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Verbrenner-Aus: So reagieren Klimaschützer und Autobranche auf die EU-Pläne

Das EU-Parlament will, dass ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürfen. Umweltschützer begrüßen das Votum. Die Autoindustrie zeigt sich kritisch.

Quelle: dpa
3 Min.
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EU-Parlament will ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr zulassen. (Foto: Scharfsinn / Shutterstock.com)

Die EU sollte sich nach Ansicht der deutschen Automobilindustrie noch nicht auf 2035 als Datum für ein Verbot von Verbrennungsmotoren bei Neuwagen festlegen. In weiten Teilen Europas gebe es „keine ausreichende Ladeinfrastruktur“ für Elektroautos, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller am Mittwochabend. „Es ist daher für eine derartige Zielsetzung schlichtweg noch zu früh. Die Kosten der Verbraucher werden dadurch erhöht, das Verbrauchervertrauen aufs Spiel gesetzt“, fügte sie hinzu.

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Die frühere CDU-Politikerin Müller, von 2005 bis 2008 Staatsministerin im Bundeskanzleramt, reagierte damit auf den Beschluss des EU-Parlaments, dass der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 verboten werden soll. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Mittwoch in Straßburg dafür, dass Hersteller dann nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Bevor eine solche Regelung in Kraft treten kann, muss sich das Parlament darüber aber noch mit den Regierungen der EU-Staaten einig werden.

Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur war der Verkehr im Jahr 2019 für rund ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen der EU verantwortlich. Davon entfielen knapp 72 Prozent auf den Straßenverkehr. Der Verkehr ist der einzige Bereich, in dem der Treibhausgasausstoß in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen hat – zwischen 1990 und 2019 um 33,5 Prozent.

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Fridays for Future: Verbrenner-Aus kommt 10 Jahre zu spät

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang begrüßte den Beschluss. „Es ist gut, dass das Europäische Parlament mit dieser Entscheidung klar macht: Elektromobilität ist die Zukunft“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Autounternehmen bekämen so europaweit Planungssicherheit. In Deutschland habe sich die Ampel-Koalition bereits zur Verkehrswende bekannt, sagte sie. „Wir wollen, dass Deutschland zum Leitmarkt für E-Mobilität wird, mit 15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2030.“

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Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future reklamierte den Beschluss des EU-Parlaments als einen Erfolg ihrer Arbeit. Aber das angepeilte Jahr 2035 sei „zehn Jahre zu spät“, um das Ziel zu erreichen, die Erderhitzung wie 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbart auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, schrieben die Aktivisten auf Twitter. „Klar ist: Eine Verkehrswende schaffen wir nicht, indem E-Autos auf die Straße kommen – sondern Menschen.“

Kritik von der Autoindustrie

Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisierte, dass nach dem Votum des EU-Parlaments synthetische Kraftstoffe nicht positiv auf die neuen CO2-Flottengrenzwerte angerechnet werden sollen. Wer schnelle Erfolge bei der CO2-Reduktion erzielen wolle, müsse den aktuellen Fahrzeugbestand in den Blick nehmen, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. „Das sind in Deutschland rund 46 Millionen Pkw und weltweit 1,5 Milliarden Pkw. Mit klimaneutralen E-Fuels oder Biokraftstoffen könnten alle diese Fahrzeuge klimaneutral angetrieben werden, und die bestehende Tankstellen-Infrastruktur wäre vorhanden.“

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Elektroautos: 5 Vorurteile und was an ihnen dran ist Quelle: husjur02 / shutterstock

Kritiker wenden aber ein, die Technologie stecke noch in den Kinderschuhen und zudem sei der Einsatz von E-Fuels, also synthetischen Kraftstoffen, bei Pkw ineffizient im Vergleich zum Elektroantrieb. Auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat betont, synthetische Kraftstoffe werde man vor allem für den Flugverkehr brauchen. Auf absehbare Zeit werden es nicht genug E-Fuels geben, um die jetzt zugelassenen Pkw damit zu betreiben.

