Nicht nur Tesla: Auch Nio ist mehr wert als GM – Stromerhersteller ziehen davon
In vielen Ländern der Erde gelten Hersteller von Elektro-Autos als die Autoindustrie der Zukunft. Diese Aussage gilt besonders für die Volksrepublik China. Dort wächst der Stromermarkt schneller als anderswo. Indes gehört auch zur Wahrheit, dass selbst im weltgrößten Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) nur rund vier Prozent aller verkauften Autos tatsächlich BEV sind.
Das ficht die Anleger nicht an, denn der Markt wird als Zukunftsmarkt nicht nach dem Tatsächlichen, sondern nach dem Möglichen bewertet. Und nach allem, was in der Welt politisch so entschieden wird, scheint die sich zuspitzende Fokussierung auf Vollstromer eine ziemlich sichere Wette zu sein.
Nio zieht an GM vorbei
Davon profitiert auch Nio, der Autobauer, dessen Aktien allein in der vergangenen Woche um 28 Prozent gestiegen waren. Dabei spielt natürlich neben der E-Fantasie auch die Möglichkeit eine Rolle, dass der nächste US-Präsident Joe Biden heißen könnte. Dieser potenziellen Veränderung werden große Effekte auf die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA zugemessen.
Durch diese Wertsteigerung beläuft sich Nios Marktbewertung laut Bloomberg-Daten auf rund 53 Milliarden US-Dollar. Die Marktbewertung GMs hingegen steht stabil bei rund 52 Milliarden Dollar.
Tesla treibt Bewertungen von Stromer-Herstellern nach oben
Laut Branchenexperten profitieren E-Autohersteller nicht nur von der Fantasie auf eine elektrische Transportzukunft. Vielmehr würden sie von Anlegern weniger als industrielle Blechbieger, sondern mehr als hippe Technologieunternehmen mit Schwerpunkt auf die Software-Entwicklung gesehen.
Davon profitiert Tesla am deutlichsten. Deren Marktbewertung liegt aktuell bei 411 Milliarden Dollar und damit fünfmal so hoch wie die Marktbewertungen von GM und Ford zusammen. Das ist weder über die Umsatzzahlen noch über die Aktienperformance zu rechtfertigen. So macht Tesla rund 300 Millionen Dollar Umsatz, GM aber über vier Milliarden.
Gleichwohl darf angenommen werden, dass die überzogene Marktbewertung Teslas auch andere BEV-Aktien in die Höhe treibt. Es liegt an der Politik, zu verhindern, dass sich hier eine Blase aufbaut.
Sorry, das BEV ist als s. g. Akku-Auto nur eine Inkarnation eines Elektroautos.
Aber das Akku-Auto ist derzeit vor allem der Innovationstreiber in Richtung automatisiertes Fahren und vor allem stringenter Antrieb über einen E-Motor an der Antriebsachse.
Die Akkus werden noch auf absehbare Zeit eher weitgehende Einschränkungen bedeuten und deren einziger Vorteil, dass direkt am Fahrzeug keine Schadstoffe entstehen, weitgehend konterkariert werden durch die Tatsache, dass sie eine weitgehend geringe Energiedichte speichern können. Da hilft auch der Hinweis darauf nicht, dass der Akku-Antrieb über eine hohe interne Effizienz verfügt, wenn diese dann über ein hohes Leistungsgewicht erkauft wird.
Die eigentliche Herausforderung wird in der nahen Zukunft sein, dass die am Fahrzeug mitgeführte Speicherung von Energie zufriedenstellend und über die ganze Kette des Betriebes zufriedenstellend gelöst wird. Tesla und Konsorten haben zu dieser Sache bisher nicht wirklich etwas Entscheidendes geleistet.
Und die deutschen Hersteller stürzen sich vor allem auf das BEV, weil sie damit ihre Bilanz der am meisten verkaufen Modelle schön rechnen können. Technologische Führerschaft lässt sich mit so einer Ausweichbewegung ganz bestimmt nicht erreichen, sondern verschärft die Krise auf Dauer nur zusätzlich.