Technik in der Tiefsee: Ungenutzte Glasfaserkabel helfen bei Wal-Forschung

Der Buckelwal ist eine Unterart der Bartenwale. (Foto: Sean Steininger / Shutterstock)
Der Mensch hat seine Spuren überall hinterlassen – auch in den Ozeanen. Auf dem Boden der Tiefsee befinden sich auf der ganzen Welt 1,2 Millionen Kilometer Unterwasser-Telekommunikations-Glasfaserkabel. Die Kabel sind eigentlich für das Internet gedacht – sie liegen aber teilweise nur ungenutzt herum.
Forscher:innen von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens wollen das ändern: Die Kabel helfen ihnen bei der Erforschung der Bartenwale – sie reagieren nämlich auf die Gesänge der Tiere. So lassen sich die Wildtiere mittels „Verteiler akustischer Sensoren“, kurz DAS (nach dem englischen Begriff Distributed Acoustic Sensing), orten. Das haben die Wissenschaftler:innen in einem Artikel in der Fachzeitschrift Frontiers in Marine Science erklärt.
Vereinfacht gesagt reagieren die Kabel auf die Walgesänge – sie geraten dadurch in Schwingung – und nehmen diese als Signale wahr. Diese können die Kabel dann weiterleiten. So erreichen die Signale die Wissenschaftler:innen.
Möglich ist das, da die Wale auf niedrigen Frequenzen singen. Konkret konnten die Tiere so entlang eines 120 Kilometer langen Kabels mit Messpunkten alle vier Meter geortet werden. Dabei lässt sich nicht nur die Position der Wale abschätzen, sondern auch erkennen, wie viele Tiere an dem Ort unterwegs sind.
Für die Wale ist das nicht spürbar: Sie merken nicht, dass ihre Gesänge empfangen werden. Dafür bekommen die Tiere an andere Stelle viel mit. Ständig sind sie laut den Forscher:innen Stress ausgesetzt, zum Beispiel durch Schiffe.
Außerdem bekommen sie die Veränderung von Wasser- und Nährstoffkreislauf zu spüren. Besonders in der Antarktis, wo die Bartenwale natürlich vorkommen, wird es wärmer: Damit verändert sich der gesamte Lebensraum der Tiere. Und das schwindende Eis macht immer neue Wege für Schiffe frei, wodurch immer davon mehr die Gegend kreuzen. Das bedeutet noch mehr Stress für die Wale. Die Forscher:innen wollen mit der Gesangs-Ortung herausfinden, wie sich all das auf das Verhalten der Wale auswirkt. Wo halten sie sich auf? Wo schwimmen sie hin?
Damit das gelingt, brauchen die Wissenschaftler:innen allerdings immer ungenutzte Kabel: Werden Daten durch die Drähte geleitet, funktioniert die Ortung nicht. Gleichzeitig fallen schon eine Menge Gesangs-Signale mit den ungenutzten nutzbaren Kabeln an – die Walgesänge müssen dabei aber auch von Störgeräuschen anderer Quellen, wie Schiffen, getrennt werden.
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