
Über die zentrale Technologie-Roadmap Volkswagens haben wir bereits berichtet. Die lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: VW will mehr Zellen billiger produzieren. Das wirkt wie ein nahezu detailgetreuer Nachbau der Tesla-Strategie, die wir seit dem „Battery Day“ im vergangenen Herbst kennen.
Auch an anderer Stelle will Volkswagen in Teslas Fußspuren treten. So hat der Konzern auf dem „Power Day“ massive Investitionen in den Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur und den Einbau der Fahrzeugbatterie in das Stromnetz angekündigt.
VW baut Ladeinfrastruktur mit Partnern aus
Bis 2025 will das Unternehmen im Verbund mit Partnern rund 18.000 öffentliche Schnellladepunkte in Europa aufgebaut haben. Das entspräche einer Verfünffachung der Ladepunkte gegenüber dem Status-quo. Rund ein Drittel des für 2025 prognostizierten Gesamtbedarfs auf dem Kontinent würde Volkswagen auf diese Weise decken können.
Dabei will sich VW nicht allein auf das Joint-Venture Ionity verlassen. Vielmehr will der Konzern auch mit BP europaweit rund 8.000 Schnellladepunkte aufbauen. Diese Schnelllader sollen 150 Kilowatt an Ladeleistung bieten und an insgesamt 4.000 Tankstellen von BP und Aral entstehen – ein Großteil davon in Deutschland und Großbritannien.
In Spanien will VW vor allem die Hauptverkehrsachsen erschließen. Dazu geht der Konzern eine Kooperation mit Iberdrola ein. In Italien will Volkswagen mit Enel kooperieren, um das Schnellladenetz sowohl an Autobahnen als auch im städtischen Raum auszubauen. Für das Gesamtprogramm in Europa will Volkswagen selbst bis 2025 etwa 400 Millionen Euro aufwenden.
Auch in den USA und China will Volkswagen das öffentliche Schnellladenetz ausbauen. Mit Electrify America sollen bis Ende dieses Jahres rund 3.500 Schnellladepunkte in Nordamerika geschaffen werden. In China plant Volkswagen über das Joint-Venture Cams die Errichtung von insgesamt 17.000 Schnellladepunkten bis 2025.
Das klingt nicht nur ein wenig nach Teslas erfolgreichem Supercharger-Konzept.
VW will das Elektro-Auto zum Teil des Stromnetzes machen
Ab 2022 sollen Elektro-Autos auf der Basis des konzerneigenen Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) in der Lage sein, sich in private, geschäftliche und öffentliche Energiesysteme zu integrieren. Bezogen auf den Haushalt eines VW-Nutzers könnte das etwa dazu führen, dass regenerativer Strom aus der Solaranlage im Fahrzeug gespeichert und bei Bedarf wieder in das Hausnetz zurückgespeist werden könnte. Erste dieser Vehicle-to-Grid-Ansätze hatte Volkswagen vor ziemlich genau einem Jahr bereits vorgestellt.
An einer großformatigeren Umsetzung bis hinein ins öffentliche Stromnetz entwickelt VW noch. Klar ist bereits, dass der Konzern die gesamte Prozesskette abbilden will. Es soll also ein Gesamtpaket mit allen Modulen und digitalen Diensten von der bidirektionalen Wallbox bis zum Energiemanagement geben.
Tesla ist auch hier mehrere Schritte weiter und bietet autonome Stromspeicher als separate Produkte an. Schon im Jahr 2017 etwa installierte der US-Autobauer in Australien die Hornsdale Power Reserve, den seinerzeit größten Akkuspeicher der Welt. Für private Hausbesitzer bietet Tesla die sogenannte Powerwall an.
Übrigens: Die Börse hat sich von den Ähnlichkeiten nicht irritieren lassen und die VW-Aktie gegen den DAX-Trend nach oben geschickt – wenn auch nur um etwas über zwei Prozent.