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Gehackter Account für 50.000 Dollar: „Team Jorge“ bietet Wahlbetrug als Dienstleistung

Unter dem Decknamen „Team Jorge“ soll eine Gruppe digitale Dienstleistungen angeboten haben, um weltweit Wahlen und Referenden zu manipulieren – nach eigenen Angaben mit einer durchaus beachtlichen Erfolgsquote. Das haben Recherchen eines Teams von Journalist:innen aus mehr als 30 Redaktionen ergeben, darunter die französische Zeitung Le Monde, der britische Guardian sowie die Zeit und der Spiegel aus Deutschland.
Indem sie sich als potenzielle Kund:innen ausgegeben haben, ist es den Journalist:innen gelungen, in Kontakt mit „Team Jorge“ zu treten. Namensgebend ist der Leiter der Gruppierung, Tal „Jorge“ Hanan, ein 50-jähriger Unternehmer aus Israel.

Tal „Jorge“ Hanan, der mutmaßliche Kopf hinter „Team Jorge“. (Screenshot: Guardian/t3n)
Zu dessen Kundschaft sollen Geheimdienste, politische Kampagnen und auch private Unternehmen zählen, die allesamt die öffentliche Meinung manipulieren wollten. Laut Hanan stammen sie aus Afrika, Süd- und Mittelamerika, den USA und Europa.
Durchgeführt haben soll „Team Jorge“ die Manipulationen und Desinformationskampagnen mithilfe von Aims, einer eigens entwickelten Software, die zehntausende Fake-Profile auf Facebook, Twitter, Linkedin, Telegram, Gmail und Instagram steuert. Einige der gefakten Profilinhaber:innen sollen sogar über Amazon- oder Airbnb-Accounts verfügt haben. Neben Social-Media-Kampagnen soll „Team Jorge“ allerdings auch Telegram- oder Gmail-Accounts Dritter gehackt haben – das demonstrierten sie den Journalist:innen auch in Videos.
Nach eigenen Angaben hat sich die Gruppe in mindestens 33 nationale Wahlkämpfe und Referenden eingemischt; in 27 Fällen soll das von den Kund:innen erwünschte Ergebnis dabei herausgekommen sein – vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Je nach Dienstleistung soll „Team Jorge“ Preise zwischen 50.000 US-Dollar (für einen gehackten Account) und bis zu 15 Millionen Dollar (für eine manipulierte Wahl) aufrufen – Zahlung vorzugsweise in Kryptowährungen.
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Auch Verbindungen zu Cambridge Analytica soll „Team Jorge“ gehabt haben. In den Jahren 2015 bis 2017 sollen beide Unternehmen kooperiert haben – beispielsweise im nigerianischen Präsidentschaftswahlkampf 2015.
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