Der Wolfsburger Autokonzern will am Montag im Zuge seines „Power Day“ keine Autos vorstellen, wie VW-Chef Diess schon am letzten Dienstag mit „This is not a car presentation“ twitterte und auf dem Business-Netzwerk LinkedIn verkündete. Für Volkswagen ist zum einen die Art der Ankündigung des Events, das wie ein Apple- oder Tesla-Event live übertragen werden soll ein Novum. Zum anderen ist es für VW eine Premiere, mehr über die eigene Akkuentwicklung zu kommunizieren. Aus Unternehmenskreisen haben wir erfahren, dass der Power Day keine kurze Präsentation sein wird, sondern ein regelrechter Deep-Dive: Es sei eine Dauer von bis zu drei Stunden angesetzt.
VWs Power Day im Livestream und mit AR
Volkswagen scheint seit einer Weile neue Wege der Unternehmenskommunikation auszuprobieren. Teil der Strategie ist, die Führungsriege wie CEO Herbert Diess in sozialen Kanälen ins Rampenlicht zu rücken, um Standpunkte, neue Entwicklungen und nun auch Events anzukündigen. Das ist aber nur ein Teil des neuen VW-Images: Denn auch das Event selbst soll von den üblichen Powerpoint-Präsentationen abweichen, moderner anmuten und auf vielen Wegen – etwa via YouTube, Twitter und dem hauseigenen Pressekanal – im Livestream verfolgt werden können.
Die zentrale Bühne sei in Wolfsburg verortet, wo unter anderem VW-Chef Diess und VWs im Dezember ernannter Batterie-Chef Thomas Schmall zugegen sein sollen. Während der Veranstaltung werde es diverse Schalten in andere Standorte und womöglich auch zu Partnern stattfinden. Um es möglichst außergewöhnlich zugehen zu lassen, sollen die Gäste per LED-Leinwand und via Augmented Reality für die Zuschauer auf die Bühne projiziert werden, heißt es.
Power Day: VWs Akku-Deep-Dive – kommt die eigene Gigafactory?
Inhaltlich, so unsere Quelle, plant VW im Zuge des großen Events einen Rundumschlag um das große Thema Energie. Es soll nicht aber ausschließlich um Batterie-Technik gehen. Welche weiteren Themenbereiche konkret angesprochen werden, ist nicht bekannt. Dass es bei der langfristigen Abkehr vom Verbrenner hin zu elektrisch angetriebenen Autos ohne Batterien nicht geht, dürfte klar sein. Wie Tesla hat Volkswagen offenbar verstanden, dass Akkus das Herzstück von E-Autos sind.
Da im Laufe der nächsten Jahre weit mehr Batterien benötigt werden als bisher, dürfte Volkswagen sich langfristig unabhängiger von Batterie-Zulieferern machen wollen. Entsprechend können wir damit rechnen, dass der Konzern sich bei der Batterie-Entwicklung und -Produktion breiter aufstellen will und muss, um möglichen Lieferengpässen vorzubeugen.
Schon vor einigen Tagen hatte die Volkswagen-Gruppe angekündigt, in Spanien ein eigenes Werk für die Produktion von Batteriezellen errichten zu wollen. Dass dieses Vorhaben schon vor dem Power Day kommuniziert wurde, deutet darauf hin, dass der Konzern noch größere Pläne hinsichtlich der Batteriefertigung haben könnte – und diese womöglich am Montag verkünden wird.
Hier könnt man gar spekulieren, dass Volkswagen Tesla nacheifert und die Wolfsburger ihre eigenen Gigafactories bauen wollen. Das Werk in Spanien könnte also nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen sein. Hierfür könnte eine Ausweitung der Partnerschaft mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt angekündigt werden – an dem Volkswagen derzeit einen Anteil von 20 Prozent hält. Mit dem 2016 gegründeten schwedischen Unternehmen baut VW bereits eine erste Fabrik in Salzgitter. Schon 2019 gab Northvolt an, seine Produktionskapazitäten in Europa bis 2030 auf 150 Gigawattstunden ausweiten zu wollen. Im Zuge des Power Day könnte Volkswagen ebenso eine tiefergehende Partnerschaft mit dem chinesischen Batteriehersteller CATL eingehen, der unter anderem auch in Deutschland aktiv ist.
Es ist zudem denkbar, dass Volkswagen im Laufe seines Batterie-Events nicht nur Kooperationen und den Ausbau seiner Akku-Ambitionen bekanntgibt, sondern ähnlich wie Tesla während des Battery-Days auch Einblicke in die Entwicklung neuer Batterietechnologien und Fertigungsmethoden gewährt.
VW hat große E-Auto-Pläne
Volkswagen hat seine E-Auto-Ambitionen in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben korrigiert. Während der Konzern noch 2019 den Anteil der Elektroautos in seiner Flotte bis 2030 auf mindestens 40 Prozent anheben zu wollen, soll der Anteil in Europa 70 Prozent der Gesamtverkäufe aller Autos ausmachen. Allein 2021 will der Konzern eine halbe Million E-Autos absetzen.
Nach einer ersten recht langen Phase der großen Ankündigungen und Anlaufproblemen mit der Software scheint der Konzern mittlerweile auf dem richtigen Weg zu sein, sogar mit Telsa mithalten zu können. Zumindest die MEB-Plattform ist laut Branchenanalysten von UBS mit Tesla „voll wettbewerbsfähig“, was die Kosten angehe. VW erreiche eine „erstklassige Energiedichte, Effizienz und Skalierbarkeit“, heißt es. Die Elektro-Strategie des Konzern gefällt offenbar auch den Anlegern. Der Kurs konsolidiert auf hohem Niveau, mit der Aussicht weiter zu steigen. Die Ankündigung des Power Day ließ die Aktie vor allem in den USA ansteigen. Wie sich das Batterie-Event selbst auf die Aktie auswirkt, werden wir am Montag und Dienstag erfahren. Das Event ist zudem strategisch passend einen Tag vor Volkswagens Jahrespressekonferenz gelegt.