Twitter: Endlich begrenzt der Kurznachrichtendienst die Reichweite der Idiotie

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Die Hateful Conduct Policy des Kurznachrichtendienstes sieht vor, dass Hatespeech grundsätzlich nicht auf der Plattform geduldet wird. Ausgenommen waren laut einem offiziellen Statement des Unternehmens vom Juni dieses Jahres Tweets von sogenannten World Leaders. Die Begründung: Diese Inhalte, wenngleich inakzeptabel, hätten einen Nachrichtenwert für die Welt. Sie stehen zu lassen, sei demnach im öffentlichen Interesse.
Der US-amerikanische Präsident Donald Trump war seit seinem Amtseintritt immer wieder durch verbale Entgleisungen auf der Plattform – und anderswo – aufgefallen. Bislang waren er und andere Politiker unzensiert damit davongekommen. Die vorherige Policy, bei Politikern eine Ausnahme zu machen, war ein Grund zur Besorgnis. Soziale Medien, die uneingeschränkt zulassen, dass sich eine bestimmte Gruppe (sehr einflussreicher) Menschen über das Hausrecht hinwegsetzt, senden ein sehr eindeutiges Signal: Hatespeech, Sexismus, Rassismus, Verunglimpfungen, Verleumdungen, Drohungen und Aufrufe zur Gewalt sind okay, solange sie von einer ausreichend wichtigen Person kommen.
Reichweitenbegrenzung?
Jetzt revidierte das Unternehmen seine Position und schob dem Ganzen – berechtigterweise – einen Riegel vor. Ein Move, der absolut richtig und wichtig ist. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Donald, jeder Bernd und jeder Hanswurst seinen gedanklichen Müll ungebremst in den blauen Äther der Plattform zwitschern dürfte? – Wobei, da muss differenziert werden. Sie dürfen ja weiterhin. Nur können ihre Fanboys und Fangirls und alle anderen das jetzt nicht mehr unkommentiert teilen. Die Option Retweet with Comment ist weiterhin zulässig. Der Unterschied zum bloßen Retweet: So fordert Twitter eine gedankliche Auseinandersetzung mit betreffendem Tweet ein. Das dürfte die Reichweite von selbst regulieren.
Damit wahrt die Plattform ihre Position, Tweets von Politikern hätten einen gewissen Nachrichtenwert. Gleichzeit nimmt sie dem nicht ganz unberechtigten Gegenargument, unangemessenes Verhalten von Politikern sei eine für die Öffentlichkeit wichtige Information – die Welt muss ja irgendwie erfahren, was für ein Idiot und so –, den Wind aus den Segeln. Wir erfahren weiterhin von derartigen „Ausrutschern“ – allerdings eingebettet in hoffentlich größtenteils reflektierte, verurteilende Kommentare. Dass jemand ernsthaft Hassrede jedweder Art in einem Retweet befürwortet, ist schwer vorstellbar, solche Leute mag es aber geben. Sofern es sich beim Kommentator allerdings nicht selbst um eine ranghohe Figur der Weltpolitik handelt, dürfte eine solche Meinungsäußerung aber sowieso den Nutzungsrichtlinien zum Opfer fallen.
Das darf man eben nicht sagen!
Indem in die Hatespeech-Kategorie fallenden Aussagen eine Plattform geboten wird, gerade, wenn sie von erfolg- und einflussreichen Personen des öffentlichen Lebens stammen, weichen sich die Grenzen des Sagbaren nur weiter auf. Quasi Wasser auf die Mühlen der „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Sager. Die dürften sich nämlich von der Ausnahme – vor allem in ihrer vorherigen Form – in ihrer „Meinung“ bestärkt gefühlt haben. Für den öffentlichen Diskurs kann es nur positiv sein, wenn a) Hassrede ab jetzt auch als solche klassifiziert wird und b) wir in Zukunft – aufgrund der wahrscheinlich abnehmenden Reichweite – weniger davon zu lesen bekommen werden.
Damit schafft das soziale Netzwerk den Spagat zwischen dem Anspruch, seinen Beitrag zu einer informierten Öffentlichkeit leisten zu wollen und Hatespeech dennoch zu sanktionieren.
Deshalb: Daumen hoch, Twitter. Wenn das andere Netzwerk mit dem blauen Logo jetzt noch nachzöge, wäre das famos.
Ich finde Zensur auch super.
Zensur kann es nur von staatlichen Stellen oder durch staatliche Regulierung geben. Alles andere ist Hausrecht.
Zensur muss nicht von staatlichen Stellen ausgehen. Woher haben Sie das denn?
Es handelt sich bei solchen Aktionen auch immer um eine Beschränkung der garantierten Meinungsfreiheit. Facebook und Twitter als nicht öffentlichen Raum zu deklarieren und – dazu auch noch sehr offensichtlich einseitig – bestimmte Meinungen zu unterdrücken oder sogar zu defamieren, ist ein eindeutiger Eingriff in die Meinungsfreiheit. Aber das ist nur meine Meinung.
Titus von Unhold, Sie sind einer von denen, die später – wenn der Scheiß aus den Fugen geraten ist und „alte weiße Männer getötet werden“ – zunächst jubeln werden und später dann behaupten, Sie hätten keine Ahnung wie es dazu kommen konnte und überhaupt…davon bemerkt – oder gar gewusst – hätten Sie ohnehin nichts.
Ein großer Fehler. Dann kontrollieren die Altmedien wieder die Meinungsmache. Man könnte auch von einer Lex Trump sprechen. Das wird aber nicht verhindern, dass volksnahe Politiker in Zukunft ihre Leute direkt erreichen können.
Zitat: „Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Donald, jeder Bernd und jeder Hanswurst seinen gedanklichen Müll ungebremst in den blauen Äther der Plattform zwitschern dürfte?“
Mit verlaub, dies ist reiner Faschismus. Hatte wir schon, brauchen wir nicht.
Richtiger Müll!
Und für sowas bezahlt man die Autorin?
Heftig, wie hier gegen Meinungsfreiheit gehetzt wird! Twitter und Co sind ja genau dafür da dass jeder seine Meinung sagen kann, egal ob links Faschisten diese hören wollen oder nicht. Hier künstliche Einschränkung zu befürworten ist unndemokratisch! Wer gegen Meinungsfreiheit Hetzt outet sich als Faschist!
Das Problem ist wohl eher, dass heutzutage Meinungsfreiheit für Aussagen reklamiert wird, in denen doch nur Hirnrotz drinsteckt.
das einzige was ihr mit solchen wahnvorstellungen erreicht ist doch, dass die leute die zensiert werden, sich gegen die zensur auflehnen werden und zum schluss wird jegliche form von zensur einfach illegal sein, auch eure plattform wird geschlossen werden, wenn ihr nicht alle Kommentare Veröffentlicht! ;)