Steam: Warum Valve jetzt auf 776 Millionen Euro Schadensersatz verklagt wird

Valve soll mit Steam seit Jahren seine Monopolstelung ausnutzen. (Foto: Casimiro PT / Shutterstock)
Hat Valve seine Monopolstellung ausgenutzt, um Gamer:innen Spiele zu überteuerten Preisen anzubieten? Dieser Frage könnte schon bald ein Gericht in Großbritannien nachgehen, wie BBC berichtet. Denn dort wurde eine Sammelklage von Vicki Shotbolt, Aktivistin für digitales Recht, eingereicht. Sie vertritt damit rund 14 Millionen Gamer:innen, die angeblich zu viel für Steam-Spiele gezahlt haben sollen. Unterstützt wird sie dabei von Anwält:innen der Kanzlei Milberg London LLP.
Was wird Steam und Valve vorgeworfen?
„Wir glauben, dass die Valve Corporation Konkurrenz für PC-Spiele und Ingame-Content auf unfaire Weise ausgesperrt hat, was bedeutet, dass Kund:innen in Großbritannien zu viel für diese Produkte bezahlt haben“, heißt es auf der Website „Steam you owe us“ (zu Deutsch: Steam, du schuldest uns was).
Im Grunde beruht die Klage auf drei wichtigen Punkten. Zunächst soll Valve Entwickler:innen und Publisher:innen dazu verpflichtet haben, ihre Spiele auf anderen Plattformen genauso wie auf Steam zu bepreisen. Dadurch sollte laut den Kläger:innen verhindert werden, dass eine andere Plattform günstigere Preise bietet und Kund:innen abwandern.
Zudem prangert die Sammelklage an, dass Steam gekaufte Spiele nur mit Addon-Inhalten kompatibel sind, die ebenfalls auf Valves Plattform gekauft werden. Damit sind Spieler:innen nach dem Kauf eines Games an Steam gebunden.
Zu guter Letzt soll Valves hohe Gebühr für Entwickler:innen und Publisher:innen dazu führen, dass Games so teuer sind. Auf Steam werden 30 Prozent des Verkaufspreises an Valve abgegeben. Die Verantwortlichen hinter den Spielen hätten dadurch keine andere Wahl, als ihre Spiele teurer zu machen – was am Ende den Spieler:innen schaden würde.
So viel fordern die Kläger:innen
Insgesamt fordern Vicki Shotbolt und Milberg London LLP eine Summe von 656 Millionen Pfund für alle Betroffenen. Umgerechnet sind das etwa 776 Millionen Euro. Noch haben Spieler:innen aus Großbritannien, die vom 5. Juni 2018 bis heute ein Spiel oder Addon über Steam gekauft haben, die Chance, sich der Sammelklage anzuschließen.
Auch wenn der geforderte Betrag enorm erscheint, ist er deutlich geringer, wenn wir uns den Einzelfall anschauen. Denn laut den Kläger:innen sollen betroffenen Spieler:innen „bis zu 44 Pfund“ zustehen, wenn die Klage erfolgreich ist. Das sind etwa 52 Euro.
Wie stehen die Chancen für die Sammelklage?
Zunächst wurde die Sammelklage nur eingereicht. Der Antrag wird bald dem Competition Appeal Tribunal vorgelegt, das darüber entscheidet, ob die Klage zulässig ist. Wie sich das Tribunal entscheidet, lässt sich nur schwer abschätzen. In der Vergangenheit gab es bereits ähnliche Fälle, die abgelehnt wurden.
Allerdings gab es auch eine Klage gegen Sony im Jahr 2022, die zugelassen wurde. Damals ging es ebenfalls darum, dass der Playstation-Konzern seine Machtposition ausnutzen würde, um hohe Preise im PSN zu fordern. Damals stand zwar eine andere Klägerin vor Gericht, aber sie wurde ebenfalls von der Kanzlei Milberg London LLP unterstützt.
So oder so könnte es noch eine Weile dauern, bis das Competition Appeal Tribunal über Valve und Steam entscheidet. Der Sony-Fall wurde bereits im August 2022 eingereicht. Die Entscheidung des Tribunals fiel allerdings erst Ende 2023. Die eigentliche Gerichtsverhandlung hat bislang nicht begonnen.