Ulysses für iOS: Das kann die iPad-Version des Markdown-Editors
Knapp zwei Jahre sind vergangen, seit die Leipziger Software-Entwickler von „the Soulmen“ ihren Markdown-Editor Ulysses für den Mac veröffentlicht haben. Jetzt wagt das Unternehmen den Schritt auf die mobilen Endgeräte und veröffentlicht mit „Ulysses 2.0“ die erste Version für das iPad. Auf ihrem Blog kündigen „the Soulmen“ die Veröffentlichung für morgen, den 12. März, an. t3n konnte schon vorab einen Blick auf die neue iPad-App werfen.
Was hat sich geändert und was bleibt?
Die erste Neuerung beim Markdown-Editor Ulysses finden Kenner der Mac-Version schon im Namen: Die Entwickler haben sich von den römischen Ziffern der „Ulysses-III“-Ära verabschiedet und ihr neues Produkt „Ulysses 2.0“ getauft. Abgesehen vom neuen Namen, den jetzt allerdings auch die Mac-Version trägt, stellt sich ansonsten ein Gefühl der Vertrautheit ein – Nutzer der Mac-Version fühlen sich direkt heimisch. Genau wie der „große Bruder“ unterstützt auch die iOS-App die Auszeichnungssprachen Markdown-XL, Textile’d, Markdown und Minimark. Wer die Mac-Version kennt, wird sich zudem in den Menüs der iPad-Version sofort zurechtfinden – auch die iOS-Variante setzt auf ein dreispaltiges Layout, bestehend aus der Bibliothek, den Dokumenten oder Blättern, wie sie bei Ulysses heißen, und dem Editor. Die Bibliothek wird, wie auch in der Mac-App, in einer Baumstruktur in der linken der drei Spalten dargestellt. Hier legt ihr Gruppen an, denen ihr eure Dokumente zuordnen könnt. Zudem findet ihr hier auch den Papierkorb, eine Gruppe Favoriten sowie die erstellten Blätter der letzten sieben Tage.
Die mittlere Spalte zeigt euch die Blätter der gerade ausgewählten Gruppe an, die rechte den Editor. Wählt ihr ein Blatt aus, wird die Bibliothek automatisch ausgeblendet und ihr seht nur noch den Editor und eure Blätter. Der Editor nimmt dabei zwei Drittel des Bildes ein, um genügend Platz für die Bearbeitung zu schaffen, gleichzeitig aber einen schnellen Wechsel zwischen den Blättern zu ermöglichen. Durch einen Swipe zum linken Bildschirmrand lasst ihr auch die Blätter-Spalte verschwinden und könnt so den Editor auf den ganzen Screen vergrößern.
Bei Ulysses liegt alles in einer Bibliothek
Ulysses 2.0 ist eine Single-Library-App. Ein „Speichern unter“ gibt es nicht. Die Blätter liegen entweder im lokalen Speicher oder in der iCloud und können dort in Gruppen unterteilt werden. Sie zählen aber letztendlich alle zur selben Bibliothek – alle Arbeitsschritte spielen sich in einem Fenster ab.
Mit iCloud synchronisiert sich Ulysses 2.0 in der Standardeinstellung. Mit dem Handoff-Feature könnt ihr dadurch ein Blatt auf einem Endgerät erstellen und die Bearbeitung zu jeder Zeit auf einem anderen fortsetzen – vorausgesetzt, es besteht eine Internetverbindung und das Dokument konnte mit iCloud synchronisiert werden. Dateien, die ihr nur im lokalen Speicher ablegt, sind nicht mehr von anderen Endgeräten aus erreichbar.
Neben iCloud unterstützt Ulysses auch den Import und die Bearbeitung von klassischen Text- und Markdown-Dokumenten aus anderen Cloud-Speichern wie Box oder OneDrive. DropBox ist dabei leider außen vor, da die DropBox-App diese Funktion nicht unterstützt. Wie schon von Ulysses III gewohnt, habt ihr auch bei Ulysses 2.0 wieder die Möglichkeit, euch über iCloud mit „Daedalus Touch“ zu synchronisieren. Die iOS-App stammt ebenfalls von „the Soulmen“ und ist ein Texteditor, mit dem ihr auf dem iPhone und dem iPad Texte erstellen und bearbeiten könnt.
Die Bedienung: Ungewohnt oder eingängig?
