Ukrainekrieg: FBI und Co. ermitteln wegen US-Chips in russischen Waffen
Das US-Handelsministerium und das FBI gehen Spuren von US-Chips in russischer Militärtechnik nach. Das meldet die Washington Post. Anonymen Berichten zufolge besuchen Beamte örtliche Unternehmen, deren Komponenten in entsprechenden Geräten auf den Schlachtfeldern der Ukraine gefunden worden sind. Ein Angestellter der Abteilung für Exportbeschränkungen beim Ministerium sagte dem Medium: „Unser Ziel ist es, das Ganze bis zum US-Lieferanten zurückzuverfolgen, um herauszufinden, wie es in das Waffensystem gelangt ist.“ Die Recherchearbeit übernehmen dabei europäische Quellen, etwa das darauf spezialisierte Unternehmen Conflict Armament Research (CAR) aus Großbritannien. Die Europäische Union und das deutsche Entwicklungsministerium statteten es mit Geld aus. Es beliefert etwa die europäische Waffen- und Munitionssuchmaschine iTrace mit Daten.
Deutsche Motoren in russischen Drohnen
Die Kernfrage bei den Ermittlungen lautet, ob und wie bestimmte Akteure das Handelsembargo gegen Russland, das seit der Krim-Annektierung 2014 besteht, unterlaufen haben. Dazu hat beispielsweise CAR bereits den 230 Seiten langen Report „Weapons in Ukraine“ zusammengestellt, in dem es Waffen, Munition und Kriegsgerät aus dem Konflikt um die „Volksrepubliken“ Donetsk und Luhansk aufgeführt hat. Nun untersucht die Organisation Funde im aktuellen Ukrainekrieg. So kam heraus, dass etwa in aufgefundenen Drohnen ein deutscher Motor, amerikanische und britische Chips sowie schweizerische Komponenten zu finden waren.
Teile von 86 verschiedenen westliche Herstellern
Am 10. Juni erhöhte CAR die Anzahl von aufgefundenen westlichen Herstellern in russischer Militärtechnik auf 86. Die Ermittler:innen arbeiten nun an einer Rückverfolgung der entsprechenden Bauteile. Sie stellten jedoch bereits fest, dass viele aus der Zeit nach 2014 stammen. Einige seien erst 2020 hergestellt worden. Diverse Teile können von Scheinfirmen stammen, wie einem aufgeflogenen Unternehmen in Texas, das illegal Hightech-Chips exportierte – angeblich waren sie an russische Geheimdienste gegangen. Die meisten dürften jedoch viel profaner ins Land gekommen sein: per Paketdienst.
Komponenten aus allerlei Quellen
CAR fand etwa heraus, dass ein Zwischenhändler den britischen Chip zur Bewegungserkennung der Drohne an eine Gesellschaft verkaufte, die angeblich im Auftrag von Bildungseinrichtungen handelte. Ano Po Ksi ist nach eigenen Angaben eine gemeinnützige Organisation, die Hightech-Produkte für die russische Regierung herstellt. Der größte Kunde ist Wikipedia zufolge jedoch das russische Militär. Bei einem Gerät zum Stören des Funkes fand ein Team des britischen Militär-Thinktanks Royal United Service (RUSI) Computerchips von Intel, Texas Instruments und anderen Herstellern aus den USA, Europa, Japan und Taiwan.
Veraltete Chips, einige aus Haushaltgeräten
Die westlichen Komponenten in dem Apparat namens Borisoglebsk-2 waren allesamt nicht für den militärischen Gebrauch konzipiert und viele veraltet. Die meisten seien zwischen 2000 und 2010 für den universellen Einsatz hergestellt worden, so die Ingenieure von RUSI. Einer von ihnen heißt Nick Reynolds. Er sagt: „Die russische Verteidigungsindustrie hat Schwierigkeiten, talentierte junge Ingenieure anzuziehen und zu halten, die sich oft für einen Wechsel ins Ausland entschieden haben.“ Daher setze man in Russland weiter auf ausländische Chips. Einige stammen aus ausländischen Haushaltsgeräten wie Geschirrspülern und Kühlschränken, stellte das US-Handelsministerium Mitte Mai fest.
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