
Die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk überprüft die Logistiksoftware des Onlinehändlers Zalando auf mögliche Datenschutzverstöße. Das sagte die Behördensprecherin Dalia Kues auf Anfrage von Golem.de und bestätigte damit einen Bericht von Business Insider. Es handelt sich um die beiden Software-Systeme Zalos und Zafeto, die die Arbeitsabläufe der Beschäftigten in den Logistikzentren des Unternehmens steuern.
Zalando: Prüfverfahren angeblich schon im Januar eingeleitet
Dem Bericht zufolge wurde Anfang Januar 2020 bereits ein Prüfverfahren eingeleitet. Diesen Termin konnte die Behörde auf Anfrage nicht bestätigen. Es sei derzeit unklar, wie lange die Prüfung noch dauern werde. Kues verwies darauf, dass die thüringische Datenschutzbehörde die Software bereits in einem Logistikzentrum in Erfurt geprüft und für rechtmäßig befunden habe. Doch bei dieser Prüfung sei die neue EU-Datenschutzgrundverordnung noch nicht berücksichtigt worden, die im Mai 2018 zur Anwendung gelangte. Die Software erscheine auf den ersten Blick „sehr überwachungsintensiv“, sagte Kues, sodass eine genauere Prüfung angeraten sei.
Business Insider hatte Mitte Mai 2020 über den Einsatz der Software berichtet. Über sogenannte MD (Mobile Datenspeicher) werden demnach die Arbeitsabläufe der Beschäftigten gesteuert. Die Geräte teilen den Beschäftigten die Aufträge zu, einen bestimmten Artikel aus dem Lager zu entnehmen. Dabei werden über das System die Standzeiten ebenso erfasst wie die Menge und Schnelligkeit der erledigten Aufträge (Picks). Dadurch wird die Arbeit der Beschäftigten komplett durchleuchtet und meist alle vier Wochen in Feedbackgesprächen von deren Vorgesetzten beurteilt. Ein Mitarbeiter sagte Business Insider, dass ihm die vielen Bewertungen und Analysen seiner Arbeitsleistung zu schaffen machten. „Es fühlt sich so an, als ob sie mir die Luft zum Atmen nehmen“, sagt er.
Berliner Datenschutzbehörde prüft weitere Software seit Januar
Die Berliner Datenschutzbehörde prüft seit Ende 2019 bereits eine weitere Software, die bei Zalando im Einsatz ist. Zonar dient dabei zur gegenseitigen Bewertung von Beschäftigten. Die Prüfung steht der Behörde zufolge kurz vor dem Abschluss. Damals hatten die Datenschützer Zalando empfohlen, die Software vorläufig nicht mehr zu nutzen. Das sei bei Zalos und Zafeto nicht der Fall gewesen, da die Software schon einmal in Thüringen geprüft worden sei.
Autor des Artikels ist Friedhelm Greis.