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Porträt

Läuft bei ihnen: Diese Gründerinnen verkaufen Bio-Tampons im Abo

Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier wollen den riesigen Tampon-Markt aufmischen. Dafür setzen die beiden Gründerinnen auf Abos und freche Wortwitze – das gefällt nicht jedem.

Von Daniel Hüfner
4 Min.
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Sinja Stadelmaier und Ann-Sophie Claus. (Foto: The Female Company)

Um ein Tabu zu brechen, müssen manchmal unbequeme Wahrheiten ausgesprochen werden. Das Prozedere der weiblichen Periode ist eine davon: Es blutet, schmerzt, klebt und riecht untenrum auch mal streng. Aber wer spricht schon gerne darüber?

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Für Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier war deshalb schnell klar, dass sie nicht hinter vorgehaltener Hand über ihr Startup reden dürfen, wenn sie ihre Geschäftsidee erfolgreich machen wollen. Also wählten die Gründerinnen den umgekehrten Weg – mit einer, naja, sagen wir mal ungewöhnlich direkten Kundenansprache: „Läuft bei dir? Weißt du, was in dir steckt?“. Diese Parolen jedenfalls stehen in großen Lettern auf der Startseite der „The Female Company“. Mit der Neugründung wollen Claus und Stadelmaier nicht weniger als den milliardenschweren Tampon-Markt aufmischen.

Tampons, aber im Abo und mit Design

Die Idee der beiden Stuttgarterinnen: Bio-Tampons, die es nicht von der Stange im Supermarkt nebenan gibt, sondern bequem im Abo per Briefversand nach Hause. Kunden stellen sich im Onlineshop einfach eine Box aus drei verschiedenen Größen zusammen und wählen anschließend einen Lieferzyklus zwischen zwei und vier Monaten. Jede Box enthält 42 Tampons und kostet rund zehn Euro.

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Tampons mit Style: So sehen die Versandboxen aus. (Bild: The Female Company)

Damit sind die Wattebäusche der Female Company zwar doppelt so teuer wie vergleichbare Mengen bei Herstellern wie O.B. Dafür seien sie aber auch fair produziert, versichern die Gründerinnen. „Unsere Tampons bestehen zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle und genügen hohen sozialen und ökologischen Standards“, sagt Ann-Sophie Claus. Angebaut werde in Spanien ohne Einsatz von Chemikalien und Pestiziden.

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Auf die Verwendung von Plastik und Duftstoffen in ihren Tampons haben die Gründerinnen ebenfalls verzichtet. Zwar ermöglichen beispielsweise Polyester-Schichten eine leichtere Einführung in die Vagina, können jedoch Juckreiz oder Rötungen hervorrufen. An der Qualität der Female-Produkte ändere der Verzicht nichts. „Komfort und Saugstärke sind vergleichbar mit normalen Tampons“, sagt Claus.

Wie ernst es Claus und Stadelmaier dagegen mit der Enttabuisierung der Periode im Allgemeinen ist, zeigt sich an der Gestaltung der Tampon-Boxen selbst. Kunden der Female Company erhalten die Wattebäusche nicht wie üblich in einer klinisch anmutenden Umverpackung, sondern in farbenfrohen Dosen, die aussehen, als seien Weihnachtskekse darin versteckt. Jeder Box liegt außerdem eine motivierende Botschaft bei. Das soll Frauen dazu animieren, ihren Tampon-Vorrat offen ins Badezimmer zu stellen oder sogar ein Foto davon auf Instagram zu posten.

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Viele Frauen schämen sich für Tampons

Dass es derartige Mutmacher überhaupt braucht, hat vor allem mit dem weltweiten Phänomen des sogenannten „Period Shamings“ zu tun. Der Umgang mit Tampons sei für viele Frauen noch immer unangenehm, sagt Claus. Denn habe nicht jede schon mal leicht beschämte Gespräche mit der Toilettennachbarin geführt? Liefen viele Frauen im Büro nicht immer noch mit geballten Tampon-Fäusten zur Toilette? „Gerade dieses Problem wollen wir auf lange Sicht lösen“, sagt Claus.

