Umweltproblem Lithium-Abbau: VW, Daimler und Fairphone suchen nachhaltigere Wege

Die Salzwüste Salar de Atacama in Chile stellt das größte Lithium-Reservoir der Welt. Schon jetzt läuft dort der Abbau dieses vor allem für die Produktion von Batterien für Elektro-Autos wichtigen Rohstoffs auf Hochtouren.
E-Autohersteller brauchen in rasant steigendem Maße Lithium und andere Rohstoffe
Eine Verdreifachung der Produktion steht indes für die nächsten sechs Jahre bevor. Denn die Verkehrswende-Strategien der Regierungen weltweit setzen weitgehend auf batterieelektrische Alternativen.
Seit Jahren wehren sich die indigenen Bewohner der immerhin rund 3.000 Quadratkilometer großen Salzwüste – das entspricht der 3,5-fachen Fläche Berlins – gegen den zunehmenden Rohstoffabbau. Schon jetzt werden pro Sekunde (!) knapp 2.000 Liter Salzwasser aus den tieferen Bodenschichten der Wüste nach oben gepumpt, um dort in großen Becken der Verdunstung anheimgestellt zu werden.
Was nach dem Verdunstungsvorgang übrig bleibt, ist ein Salz, aus dem mittels eines mehrere Schritte umfassenden chemischen Prozesses noch das verwertbare Lithium isoliert werden muss.

Salzgewinnung im Salar de Atacama. (Bild: Hecke61 / Shutterstock)
Trockenheit im Umfeld des Salar nimmt zu
Die Bevölkerung im Umfeld des Salar de Atacama beobachtet seit Jahren sinkende Wasserstände. In manchen Gemeinden ist kaum noch Ackerbau möglich. Es fehlt an Süßwasser. Auch die chilenische Bergbau-Kommission bestätigt, dass der Atacama-Salzwüste zwischen 2000 und 2015 mehr als viermal so viel Wasser entzogen wurde, wie auf natürliche Weise in das Gebiet gelangte.
Dennoch stellte sich die Lithium-Industrie bislang auf den Standpunkt, dass die Gewinnung von Salzwasser aus der Wüste keine Auswirkungen auf das auf Süßwasser angewiesene Ökosystem des Salar de Atacama hat. Zwar wird die zunehmende Trockenheit nicht unbedingt bestritten, aber mit Vorliebe anderen Ursachen, etwa dem ebenfalls stattfindenden Kupferabbau, dem Tourismus, der Landwirtschaft oder dem Klimawandel zugeordnet.
Tatsächlich könnte es aber auch so sein, dass das massenhafte Hochpumpen von Salzwasser Süßwasserstände an den Rändern des Salar de Atacama mindert. Dadurch, dass im Salar der Salzwasserstand sinke, würde von den Rändern Süßwasser nachfließen, so die wenig industriefreundliche Vermutung.
Deutsche Konzerne übernehmen Verantwortung für ihre Rohstofflieferketten
Der Volkswagen-Konzern, Daimler, BASF und der niederländische Smartphone-Hersteller Fairphone haben sich daher nun zu der Initiative „Responsible Lithium Partnership“ zusammengeschlossen, um die Fakten zu ermitteln, alle Beteiligten und Betroffenen in den Prozess einzubinden und ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das die Interessen der Industrie mit jenen von Regierung, Zivilgesellschaft und der Umwelt selbst unter einen Hut bringt. Das teilen die Beteiligten in einer Pressemitteilung mit.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH wurde mit der Koordination der Vorgehensweise beauftragt. Sie soll jetzt eine Plattform schaffen, die alle relevanten Akteure im Salar-Wassereinzugsgebiet umfasst – vor allem auch die indigenen Dorfgemeinschaften.
Ziel ist ein konsensbasierter Aktionsplan für den Salar
Ziel der Plattform ist es, einen Konsens über den Status quo zu erreichen und gemeinsam eine Vision für die Zukunft des Salar de Atacama zu entwickeln. Ebenso soll eine Planung zur Verbesserung des langfristigen Managements natürlicher Ressourcen entwickelt werden. Alle im Rahmen des Projekts ermittelten Daten sollen zusammengetragen und zugänglich gemacht werden.
Die „Responsible Lithium Partnership“ hat im Frühjahr 2021 begonnen und eine geplante Dauer von zweieinhalb Jahren. Sie fördert weder die Lithiumbeschaffung noch den An- oder Verkauf von mineralischen Rohstoffen.