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Fundstück

Diese Swatch-Uhr konnte schon 20 Jahre vor der Apple Watch Nachrichten empfangen

Heutzutage sind Smartwatches salonfähig und gehören für viele zum Alltag dazu. In den 90ern sah das ganz anders aus. Handys waren noch nicht weit verbreitet. Eine Uhr, die Nachrichten empfangen konnte, gab es trotzdem schon. Wir nehmen euch mit auf eine Zeitreise, bei der sogar die Backstreet Boys dabei sind.

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Auf dem kleinen Feld bei 6 Uhr wurden früher die Nachrichten angezeigt. Heute funktioniert die Swatch the Beep nicht mehr. (Foto: t3n)

Mit einer Smartwatch stellt ihr sicher, dass ihr keine Nachricht vom Smartphone verpasst. Vibriert es in der Hosentasche, rüttelt es auch am Handgelenk. Nachrichten lassen sich direkt ablesen. Und es geht noch viel mehr. Die meisten Modelle können den Herzschlag tracken, per GPS die Laufroute aufzeichnen und weitere Leistungsdaten anzeigen. Mit der Swatch the Beep geht vieles davon nicht. Die Uhr stammt aus den 90ern, war aber schon damals in der Lage, Nachrichten zu empfangen – rund 20 Jahre bevor Apple seine erste Uhr vorstellte.

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007 steht für Rendezvous

Das Geheimnis: Der Schweizer Uhrenhersteller hatte einen Scall-Pager ins Gehäuse eingebaut. Mithilfe des Pagers oder eben der Uhr „konnte man eine Person darauf aufmerksam machen, dass sie einen bitte anrufen möge“, erinnerte man sich bei der Telekom 2020 an die Zeit zurück. Das Unternehmen betrieb den Dienst mit dem damaligen Detemobil.

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Und das ging so: Die Scall-Geräte und damit auch die Swatch hatten eine eigene Rufnummer. Wer die jeweilige Person erreichen wollte, rief diese Nummer an und hinterließ einer Computerstimme die eigene Rufnummer, eventuell noch zusammen mit einem Code, wie die Berliner Zeitung im Februar 1995 berichtete.

Demnach gab es bei Swatch extra eine Tabelle für nummerierte Botschaften. 007 sollte dabei etwa für „Sehen wir uns heute Abend?“ gestanden haben, während 111 zu einem dringenden Rückruf aufforderte. Später waren auch Textnachrichten möglich. Das Problem dabei: Uhrenbesitzer:innen mussten diese Nachricht erst mal erhalten. Der Funkdienst funktionierte nur im Umkreis von 25 Kilometern um den angegeben Postleitzahlbereich (die B.Z. spricht von 50 Kilometern). Die Swatch hatte anders als manch aktuelle Smartwatch natürlich kein LTE-Modul verbaut.

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Eine Hand baut das Batteriefach einer Uhr aus.

Mithilfe der Schnalle lässt sich das Batteriefach für den Pager öffnen. Nur Batterien gibt es kaum mehr dafür. (Foto: t3n)

Eine Bestätigung, ob die Botschaft eingegangen war, gab es nur, wenn Empfänger:innen zum Hörer griffen und zurückriefen. Dazu mussten sie sich – noch ein Problem – in der Nähe eines Telefons befinden. Handys gab es zwar schon, aber Mobilfunk war damals noch teuer.

Allerdings war auch der Funkdienst nicht kostenlos. Pro Anruf zahlten Absender:innen laut Spiegel 1,44 Mark. Scall- und Swatch-Besitzer:innen mussten nur für die Geräte zahlen. Der Pager kostete 140 Mark, die noch beliebtere Uhr sogar gleich 200 Mark. Günstiger als ein Handy, aber eben doch kein Mitnahmeartikel.

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Als die Backstreet Boys kamen

Die Nachfrage konnte das in den 90ern nicht schmälern. „Ein Drittel der Jugendlichen wollten damals einen T-Scall-Pager haben und die damalige Detemobil war seinerzeit der Marktführer der Branche“, schreibt die Telekom. Laut B.Z. rechneten Experten 1995 damit, dass die Zahl der „Scaller“ bis Jahresende auf 300.000 Nutzer:innen steige. Geholfen haben könnte vielleicht der Werbespot mit dem coolen Motorradfahrer, der zu David Bowies Changes am laufenden Band Nachrichten auf die Uhr bekommt (und nur von „Petra“ zur Suche nach einer Telefonzelle bewegt werden kann).

1997 machten sogar die Backstreet Boys Werbung für den Dienst – in der Firmenzentrale in Bonn gaben sie ein Konzert. Kluger Schachzug: Teenager:innen konnten ihren Idolen Nachrichten an deren Scall-Nummer schicken. Ob A. J., Kevin und Co. jemals zurückgerufen haben, ist nicht überliefert.

A.J. und Kevin von den Backstreet Boys in einer Menschenmenge.

Sogar die Backstreet Boys kamen 1997 nach Bonn, um für den Scall XS zu werben. (Foto: picture-alliance / dpa | Martin Athenstädt)

Trotz Nachfrage und Hype konnte sich der Funkdienst am Ende aber doch nicht durchsetzen. Spätestens Ende der 90er traten die Handys um diverse Nokia-Modelle und später Smartphones ihren Siegeszug an.

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Swatch the Beep heute

Die Swatch the Beep kann man noch heute bei Ebay ersteigern. Die Uhren bewegen sich irgendwo zwischen Sammlerwert und Elektroschrott. Unser Modell haben wir bei Ebay für sieben Euro ersteigert – Versand inklusive. Anfangen lässt sich damit nichts mehr. Schließlich brauchen zumindest frühe Versionen der Swatch zwei Knopfzellen – eine für den Pager, eine für das Quarzwerk. Die fürs Uhrwerk soll laut Betriebsanleitung zwei Jahre laufen. Zum Wechsel soll man sie ins Swatch-the-Beep-Service-Center schicken. Das gibt es heute natürlich nicht mehr.

Die Pager-Batterie lässt sich über einen klugen Mechanismus selbst austauschen – wenn man noch einen Ersatz findet. Damals wurde die Swatch mit zwei Batterien ausgeliefert. Weitere gab es im Telekom-Laden. Eine kurze Recherche in diversen Uhrenforen zeigt, dass viele Hersteller:innen die benötigte Knopfzelle gar nicht mehr verkaufen.

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