Die Erkenntnis dazu reifte während einer gemeinsamen Reise nach Indien. Als Claus und Stadelmaier vor drei Jahren durch das Land reisten, wollten sie Einheimischen eigentlich nur dabei helfen, ihre Ladengeschäfte im Internet  zu bewerben. Doch in Gesprächen mit Frauen wurde ihnen schnell bewusst, dass vor allem der Umgang mit der Periode ein großes kulturelles Problem in Indien ist. Während der Menstruation werden Frauen dort isoliert, viele Mädchen schwänzen aus Scham tagelang die Schule. Nur wenige Frauen haben in Indien überhaupt Zugang zu Hygiene-Produkten.

Zurück in Deutschland erkannten Claus und Stadelmaier, dass auch hierzulande mit dem Thema nicht unbedingt offen umgegangen wird. Recherchen in Onlineforen und Gespräche mit Frauenärzten und Produzenten förderten dann weiteres Verbesserungspotenzial für den überwiegend von O.B. dominierten Markt zutage. Daraufhin investierten die studierten Kommunikationswissenschaftlerinnen 25.000 Euro aus eigenen Ersparnissen in die Gründung ihres Startups.

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„Der Tampon-Markt ist riesig“

Mit Erfolg. Denn bei den Kunden kommen die Bio-Tampons bisher gut an. Zwar wollen Claus und Stadelmaier keine konkreten Zahlen nennen. Das Kundenwachstum liege jedoch bei wöchentlich rund 25 Prozent. „Läuft alles nach Plan, haben wir bis Ende des Jahres circa 3.000 Abonnenten“, sagt Sinja Stadelmaier, die sich um die Finanzen kümmert.

Ihr zufolge sei der Tampon-Markt allein in Deutschland „riesig“. Über vier Millionen Tampons würden täglich in der Bundesrepublik verwendet. Auch wenn sich die Gründerin der Marktmacht von O.B. bewusst ist, rechnet sie sich gute Chancen auf einen Platz in der Branche aus. „Das Angebot für Bio-Tampons ist noch sehr begrenzt“, sagt sie. Zumal viele Frauen noch nicht wüssten, welche Inhaltsstoffe in gewöhnlichen Tampons überhaupt enthalten sind. „Tamponhersteller müssen ihre Inhaltsstoffe kaum deklarieren“, so Stadelmaier.

Nicht jeder Investor ist tolerant

Ganz ohne direkte Wettbewerber sind die Stuttgarterinnen aber nicht unterwegs. Seit kurzem vertreibt beispielsweise auch der Hamburger Anbieter Mylily biologisch produzierte Tampons im Abonnement. Das Vorbild für beide Unternehmen dürfte ohnehin das US-Startup Lola sein, das seit seiner Gründung vor vier Jahren bereits 35 Millionen US-Dollar an Risikokapital eingeworben hat.

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Neben Tampons sind für Claus und Stadelmaier in den nächsten Monaten deshalb auch Tempo und Verhandlungsgeschick gefragt. Bis Ende des Jahres wollen sie eine erste Anschubfinanzierung aufstellen. Das Geld soll dann unter anderem den Weg in den Einzelhandel ebnen. Erste Gespräche dazu seien bereits positiv verlaufen.

Auch wenn ihre Idee nicht allen Investoren gefällt, wie die Gründerinnen zugeben. „Nicht jeder geht mit dem Thema tolerant um“, sagt Claus. „Da sagen wir selbst dann schon mal einem Investor ab, wenn wir merken, dass absolut kein Verständnis für Marke und Produkt vorhanden ist“ Sieht so aus, als müsste The Female Company auch unter Investoren noch viel Aufklärungsarbeit leisten.

Mehr zum Thema: Trackle – wie es für das Zyklus-Startup nach DHDL weiterging

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chaoskoeppsche

Starre vorgeschnürte Pakete plus Abo und doofer hipper Dose für 10€, 146 Tampons solo für 38 Tacken inkl Versand (größtmöglicher Lieferrhytmus). Da würde ich lieber flexibel zusammenstellen und ggf(!) etwas mehr zahlen, dafür auf jede Menge hippen Krempel verzichten. Enttabuisierende Shops bzw Angebote allgemein mit bio-fairen Produkten gibts schon seit Jahren, hier wirds halt hip vermarktet. Erdbeerwoche ist sicher einer der bekanntesten Shops, seit mehreren Jahren am Markt. Die bieten flexibel Einzelpacks und auch Kombipakete an, schlicht in Herstellerverpackung statt in fashy Döschen. Für mich mal wieder Gründerkram mit vermeintlich Neuem, dass dann unterm Strich doch nur bereits Existentes in neuem Anstrich ist.

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