Galt als unmgölich: Babystern am schwarzen Loch inmitten der Milchstraße entdeckt
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Kölner Instituts für Astrophysik hat den Stern mit dem Namen X3a in unmittelbarer Nähe des supermassiven schwarzen Lochs Sagittarius A* (Sgr A*) im Zentrum der Milchstraße entdeckt.
Sternenbildung bei Sgr A* bislang als unmöglich angesehen
Dabei handelt es sich um eine Region, die sich durch hochdynamische Prozesse und eine dominante Röntgen- wie auch UV-Strahlung auszeichnet. Bislang galt es als unmöglich, dass sich dort ein Stern bilden kann.
Wie die Forschungsarbeit, die im Fachjournal The Astrophysical Journal veröffentlicht wurde, zeigt, ist die Annahme jedoch obsolet, dass sich über Zeiträume von Milliarden Jahren nur alte, entwickelte Sterne in der Nähe des schwarzen Lochs ansiedeln könnten. Der „unmögliche Stern“, wie X3a bezeichnet wird, hat sich den Wissenschaftler:innen zufolge in einer Staubwolke gebildet, die das gigantische schwarze Loch umkreist, und ist erst nach der Sternbildung auf seine jetzige Umlaufbahn gesunken.
Ganz neu ist die Entdeckung junger Sterne in der Nähe von Sgr A* jedoch nicht: „Entgegen jeglicher astrophysikalischen Erkenntnis wurden bereits vor 20 Jahren sehr junge Sterne in der direkten Umgebung von Sgr A* gefunden“, heißt es in einer Mitteilung der Universität Köln. „Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wie sie dorthin gekommen sind und wo sie sich gebildet haben.“
Auftreten junger Sterne bei Sgr A* wird als „Paradox der Jugend“ bezeichnet
Mit dem Babystern X3a, der zehnmal so groß und fünfzehnmal so schwer wie unsere Sonne ist, könnte eine Erklärung möglich sein: „In einer Entfernung von nur einigen Lichtjahren vom schwarzen Loch gibt es eine Region, welche die Bedingungen für Sternentstehung erfüllt“, wird der Erstautor der Studie, Florian Peißker, zitiert.
Demnach könnte sich, abgeschirmt vom Einfluss der Schwerkraft von Sgr A* und seiner intensiven Strahlung, in dessen äußerem Gas- und Staubring eine ausreichend dichte Gaswolke gebildet haben. Mit einer Masse von etwa hundert Sonnen ist die Wolke unter ihrer eigenen Schwerkraft zu einem oder mehreren Protosternen kollabiert.
„Diese sogenannte Fallzeit entspricht ungefähr dem Alter von X3a. Daher gehen wir davon aus, dass der Prozess die Geburt von X3a war“, so Peißker.
Ähnliche Staub- und Gasringe sind auch in anderen Galaxien zu finden, entsprechend könne der beschriebene Mechanismus auch dort funktionieren. „Geplante Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop der NASA oder dem Extremely Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile werden dieses Sternentstehungsmodell sowohl für unsere Galaxie als auch für andere Galaxien testen“, heißt es in der Mitteilung der Universität.