
Heuschrecken gibt es weltweit – das Insekt hat mehr als 28.000 Arten. (Foto: Howard Klaaste / Shutterstock)
Forscher:innen an der Michigan State University in den USA haben Heuschrecken dazu gebracht, Krebszellen zu erschnüffeln. Dafür haben sie in die Hirnlappen der Insekten Elektroden implantiert. Die empfangen Signale der Fühler der Heuschrecken. Mit den Fühlern nehmen die Tiere Gerüche war.
Heuschrecken reagieren auf gesunde und kranke Zellen unterschiedlich
Das war der erste Schritt. Dazu haben die Wissenschaftler:innen drei verschiedene Arten von Mundkrebszellen sowie gesunde Mundzellen gezüchtet. Die Zellen strömen Gase aus, die aufgefangen wurden. Im zweiten Schritt wurden diese Gase an die Fühler der Heuschrecken geleitet. Die Heuschrecken reagierten auf jeden Zelltyp unterschiedlich – die Forscher:innen konnten so anhand der Reaktionen genau feststellen, um welche Zelle es sich handelt. Folglich konnten sie direkt sehen, ob die Zellen vom Krebs betroffen waren. Aktuell sind 40 Neuronen nötig, damit das Signal klar genug ist – das sind sechs bis zehn Heuschreckengehirne.
Für die Heuschrecken hatte sich das Universitäts-Team entschieden, da die Insekten in den vergangenen Jahren ausgiebig erforscht worden seien. Laut Debajit Saha, einem Neuraltechnik-Ingenieur, der an der Arbeit beteiligt ist, werde zum ersten Mal ein lebendes Insektengehirn zur Krebserkennung genutzt.
Bei der Forschung lebt nur das Insektengehirn
Die Betonung liegt dabei auf lebendem Hirn: Der Rest des Insekts war – hinsichtlich seiner Körperfunktionen – zum Versuchszeitpunkt bereits tot. Laut Saha können Heuschrecken keine Schmerzen empfinden. Jedoch gibt es andere Forschungen, laut denen Insekten durchaus etwas als schmerzhaft empfinden können.
Die Forschung an der Michigan State University wurde noch nicht von Fachleuten begutachtet. Die Forscher:innen um Saha hoffen, mit ihren Erkenntnissen einen auf Insekten basierenden Atemtest zu entwickeln, mit dem Krebszellen erkannt werden können.
Tiere werden bereits für die Krankheitserkennung eingesetzt
Die Idee, Tiere für die Erkennung von Krankheiten einzusetzen hat an anderen Stellen bereits funktioniert: Hunde und Bienen wurden während der Corona-Pandemie auf das Erschnüffeln des Virus ausgebildet. Tiere scheinen die Chemikalien, die durch den menschlichen Stoffwechsel entstehen, riechen zu können. Sind wir krank, verändert sich entsprechend der Geruch.
Das riechen auch die modifizierten Heuschrecken – daran wollen die Forscher:innen weiterarbeiten. Saha hofft, in Zukunft nur noch ein Heuschreckenhirn und nicht mehr bis zu zehn für ein deutliches Signal zu benötigen. Außerdem wollen die Wissenschaftler:innen ein tragbares Gerät entwickeln, in dem Gehirn und Fühler stecken, damit das System auch außerhalb des Labors genutzt werden kann – so könnte es an einem echten Menschen getestet werden.
Danke für diesen sehr aufschlußreichen Artikel.
Ich hätte nicht gedacht, daß in der Forschung eines zivilisierten Landes sowas erlaubt ist.
So lange die Schmerzfähigkeit der Lebewesen, eben der Heuschrecken, nicht zweifelsfrei geklärt ist, ist das in meinen Augen Tierquälerei.
Lebende Gehirne der Lebewesen (Heuschrecken) mit Platinen zu verschrauben, sie zu amputieren und zu Gehirn-Maschinen zu verknüpfen – wer sowas tut, der handelt in meinen Augen völlig frei von ethischen Gedanken gegenüber den betroffenen Lebewesen.
Der Schmerz oder die Qual des einen Lebewesens darf nicht weniger bewertet werden, als der Schmerz oder die Qual eines anderen Lebewesens.
Mit Blick auf die Zukunft unserer technischen Möglichkeiten, sehe ich, dass wir im Sektor von Forschung dringend eine möglichst global akzeptierte Roboter- und Cyborg-Ethik benötigen.
Und natürlich auch besonders die Tierrechte im Forschungsbetrieb, wozu auch wehrlose Insekten gehören.
Nur weil etwas machbar ist, muß es nicht getan werden, wenn es bereits ethische Alternativen gibt.
Insbesondere das „Erschnüffeln“ von Krebszellen ist auch ohne Tieruälerei durch Forscher machbar: https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2020/dezember/krebserkrankungen-ueber-die-atemluft-erkennen.html