Trotz Sanktionen: Facebook soll mit russischen Desinformationen 338.000 Dollar verdient haben

Zwischen August 2023 und Oktober 2024 wurden auf Facebook mehr als 8.000 Anzeigen veröffentlicht, die Teil einer russischen Desinformationskampagne waren. Das geht aus einem Bericht hervor, den das finnische Forschungsinstitut Check First gemeinsam mit Reset.Tech aus London und AI Forensics aus Paris erstellt hat, wie Heise berichtet. Die Anzeigen brachten dem Facebook-Mutterkonzern Meta rund 338.000 US-Dollar ein – trotz bestehender Sanktionen seitens der USA, Großbritannien und der EU.
Russische Propaganda erreicht zahlreiche Accounts
Hinter den Anzeigen steckt dem Bericht zufolge die russische Social Design Agency (SDA), die bereits an einer vom Kreml gesteuerten Doppelgänger-Kampagne beteiligt war. Ziel dieser Operation war es, etablierte Medienmarken und deren Websites zu imitieren, um gezielt Falschmeldungen zu verbreiten. Die SDA griff in ihren Anzeigen aktuelle politische Ereignisse auf und kombinierte sie mit provokativen Erzählungen und visuell ansprechenden Inhalten, um maximale Aufmerksamkeit zu generieren. Schätzungen zufolge erreichten die Anzeigen innerhalb weniger Tage mehr als 237.000 Accounts von Nutzer:innen aus Deutschland, Frankreich, Polen und Italien.
Ein zentrales Element der Kampagne war die gezielte Nutzung gesellschaftlich polarisierender Ereignisse. So nahm die SDA den Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 zum Anlass, die Spaltung innerhalb der Gesellschaft zu verstärken. Auch der Terroranschlag in einem Moskauer Vorort im März 2024, bei dem 145 Menschen starben, wurde für manipulative Meldungen genutzt. Die Fake News erschienen oft innerhalb von 48 Stunden nach den Ereignissen und zielten darauf ab, die öffentliche Wahrnehmung gezielt zu beeinflussen. So verbreitete die SDA nach den Anschlägen der Hamas beispielsweise die Behauptung, die Ukraine habe Waffen an die Terrororganisation geliefert.
Mangelnde Moderation gefährdet demokratische Prozesse
Die Enthüllungen kommen zu einer Zeit, in der Mark Zuckerberg, CEO von Meta, angekündigt hat, die Zusammenarbeit mit Faktencheck-Organisationen auf Facebook und Instagram einzustellen. Diese Änderung ist zunächst auf die USA beschränkt, könnte aber bald auch weltweit umgesetzt werden. Zuckerberg argumentiert, der Schritt solle zu einer liberaleren Diskussionskultur auf seinen Plattformen beitragen.
Kritiker:innen warnen hingegen, dass diese Entscheidung den Weg für gezielte Desinformationskampagnen ebnen könnte. Die Ergebnisse des Berichts verdeutlichen die Schwierigkeiten, Desinformation effektiv zu erkennen und zu blockieren. Trotz des Versprechens von Meta, strenge Moderationsrichtlinien durchzusetzen, konnte die SDA jahrelang nahezu ungestört operieren und autoritäre Akteure unterstützen.
Die jüngste Entscheidung von Meta, in den USA auf Faktenchecks zu verzichten, stellt eine weitere Herausforderung für den Schutz demokratischer Prozesse dar. Expert:innen sehen die Gefahr, dass Facebook und Instagram erneut zu Sammelbecken für Desinformation und Polarisierung werden könnten – mit potenziell weitreichenden Folgen für Wahlen, Pandemien und geopolitische Konflikte.