Am gestrigen Donnerstag, dem 12. November 2020, verschwand das offizielle Twitter-Profil der bundesstaatlichen US-Polizeibehörde Immigration and Customs Enforcement (ICE) plötzlich von dem Kurznachrichtendienst. Etwas später war der Account wieder da und die Behörde erklärte in einem Tweet, dass es sich um eine technische Panne gehandelt habe. Genauere Details nannte die US-Behörde jedoch nicht. Auch Twitter nannte den Grund nicht explizit, deutete ihn in einem Statement aber zumindest an.
„Twitter verlangt, dass Menschen, die den Dienst nutzen, mindestens 13 Jahre alt sind“, zitieren mehrere US-Medien aus einem Twitter-Statement. Darin heißt es weiter: „Wenn das Geburtsdatum eines Kontos auf einen Tag/Monat/Jahr vor diesem Datum geändert wird und unsere Systeme Inhalte identifizieren, die von dem Konto gepostet wurden, bevor sie 13 Jahre alt waren, werden sie aus dem Konto ausgesperrt.“ Das klingt, als hätte ein bei ICE für den Twitter-Account zuständiger Behördenmitarbeiter an den Alterseinstellungen herumgespielt. Welches Datum dabei genutzt wurde, ist unklar. ICE wurde 2003 als Reaktion auf Terroranschläge vom 11. September 2001 ins Leben gerufen und existiert damit seit nunmehr 17 Jahren.
Internet witzelt: Behörde ist vermutlich zu Parler gewechselt
Nach dem Verschwinden des ICE-Accounts zeigten sich einige Nutzerinnen und Nutzer zunächst verwirrt. Andere, wie der auf Immigrationsfragen spezialisierte Anwalt Greg Siskind, warfen die Frage auf, ob eine US-Behörde einen Social-Media-Account überhaupt dichtmachen darf. Immerhin handele es sich bei den Beiträgen von ICE um offizielle Behördendokumente. Mehrere Twitter-Nutzer wiederum scherzten, dass ICE vermutlich von Twitter auf die rechtsgerichtete Alternative Parler gewechselt sei.
Parler erhielt nach der US-Wahl enormen Zulauf von Trump-Anhängern, die sich daran stören, dass Twitter viele Beiträge des noch amtierenden US-Präsidenten mit einem Faktencheck versehen hatte. Parler bezeichnet sich selbst als soziales Netzwerk für freie Meinungsäußerung, auf der jeder gleich behandelt werde. Medienberichten zufolge löscht die Plattform aber durchaus Beiträge und Nutzerkontern – zumindest wenn die eher liberale oder linke Ansichten vertreten.
ICE: Anwälte können noch immer die Eltern von mehreren hundert Kindern nicht finden
ICE war weltweit durch die Umsetzung der von US-Präsident Trump verschärften Immigrationspolitik in die Kritik geraten. Die Polizeibehörde nahmen unter Trumps Präsidentschaft vermehrt Migranten in Haft. Dabei wurden mehrere tausend Kinder von ihren Eltern getrennt. Einem Bericht von NBC News zufolge können Anwälte noch immer nicht die Eltern von mehr als 600 dieser Kindern finden. 20 Prozent der Kinder sollen zum Zeitpunkt der Trennung jünger als 5 Jahre alt gewesen sein.