Die Entwickler von „the Soulmen“ haben viel dafür getan, dass sich sowohl altgediente als auch neue Benutzer der Software wohlfühlen. Der Editor der iPad-Version nutzt die bekannte On-Screen-Tatstatur, wie man sie vom iPad kennt. Um dem Benutzer die Bedienung zu erleichtern und einige Funktionen überhaupt zu ermöglichen, setzt Ulysses auf eine Button-Reihe oberhalb der eigentlichen Tastatur. Sie enthält Sonderzeichen und Kommandos, die in der Mac-Version schnell über Tastenkürzel umgesetzt werden können.
Hier findet ihr Funktionen wie die Wiederholen-/Wiederrufen-Buttons, den Tabstopp und die Pfeiltasten zur Navigation im Text. Die „Knopfleiste“ enthält allerdings zusätzlich die Markup-Kommandos für die Textauszeichnung. Am linken Rand findet ihr zudem einen Button, der euch die Wörter-, Satz- und Zeichenzahl anzeigt. Rechts befindet sich der Button für die Anhänge, denn ihr könnt eure Blätter mit Notizen, Keywords oder Bildern versehen. Ist die Tastatur ausgeblendet, rückt die Leiste an den unteren Bildschirmrand und der Button für die Auswahl der Markdown-Sprachen erscheint. Ihr könnt jederzeit zwischen den unterstützen Auszeichnungssprachen wechseln.
Wer mit der On-Screen-Tastatur auf Kriegsfuß steht, kann eine externe Tastatur anschließen und darüber auch wieder alle Shortcuts nutzen, die aus der Mac-Version bekannt sind.
Ulysses 2.0: Die Export-Möglichkeiten
Ulysses ist kein WYSIWYG-Editor und bietet daher keine sofort sichtbaren Stile und Formate. Stattdessen wird euer Text erst formatiert, wenn ihr ihn exportiert. Beim Export stehen euch fünf Formate zur Verfügung:
- Plain Text
- HTML
- ePub
- RTF
Hier könnt ihr zudem aus einer Reihe vorgegebener Darstellungs-Stile wählen oder euch neue Stile vom „Ulysses Style Exchange“ runterladen. In der folgenden Bildergalerie seht ihr, wie Ulysses 2.0 die Darstellung anpasst, je nachdem, welches Format ihr für den Export ausgewählt habt.
Was fehlt noch?
Einige Funktionen, die auf dem Mac verfügbar sind, haben noch nicht den Weg auf das iPad gefunden. So ist es in der ersten Release-Version zwar möglich, Blätter als RTF- oder HTML-Datei zu exportieren, ein Import dieser Datei-Typen ist allerdings noch nicht integriert. Auch eine Funktion, die wir im Artikel zu Ulysses III besonders herausgestellt haben, fehlt bisher: So müssen Nutzer der iPad-Version auf die Versions-Sicherung verzichten. Mit dieser Funktion ist es auf dem Mac möglich, die Historie eines Blattes einzusehen und so vergangene Änderungen gezielt nachzuvollziehen und Texte in verschiedenen Stadien zu erhalten.
Dazu kommt noch das Fehlen einer globalen Suche und der Bookmark-Funktion. Die Entwickler haben die Liste der fehlenden Features allerdings schon mit dem Vermerk versehen, dass sie im Zuge der nächsten Versionen schrumpfen soll. Der Preis für die iPad-App soll 19,99 Euro betragen.
Fazit
Wagt ein Software-Hersteller den Sprung auf die mobilen Endgeräte, besteht viel Potenzial zur Verschlimmbesserung. Nutzer von Ulysses III aber müssen sich glücklicherweise nicht groß umstellen. Dazu kommt, dass „the Soulmen“ bei der Portierung einen wirklich guten Job gemacht haben. Die Struktur der App ist eingängig und übersichtlich. Der Nutzer, egal ob neu oder erfahren, kann sofort starten.
Einige Funktionen, die in Ulysses III enthalten waren, haben es noch nicht in die iPad-App geschafft, sollen aber aller Voraussicht nach später folgen. Für alle Nutzer der Mac-App ist die iOS-Version definitiv empfehlenswert. Wer sie noch nicht kennt und einen guten Markdown-Editor sucht, sollte Ulysses 2.0 zumindest in Erwägung ziehen.
Wann kommt einfach „Daedalus Touch“ auf den Mac? Das wäre es doch…