Power Day: VW kopiert Tesla-Strategie – kündigt mehr Werke und bessere Zellen an
Der Power Day des VW-Konzerns hatte von Beginn an sehr nach dem „Battery Day“ Teslas geklungen. Tesla hatte im Herbst 2020 vorgestellt, wie der Siegeszug des Elektroautos fortgesetzt werden sollte. Zentrale Strategie dabei: mehr Zellen billiger produzieren.
VWs Batterie-Strategie: 6 Werke in Europa, neue Zellformate
Exakt zu dieser Vorgehensweise hat sich nun der Volkswagen-Konzern entschlossen. Allerdings hat VW dabei zunächst keine technologischen Innovationen zu verkünden. Das war bei Tesla anders. Elon Musks Firma hatte nicht nur ein neues Zellformat vorgestellt, sondern auch ein völlig neues Produktionsverfahren präsentiert und dabei eine alternative Rohstoffverwendung angedacht.
Bei Volkswagen will man bodenständiger vorgehen. Zunächst will der Konzern bis zum Jahr 2030 allein in Europa sechs sogenannte Gigafabriken errichten, die Zellen mit einer Jahresgesamtkapazität von 240 Gigawattstunden produzieren sollen.
Bei zwei dieser Fabriken handelt es sich um Kooperationen mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt. Der arbeitet an der Inbetriebnahme seines schwedischen Werks in Skellefteå, das VW in seiner Roadmap für sich vereinnahmt. Ebenso soll ein gemeinsames Werk in Salzgitter entstehen. Das wird von VW selbst betrieben. Beide Informationen sind nur teilweise neu.
Neu ist, dass der schwedische Standort, die Gigafactory Northvolt Ett, eine sogenannte Premium-Zelle herstellen soll. Deren Produktion soll 2023 starten und schrittweise auf eine Jahreskapazität von 40 Gigawattstunden hochgefahren werden. Wie genau diese Premium-Zelle technisch aussehen soll, ist nicht klar.
VW trennt in Premium- und Einheits-Zelle
Im Gegensatz dazu will VW in Salzgitter die sogenannte „Einheitszelle für das Volumensegment“ produzieren. Die Einheitszelle soll bis zum Jahr 2030 in 80 Prozent aller Stromer des VW-Konzerns verbaut werde. Dabei soll das Werk Salzgitter die Produktion ab 2025 aufnehmen und gleichzeitig als eine Art Kompetenzzentrum an „Innovationen in Prozess, Design und Chemie“ arbeiten. Wo VW die Einheitszelle bis dahin produzieren lässt – immerhin soll sie ab 2023 eingeführt werden – ist unklar.
Auch zum Aufbau der neuen Einheitszelle äußert sich VW nur oberflächlich. Ziel sei es laut Technik-Vorstand Thomas Schmall, „Kosten und Komplexität der Batterie zu senken und gleichzeitig ihre Reichweite und Performance zu steigern“. So solle die „E-Mobilität endgültig erschwinglich und zur Hauptantriebstechnologie“ werden.
Schmall schweben dabei massive Einsparungen vor. So sollen „die Kosten für Batterien im Einstiegssegment schrittweise um bis zu 50 Prozent und im Volumensegment um bis zu 30 Prozent“ sinken. Damit sollen im Schnitt Kosten von „deutlich unter 100 Euro pro Kilowattstunde“ erreicht werden. Vornehmlich will der Konzern das durch „eine Optimierung des Zelltyps, innovative Produktionsmethoden sowie das konsequente Recycling“ erreichen.
Neben Kostenvorteilen sollen die neuen Zellen „Fortschritte bei Speicherkapazität und Schnellladefähigkeit“ erzielen und letztlich eine Übergangstechnologie zur Festkörperbatterie darstellen. Die erwartet VW indes erst ab Mitte des kommenden Jahrzehnts.
Northvolt verkauft Anteile am Werk Salzgitter an VW
Erst zwei der angekündigten sechs Fabriken kann VW als in trockenen Tüchern befindlich ausweisen. Dabei handelt es sich um die Werke, die Northvolt involvieren. Der schwedische Batteriehersteller hat am Montag bestätigt, einen Auftrag von Volkswagen erhalten zu haben.
Der belaufe sich auf ein Volumen von mehr als 14 Milliarden US-Dollar und weise eine Laufzeit von zehn Jahren auf. Teil des Deals soll zudem ein Rückverkauf der Anteile am Joint-Venture „Northvolt Zwei“, dem Werk in Salzgitter, an den VW-Konzern sein. Das berichtet Reuters.
Wer die anderen vier Fabriken in Europa betreiben soll und wo diese entstehen werden, befindet sich laut Volkswagen derzeit „in Prüfung“.