Tiktok-Verbot: Mit Perplexity meldet sich ein weiterer Kaufinteressent zu Wort

Die Zukunft von Tiktok in den USA bleibt weiter ungewiss. Viel Zeit, eine Entscheidung zu treffen, bleibt dem Mutterkonzern Bytedance allerdings nicht mehr. Nachdem schon mehrere potenzielle Käufer im Gespräch waren, hat laut Heise jetzt auch das KI-Startup Perplexity Interesse an einer Übernahme bekundet – und seine ambitionierten Pläne öffentlich gemacht. Aber wie realistisch ist ein Kauf der App durch Perplexity wirklich?
Wer übernimmt Tiktok in den USA?
Bis zum 5. April muss Tiktok den US-Geschäftsbereich an einen Käufer mit Sitz in den Vereinigten Staaten veräußern – andernfalls droht erneut ein Verbot. Schon am 19. Januar 2025 war die App in den USA kurzzeitig offline gegangen, nachdem eine Frist der damaligen Regierung unter Präsident Joe Biden ausgelaufen war.
Hintergrund des Verbots war die Sorge, die chinesische Regierung könne über Tiktok Nutzer:innendaten sammeln oder politischen Einfluss nehmen. Um ein potenzielles Risiko abzuwenden, stellten die USA den Mutterkonzern Bytedance vor ein Ultimatum: Entweder die betroffenen Bereiche der Plattform werden an ein US-Unternehmen verkauft – oder Tiktok wird in den USA vollständig verboten.
Nachdem der neue US-Präsident Donald Trump mit seinem Amtsantritt einen Aufschub des Verkaufs gewährte, läuft dem chinesischen Konzern jetzt erneut die Zeit davon. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche potenzielle Käufer diskutiert. Neben dem Softwarekonzern Oracle war zeitweise auch Elon Musk im Gespräch. Sogar eine staatliche Übernahme durch die US-Regierung stand im Raum. Jetzt bringt sich mit Perplexity ein weiterer Interessent ins Spiel.
Perplexity verfolgt ehrgeizige Pläne
Perplexity AI ist eine KI-gestützte Suchmaschine, die im Unterschied zu Tools wie ChatGPT besonderen Wert auf aktuelle, faktenbasierte Informationen legt und ihre Inhalte direkt aus dem Internet bezieht. In einem Blogbeitrag hat das Unternehmen jetzt seine Vorstellungen für die Zukunft von Tiktok in den USA vorgestellt. Perplexity plant demnach, die App grundlegend neu zu gestalten – mit dem Ziel, Manipulationen durch Algorithmen zu verhindern. Transparenz sei dabei das oberste Prinzip. So wolle man beispielsweise den „For You“-Feed quelloffen gestalten.
Zudem setzt sich das Startup für eine Infrastruktur ein, die vollständig in den USA betrieben wird – inklusive Rechenzentren und Führungspersonal. Dabei hat Perplexity auch technische Neuerungen im Blick: So ist zum Beispiel geplant, Tiktoks umfangreiche Videobibliothek mit der KI-Suchmaschine von Perplexity zu verknüpfen. Einerseits würden Inhalte dadurch plattformübergreifend verfügbar sein, andererseits könnten Tiktok-Videos mit weiterführenden Kontextinformationen ergänzt werden, die direkt von Perplexity bereitgestellt werden.
Wie realistisch ist eine Übernahme durch Perplexity?
Nach eigenen Angaben verfolgt Perplexity das Ziel, den Tiktok-Algorithmus neu aufzubauen, ohne dabei ein Monopol zu schaffen. Aus Sicht des KI-Startups wäre es gesellschaftlich wünschenswert, wenn Empfehlungsalgorithmen künftig frei von staatlicher Einflussnahme und monopolistischen Strukturen funktionieren würden. Eine Übernahme durch ein Investor:innenkonsortium könne aber dazu führen, dass Bytedance die Kontrolle über zentrale Systemkomponenten behalte. Ein Verkauf an ein konkurrierendes Tech-Unternehmen wie Meta berge hingegen die Gefahr, dass ein neues Informationsmonopol im Bereich der Kurzvideos entsteht. Aus diesen Gründen nimmt das Unternehmen sich selbst als attraktive Alternative wahr.
Derzeit scheint eine Übernahme durch Perplexity allerdings wenig realistisch. Während Bytedance einen Kaufpreis von mindestens 200 Milliarden US-Dollar fordert, schätzen Analyst:innen den Wert der US-Sparte auf 30 bis 50 Milliarden. Perplexity hat sich zuletzt im Dezember rund 500 Millionen US-Dollar in einer Finanzierungsrunde gesichert. Zu den Investor:innen zählt neben dem Chip-Hersteller Nvidia unter anderem auch Amazon-Gründer Jeff Bezos. Die Unternehmensbewertung liegt derzeit bei rund neun Milliarden US-Dollar. Für Perplexity wäre eine Übernahme von Tiktok aktuell also kaum finanzierbar.