Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Fundstück
Verpasse keine News mehr!

Perfekter Kreis im All: Astrophysiker entdecken außergewöhnlichen Supernova-Rest

Ein Objekt von überirdischer Symmetrie sorgt für Aufsehen in der Astrophysik. Es wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet, und könnte unser Verständnis von Sternenexplosionen verändern.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Forscher finden nahezu kreisrunden Supernova-Rest. (Bild: Shutterstock/pixelparticle)

Tief in unserer Milchstraße, verborgen vor dem bloßen Auge, haben Astrophysiker:innen eine Struktur von bemerkenswerter geometrischer Perfektion entdeckt. Es handelt sich um einen Supernova-Überrest (SNR), die expandierende Hülle aus Gas und Staub, die nach der gewaltigen Explosion eines Sterns zurückbleibt. Dieser spezielle SNR, offiziell G305.4–2.2 getauft, erhielt von seinen Entdecker:innen den passenden Namen „Teleios“ – das griechische Wort für „vollendet“ oder „perfekt“.

Anzeige
Anzeige

Die Entdeckung gelang einem Team um den Astrophysiker Miroslav Filipović von der Western Sydney University im australischen New South Wales eher zufällig. Beim Durchmustern neuer Daten des Radioteleskops ASKAP (Australian Square Kilometre Array Pathfinder), das sich im Murchison Radio-Astronomy Observatory im australischen Outback befindet, stieß Filipović auf die ungewöhnliche Formation. „Seine perfekt kreisförmige Gestalt war ungewöhnlich, und so untersuchte ich es weiter“, erklärt Filipović gegenüber Space.com.

Teleios: Geometrie, die Staunen hervorruft

Was Teleios so außergewöhnlich macht, ist seine nahezu makellose Kugelform. Die Forscher:innen quantifizierten seine Symmetrie mit einem Zirkularitätswert von beeindruckenden 95,4 Prozent. Damit zählt Teleios zu den rundesten bekannten Supernova-Überresten. Die meisten dieser kosmischen Relikte weisen deutliche Unregelmäßigkeiten auf, bedingt durch Asymmetrien in der ursprünglichen Explosion oder durch Wechselwirkungen mit der umgebenden interstellaren Materie während ihrer Expansion.

Anzeige
Anzeige

Teleios hingegen scheint sich nahezu ungestört ausgedehnt zu haben. Als möglichen Grund dafür sehen die Wissenschaftler:innen seine Position: Der SNR befindet sich etwa 2,2 Grad unterhalb der galaktischen Ebene unserer Milchstraße. In dieser Region ist das interstellare Medium, also die Verteilung von Gas und Staub, deutlich dünner und gleichmäßiger, was eine fast ideale Expansion über möglicherweise Tausende Jahre erlaubt haben könnte.

Die genauen Abmessungen und die Entfernung sind noch Gegenstand von Untersuchungen, wobei zwei Hauptszenarien diskutiert werden: Entweder misst Teleios rund 46 Lichtjahre im Durchmesser und ist etwa 7.175 Lichtjahre von uns entfernt, oder er ist mit 157 Lichtjahren Durchmesser deutlich größer und rund 25.114 Lichtjahre weit weg.

Anzeige
Anzeige

Wer sich jetzt über dieses stark divergierenden Szenarien wundert, stelle sich bitte einen Ballon am Himmel vor, der eine bestimmte scheinbare Größe hat. Ohne genau zu wissen, wie weit dieser Ballon entfernt ist, also ob er klein und nah oder riesig und sehr fern ist, können wir seine wahre physische Größe nicht bestimmen.

Ähnlich ergeht es den Astronom:innen: Sie messen die scheinbare Ausdehnung von Teleios am Himmel. Da aber die Methoden zur Entfernungsbestimmung in der Milchstraße ihre Tücken haben und manchmal unterschiedliche plausible Ergebnisse liefern, ergeben sich daraus eben auch verschiedene Szenarien für die tatsächliche Größe und Leuchtkraft des Objekts.

Anzeige
Anzeige
18 atemberaubende Bilder der Erde aus dem Weltall Quelle: NASA

Mehr als nur ein schöner Kreis: Ein kosmisches Rätsel

Doch die perfekte Form ist nicht das einzige Mysterium, das Teleios umgibt. Wie die Forscher:innen in ihrer auf Arxiv veröffentlichten Studie darlegen, sendet der Supernova-Überrest fast ausschließlich im Radiofrequenzbereich, mit nur einem schwachen Anzeichen von Wasserstoff-Alpha-Emissionen. „Die meisten SNRs sind auch in anderen Frequenzen sichtbar. Sie emittieren entweder auch im optischen, infraroten oder Röntgenbereich“, so Filipović laut Space.com. Das Fehlen dieser sonst typischen Strahlung gibt den Astrophysiker:innen Rätsel auf.

Diese Eigenart erschwert auch die Bestimmung des genauen Typs der Supernova, die Teleios einst hervorbrachte. Als wahrscheinlichster Kandidat gilt eine Typ-Ia-Supernova. Diese entstehen in Doppelsternsystemen, wenn ein Weißer Zwerg, also der ausgebrannte Kern eines sonnenähnlichen Sterns, Materie von seinem Begleitstern ansammelt, bis er eine kritische Masse erreicht und explodiert.

Eine andere, seltenere Möglichkeit wäre eine Typ-Iax-Supernova, die dem Typ Ia ähnelt, aber den Weißen Zwerg nicht vollständig zerstört, sondern eine Art „Zombie-Stern“ zurücklässt. Die bisherigen Beobachtungsdaten passen jedoch nicht eindeutig zu einem dieser Modelle.

Anzeige
Anzeige

Ein Glücksfall für die „goldene Ära“ der Radioastronomie

Die Entdeckung von Teleios fällt in eine spannende Zeit für die Radioastronomie. Neue Instrumente wie ASKAP in Australien oder auch MeerKAT in Südafrika eröffnen den Astronom:innen bisher ungeahnte Einblicke in das Universum und ermöglichen Funde, die etablierte Theorien auf die Probe stellen. Miroslav Filipović bezeichnet es als „goldene Tage“ für die Radioastronomie.

Die weiteren Untersuchungen von Teleios werden hoffentlich mehr Licht ins Dunkel bringen und klären, welche Prozesse zu dieser außergewöhnlichen Form und den ungewöhnlichen Emissionscharakteristika geführt haben. Für die Wissenschaftsgemeinde bedeutet jeder dieser seltenen Funde eine Chance, die komplexen Vorgänge bei Sternentoden und die Entwicklung des Universums besser zu verstehen. Bis dahin bleibt Teleios ein faszinierendes Beispiel dafür, welche Überraschungen der Kosmos noch für uns bereithält.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren