbewerber Scalable Capital verspricht Ähnliches: 3 Prozent Zinsen werden „weitergegeben“, wobei es sich hier um das Broker-Guthaben handelt. Bis zu 50.000 Euro können Standardkund:innen so verzinst bekommen, bis zu 500.000 Euro sogar die Kund:innen, die das kostenpflichtige Prime-Abo bei dem Neobroker gebucht haben. Auch hier werden die Guthaben bei Partnerbanken und Geldmarktfonds gehalten.

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Bei Trade Republic gibt’s die 3 Prozent allerdings nur, sofern der Kunde oder die Kundin dies anklickt. Und hier liegt tatsächlich ein Unterschied zum herkömmlichen Tagesgeld, das ohne wenn und aber bis 100.000 Euro abgesichert ist. Das Guthaben kann nämlich auf Partnerbanken wie Deutsche Bank oder J P Morgan verteilt und „bei höheren Beiträgen in den Geldmarkt diversifiziert“. Was das bedeutet, dürfte den meisten Verbraucher:innen nicht klar sein: Ein nicht näher benannter Teil, die schwammig formulierten „höheren Beträge“ werden in Geldmarktfonds umgeschichtet.

Unterschied zu Geldmarktfonds liegt im Detail

Wie hoch dieser ist und bei welcher Bank dieser „geparkt“ wird, dazu machen die Banken zwar im jeweiligen Kontomasken oder innerhalb der App entsprechende Angaben, eine Stichprobe der Wirtschaftswoche hat aber ergeben, dass dies bei den Kund:innen unterschiedlich gehandhabt wird und offenbar mit den Kapazitäten in der jeweiligen Marktphase zusammenhängt, auch die jeweils aktuellen Konditionen der jeweiligen Banken spielen hier eine Rolle.

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Alles in allem sind Geldmarktfonds nichts Verwerfliches. Diese legen das Geld in Staatsanleihen oder Einlagezertifikate am Markt an, bieten ein ähnliches Zinsniveau wie das Tagesgeld, sind aber prinzipiell nicht Teil der Absicherung im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung. Daraus ergeben sich aber geringe Wertschwankungen und im schlimmsten Fall bei Ausfallen des dahinterstehenden Unternehmens oder Staates auch Ausfallrisiken.

Anders gesagt: Sie beziehen ihren Schutz aus den hinterlegten Papieren und der Verlässlichkeit der jeweiligen Bank oder Emissionsgesellschaft. Für sie gelten aber europaweit gesetzliche Standards für den Anlegerschutz unabhängig vom Anlagebetrag, die aber eben etwas anders gelagert sind als beim herkömmlichen Tagesgeld.

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Geldmarktfonds können eine gute Alternative sein

Ist das jetzt ein Risiko, das für Kund:innen nicht annehmbar ist oder zumindest im Hinblick auf das Chance-Risiko-Verhältnis berücksichtigt muss? Sicherlich nicht – denn viele Tages- und Festgelder bei anderen Instituten insbesondere in weniger hoch bewerteten Volkswirtschaften sind deutlich riskanter, selbst wenn eine staatliche Einlagensicherung dahinter steht. Diese könnte nämlich, wenn tatsächlich die betreffende Bank Schwierigkeiten hat, ebenfalls nicht in ausreichendem Maße liefern können – zumal in einem solchen Fall dann schnell auch andere Banken unter dem Ansturm der Kund:innen, die ihre Einlagen abziehen leiden dürften.

In der Tat sieht der Gesetzgeber den Einsatz von sogenannten qualifizierten Geldmarktfonds als gleichrangige Alternative zu anderen im Gesetz vorgesehenen Verwahrformen vor. So erklärt etwa Scalable Capital, man nutze ausschließlich diese Gattung, die ausschließlich in erstklassige und Euro-denominierte Geldmarktinstrumente mit geringer Schwankungsbreite  anlegt. Insofern ist sogar ein Geldmarktfonds, der die Risiken auf viele Schultern verteilt, in vielen Fällen genauso gut abgesichert. Wichtig ist aber, dass Kund:innen sich des Unterschiedes bewusst sind und wissen, dass sie in einem solchen Fall nicht damit rechnen können, ihr Geld in wenigen Tagen wieder zu haben.

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Ein Manko bleibt allerdings – das der unzureichenden Kommunikation, so dass das Thema und die damit verbundenen Unterschiede allen Kund:innen bewusst sind. Hier haben beide Institute über die Monate nach eigenen Angaben Optimierungen vorgenommen. Dennoch machen Diskussionen in Foren zum Thema deutlich, dass insbesondere in der Werbung der beiden Unternehmen zu wenig klar gemacht wird, dass es hier einen Unterschied gibt, der in der Besicherung durch die Einlagensicherungssysteme liegt.

Kund:innen bei Scalable Capital müssen jetzt handeln

Im Falle von Scalable Capital gibt es derzeit ohnehin einige Veränderungen, die sich der Neobroker gerade durch die Kund:innen bestätigen lässt. Denn Scalable führt nicht nur eine komplett eigene Plattform ein, sondern hat auch die neue Börse European Investor Exchange (EIX) für Handel und Sparpläne vorgestellt. Diese ermöglicht es dem Unternehmen, alles in einer Hand zu haben, nachdem das Geschäftsmodell des sogenannten Payment for Order Flow ab 2026 seitens der Europäischen Union nicht mehr erlaubt ist.

Institute wie Trade Republic und Scalable Capital, aber auch andere aus dem Neobroker-Umfeld hatten hier über die Jahre ein einträgliches Erlösmodell gefunden. Scalable Capital zeigt im Rahmen der Änderungen, die es ja seit Dezember vergangenen Jahres gibt, durchaus verständlich auf, dass man nicht nur mit Partnerbanken beim Guthaben (nicht Tagesgeld!) kooperiert und einen Teil in Geldmarktfonds parkt.

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Tipp: Übrigens können sich Geldmarktfonds vor allem auch für jene Kund:innen eignen, die (egal bei welchem Institut mit Depot) das ewige Zinshopping, also das regelmäßige Wechseln von Banken, um Neukund:innenangebote mitzunehmen, nicht mehr mitmachen wollen. Denn einmal gekauft bringen sie Verbraucher:innen durchaus vernünftigen Profit, der oftmals über den Tagesgeldangeboten der Bestandskund:innen bei den meisten Banken und Sparkassen liegt.

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