Telekommunikationsbranche setzt stärker auf erneuerbare Energien

(Foto: Diyana Dimitrova / shutterstock)
Vodafone kündigte am Donnerstag eine komplett „grüne“ Strombilanz im Inland an, also Energie aus Wind, Sonne oder Wasserkraft. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit, weil das unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und auch der Kapitalmarkt immer stärker einfordern“, sagte der Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. Er betonte, dass der Geschäftserfolg nicht zu Lasten der Umwelt gehen dürfe.
In eigenen Anlagen und Geschäften bezieht die Düsseldorfer Firma schon seit April ausschließlich Ökostrom. In Mietobjekten oder auf Privatgrundstücken mit Vodafone-Antennen ist dies teilweise noch nicht der Fall: Hier bekommt Vodafone mitunter „grauen“ Strom über den Vermieter. Diesen Strom, der auch aus Kohlekraftwerken stammt, will Vodafone nun über den Kauf von Erneuerbaren-Zertifikaten ausgleichen, die auch Herkunftsnachweise genannt werden.
Mit solchen Zertifikaten, die sich auf anderswo betriebene Solar-, Wind- oder Wasserkraftanlagen beziehen, wird Vodafones Stromverbrauch rechnerisch komplett „grün“ – und zwar rückwirkend für das im April begonnene Geschäftsjahr 2020/21. Als Kosten für diese Zertifikate und für direkt bezogenen Grünstrom veranschlagt Vodafone insgesamt etwa 25 Millionen Euro für fünf Jahre.
Unumstritten ist so ein Nachweishandel allerdings nicht – Umweltschützer bemängeln, dass dadurch weiterhin CO2 emittiert wird und sich somit alles in allem nur wenig ändert. Am besten wäre es aus ihrer Sicht, den Strom aus Ökoquellen vor Ort zu beziehen.
Mit dem Zertifikatekauf reduziert Vodafone seinen CO2-Ausstoß auf dem Papier nach eigenen Angaben um 92 Prozent. Die verbliebenen 8 Prozent entfallen unter anderem auf die Dienstwagenflotte und auf Notstrom-Dieselgeneratoren. Bei den Aggregaten prüft die Firma, ob sie Wasserstoff-Varianten einsetzen kann. Und die Dienstwagenflotte soll bis 2025 zur Hälfte auf Elektro umgestellt sein. Ebenfalls bis 2025 will Vodafone „klimaneutral“ sein – das heißt, dass die restlichen Emissionen durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden.
Auch Vodafones Wettbewerber kommen beim Klimaschutz voran. So bezieht Telefonica Deutschland mit seiner Marke O2 schon seit 2016 hundert Prozent Grünstrom – die Münchner Firma stellte also schon früh um. Wie bei der Konkurrenz galt aber auch der Stromanteil bei Mietobjekten, wo das Unternehmen die Einkaufshoheit nicht hat, als „grau“ – also nicht aus erneuerbaren Energiequellen stammend. Die Miete für einen Antennenstandort bezahlt Telefonica pauschal, das heißt inklusive Stromkosten. Woher die Energie kommt, ist Sache des Vermieters, und der dürfte aus Sicht von Branchenkennern häufig auf die billigste Quelle setzen und damit auch auf Kohle.
Gewissermaßen um diesen Kohleruß von der Klimaschutz-Weste abzuschütteln, will Telefonica ab Anfang 2021 Grünstrom-Zertifikate einkaufen, die sich auf skandinavische Wasserkraft beziehen. Dadurch würde Telefonica seinen Stromverbrauch rechnerisch ebenfalls komplett „grün“ machen. 2019 lag der „graue“ Anteil noch bei 16 Prozent des Konzernstromverbrauchs, Tendenz sinkend.
Die Deutsche Telekom deckt ihren Stromverbrauch im Inland schon seit Jahresbeginn komplett mit erneuerbaren Energien ab und setzt hierbei ebenfalls auch auf Zertifikate-Einkauf.
Als weiteren Schritt in Richtung Klimaschutz will Vodafone mehr „grünen“ Strom selbst erzeugen. Das Düsseldorfer Unternehmen arbeitet unter anderem mit dem Startup Mowea zusammen, das kleine Windräder für Mobilfunkmasten entwickelt. An Standorten, die wenig Wind haben, sollen verstärkt Solaranlagen zum Einsatz kommen. Allerdings handelt es sich bei der eigenen Stromerzeugung nur um eine „ergänzende Maßnahme“, wie ein Sprecher betonte – also nur um einen kleinen Teil des gesamten Energiebedarfs der Firma.
Als weiteres Klimaschutz-Standbein sehen Vodafone, Telefonica und die Telekom eine bessere Energieeffizienz – Stromfresser werden stillgelegt und neue Technik wird eingebaut. Das sorgt dafür, dass weniger Strom gebraucht wird. 2019 hat Vodafone den Angaben zufolge zehnmal so viele Daten transportiert wie 2014, der Stromverbrauch blieb den Angaben zufolge aber in etwa gleich. Hilfreich sei hierbei auch der neue Mobilfunkstandard 5G, der den Angaben zufolge 80 Prozent weniger Energie benötigt als sein Vorgänger 4G (LTE). dpa
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