Umweltverbände zeigen sich erfreut

Umweltorganisationen begrüßten das Votum des EU-Parlaments zumeist. „Heute wurde vom Europäischen Parlament ein klares Signal Richtung Antriebswechsel gesetzt“, so Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND. Der Verbrennungsmotor sei ein Auslaufmodell, das müsse nun allen Beteiligten klar sein. Vom Nabu heißt es: „Das EU-Verbrenner-Aus 2035 ist ein großer Schritt und Arbeitsauftrag zugleich.“ Die Bundesregierung müsse nun dringend Maßnahmen ergreifen, damit das Ziel erreicht werde.

Der Deutschen Umwelthilfe geht die Maßnahme nicht weit genug, sie fordert ein Verbrenner-Aus schon ab 2030. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch erklärte am Mittwoch: „Die eskalierende Klimakrise lässt uns nicht die Zeit, noch weitere 13 Jahre Millionen neue Verbrenner-Autos auf Europas Straßen zu spülen, die dann wiederum 15 Jahre oder noch länger auf klimaschädlichen Sprit angewiesen sind.“

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Kommentare (2)

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Matthias E.

Irgendwie ist das wieder typisch Staat, bzw., typisch EU.

Ich bin alt und schon ich habe in der Grundschule in den 80ern gelernt, Fossile Brennstoffe sind endlich und das Angebot und Nachfrage den Preis regeln, das ist bekannt und so wären die Preise auch ohne Virus und ohne Herrn P aus R gestiegen. So wurde alles nur etwas beschleunigt.
Und doch, auch ohne Klimaerwärmung, man wusste, dass das kommen wird.

Warum hat die EU also nicht früher reagiert? Die EU ist immer so, abwarten, schauen und irgendwann reagieren. Siehe Garantien und Updates bei Elektrogeräten, einheitliche Ladestecker, Tierrechte, etc.

Warum hat die EU also nicht schon Ende des letzten Jahrhunderts alle Autohersteller, die PKW in der EU verkaufen, einbestellt und da nach Lösungen gesucht?
Gab es nicht auch da schon viele Hersteller, die Komponenten getauscht/geteilt haben? War der Opel Zafira nicht auf einer Plattform wie der Sharan von VW? Sind Ford Ka und Renault Twingo nicht auch eine Plattform und gibt es da nicht auch gerade in einem Konzern nicht viele dieser Beispiele?

Gab es damals nicht schon Batterien in verschiedenen Formaten wie AAA und AA und wussten die Politiker nicht, dass die Batterie AAA auch in Fernbedienungen von Sony, aber auch in Fernbedienungen von Samsung, LG und anderen passt?
Warum hat man also nicht das Gehirn genutzt und allen Herstellern gesagt, dass sie gemeinsame Akkus zu entwickeln hat mit Standartplattformen?
Funktioniert bei Batterien doch schon seit Ewigkeiten. Da sind die Fächer in den Geräten passend für die jeweiligen Batterien und da ist es auch egal ob die AAA in eine Taschenlampe, in eine Fernbedienung oder in eine breite Waage kommt.
Warum ging das nicht bei E-Fahrzeugen?
Wie gesagt, ein Tisch, alle Hersteller und eine Frist setzen. Wäre das so schwer gewesen?
Was der Hersteller dann später auf diese Standardplattformen drauf setzt ist doch sein Ding, wie jetzt auch, da gibt es auch unterschiedliche Formen, Motorisierungen und Größen.

Wir hätten heute aber entschieden weniger Probleme. Kein Anschluss zum Laden? Egal. Wer das nicht daheim kann, der fährt zur Tauschstation und tauscht seinen leeren gegen einen vollen Akku und diesen findet er vorher über eine App und kann ihn reservieren und ja, wechseln dauert etwas, aber laden dauert trotzdem länger.
Nicht genügend Reichweite? Wäre auch kein Thema mehr. Unterwegs früh genug schauen und tauschen.
Und Thema Sicherheit und E-Autos und Feuerwehr. Viel einfacher wenn alle ein gleiches Konzept haben und der Akku eh einfach zu tauschen wäre.

Das würde viel kosten? Ja, stimmt. Aber was hat diese Umstellung bisher gekostet und das ist immer noch nicht fertig. Jeder kocht sein eigenes Süppchen beim Bezahlen und bei Preisen und diese ganzen Förderungen.
Für diese Tauschstationen hätte auch der Staat Geld geben können, aber da hätten sich auch alle Hersteller beteiligen müssen und was ist mit Aral, Shell und anderen? