Warum Temu und Shein zum Problem für die internationale Luftfracht werden
Dass die E-Commerce-Plattform Temu, ähnlich wie Shein, nicht für höchste Nachhaltigkeit steht und reichlich Umsatz mit günstigen vergleichsweise kleinen Warenkörben macht, ist bekannt. Doch Zahlen belegen jetzt, dass der Warentransport offenbar das Erwartbare übersteigt. Wie Logistikexpert:innen erklären, führen die riesigen Warenmengen, die auf diese Weise aus China importiert werden, zu Engpässen beim weltweiten Lufttransport und nicht zuletzt auch zu stark gestiegenen Frachtraten für alle.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Logistikexperten mit den Worten: „Noch Mitte 2023 war die Nachfrage aus China sehr schwach, ab Ende des Jahres stieg sie jedoch plötzlich massiv an.“ Nachdem die Ursache hierfür zunächst unklar schien, habe sich sehr bald herausgestellt, dass genau zwei Unternehmen hierfür federführend verantwortlich waren: die auf Billigware spezialisierten PE-Commerce-Plattformen Temu und Shein.
Anders als bei großen Massenimporten handele es sich um eine Vielzahl an (zusammengefassten) Paketen, die deutlich mehr Platz belegen würden als dies bei effizient zu packenden Großgebinden der Fall wäre. Laut einem im Juni 2023 veröffentlichten Report des US-Kongresses versenden beide Unternehmen zusammen 600.000 Pakete pro Tag in die USA. In Deutschland geht man inzwischen von circa 400.000 Paketen pro Tag aus – Tendenz steigend.
Ob sich das grundlegend ändert, wenn sich insbesondere Temu jetzt auch für Versender aus dem europäischen Markt öffnet, bleibt abzuwarten. Nachhaltiger werden dürfte das Geschäft davon nicht – denn auch die europäischen Reseller arbeiten ja mit der Ware aus Fernost (wenn auch platzsparender importiert).
Höhere Frachtraten zahlen auch Verbraucher:innen mit
Noch ist jedenfalls die Situation so angespannt, dass nicht nur deutlich höhere Frachtraten aufgerufen werden können, sondern teilweise andere Kund:innen auch vertröstet werden müssen. Damit sind die Leidtragenden alle Unternehmen, die in Fernost fertigen und auf eine zeitnahe Logistik angewiesen sind – und nicht zuletzt auch die Endkund:innen in Deutschland, die über Umwege diese höheren Frachtkosten ja auch mittragen müssen. Das gilt übrigens auch für jene, die nie bei Temu oder Shein kaufen würden – da die höheren Frachtkosten alle importierenden Unternehmen betreffen.
Nach Angaben von Industriekenner:innen transportieren Shein und Temu jeweils zwischen 4.000 und 5.000 Tonnen Güter pro Tag. Das bedeutet, dass allein dafür jeden Tag mehr als 100 Frachtmaschinen vom Typ Boeing 777 in die Luft gehen müssen. Dagegen kommen große Technologiekonzerne wie Apple bestenfalls auf 1.000 Tonnen pro Tag.
Doch fragt man Logistiker:innen in Deutschland, wird schnell deutlich, dass sie zwar einerseits davon ausgehen, dass die Nachfrage ähnlich stark weitergeht – man expandiere daher. Doch umgekehrt sei es auch riskant, sich so stark auf die großen Plattformen zu fokussieren, von denen man nicht wisse, wie deren Geschäft weiterläuft – und zugleich die etablierten Unternehmenskund:innen vor den Kopf zu stoßen oder zu vertrösten.
China-Ware wird getrennt und einzeln weiterversandt
Im konkreten Fall werden, wie auch bei anderen China-Plattformen, die Waren in großen Paketen oder Gitterbox-Rollbehältern angeliefert und bereits (sofern erforderlich) am Flughafen verzollt und anhand der Frachtpapiere bearbeitet. Die Aufteilung auf kleine Pakete, respektive die Umetikettierung mit dem Endversand an den Kunden oder die Kundin, erfolgt dann datenbasiert durch Dienstleister:innen in der Umgebung der Flughäfen.
Die Zahl der Mitarbeitenden, so berichtet ein Experte, die an der Sortierung und Auslieferung arbeiten, habe drastisch zugenommen – Arbeit sei mehr als genug da. Dabei erfolgt die Retourenverarbeitung, soweit erforderlich, ebenfalls bei den deutschen Logistikdienstleistern. Dabei wandert die Ware natürlich nicht nach China zurück, sondern wird an Verwerter postenweise weiterverkauft, in einigen Fällen wohl auch vernichtet.
Laut Medienberichten erfolgt übrigens nicht mehr der gesamte Luftverkehr von China aus. Das habe einerseits mit der Knappheit an Luftfrachtressourcen zu tun, aber auch mit den chinesischen Vorschriften zum Export von Elektroprodukten. Vietnam und Thailand seien hier Ausweichländer, von denen aus Exporte laufen. Hinzu komme, dass Temu, ähnlich wie Amazon, inzwischen einen Teil der logistischen Aufträge selbst übernehmen will beziehungsweise das als Plattform für seine Unternehmenskunden erledigt – und in diesem Rahmen wohl auch eigene Maschinen leasen will.
Insbesondere im Fast-Fashion-Umfeld, für das Shein wie kein anderer Player steht, wird ohnehin vieles außerhalb Chinas gefertigt, sodass auch die umliegenden Länder vom Geschäftsmodell profitieren.
vielleicht doch besser auch große Tunnel bauen mit vielleicht am besten den AGVs (Automated Guided Vehicles) aus dem Hafen in superschnell? ;) :)