
Tesla Model X. (Screenshot: Tesla/t3n)
Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA), das Pendant zum in Deutschland für Rückrufe zuständigen Kraftfahrtbundesamt, hatte ein erhöhtes Unfallrisiko für rund 158.000 Fahrzeuge des US-Autobauers Tesla gesehen. Betroffen sollten Tesla Model S aus den Jahren 2012 bis 2018 sowie Tesla Model X aus den Jahren 2016 bis 2018 sein.
Zu diesem Ergebnis war die NHTSA aufgrund einer im November 2020 durchgeführten Sicherheitsuntersuchung gekommen. Dabei hatte die Behörde festgestellt, dass die zentrale Infotainment-Einheit unvermittelt ausfallen kann.
eMMC-Speicherbauteil Grund für Ausfall
Demnach sei ein verbauter Tegra-3-Prozessor von Nvidia mit einem integrierten eMMC-Speicher von acht Gigabyte Größe der Grund für den Ausfall, der jedes Tesla-Fahrzeug früher oder später treffen werde.
Der Flashspeicher wird bei jedem Start des Fahrzeugs beschrieben und verfügt über eine maximale Lebensdauer von ungefähr 3.000 P/E-Zyklen (Program-Erase-Cycles, etwa Schreib-Lese-Vorgänge). Würde der Speicher also beispielsweise 1,4-mal pro Tag angesprochen, ergäben sich die 3.000 Zyklen nach fünf bis sechs Jahren. Sei die Lebensdauer erreicht, falle der Speicher aus und mit ihm alle Systeme, die davon abhängen.
Im Falle Teslas sei das die Media-Control-Unit (MCU), also das Zentral-Display, das für die Bedienung des Fahrzeugs unabdingbar ist. Bisher löste Tesla das Problem durch den Kompletttausch der betroffenen MCU, was mit Kosten im Bereich mehrerer Tausend US-Dollar verbunden sein soll.
Problembewertung durch NHTSA und Tesla unterscheidet sich
Die NHTSA hatte das Problem als schwerwiegend betrachtet, weil es zum Verlust der Bildanzeige der Rückfahrkamera und einer reduzierten Sicht beim Rückwärtsfahren führen könne und auch sicherheitsrelevante Systeme wie den Fahrassistenten betreffe. Entsprechend müsse das Problem im Vorfeld eines Ausfalls beseitigt werden. Das forderte die NHTSA in einem öffentlichen Schreiben an Tesla (PDF).
Tesla hatte das Problem zwar nicht bestritten, darin jedoch keinen Fehler, sondern einen normalen Alterungsprozess gesehen. Die Strategie des Herstellers sollte nun darin bestehen, bei Bedarf darauf zu reagieren. Bei über 14.000 Fahrzeugen wollte Tesla das Problem bereits behoben haben.
Tesla lenkt ein
Am Dienstag lenkte das Unternehmen nun ein und kündigte den Rückruf von rund 135.000 Fahrzeugen an. Man wolle die Untersuchung zu einem Ende bringen und seinen Kunden ein besseres Gefühl vermitteln, so der US-Autobauer in einer Stellungnahme.
Ganz einverstanden sind die Tesla-Verantwortlichen aber immer noch nicht. So werfen sie der NHTSA Realitätsferne vor. Es sei wirtschaftlich, wenn nicht technisch unsinnig, zu erwarten, dass „solche Komponenten für die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs ausgelegt werden können oder auch nur sollten.“ Der Brief liegt dem Wall Street Journal vor.
Experten schätzen, dass Tesla zwischen 200 und 250 Millionen Dollar für die Abwicklung des Rückrufs aufwenden müssen wird. Das ist kein sonderlich hohes Volumen, gemessen an anderen Rückrufaktionen im Automobilbereich, für Tesla mit seinen geringen Stückzahlen ist er allerdings durchaus nennenswert.
Der Tesla-Aktie hat die Nachricht bislang nicht geschadet.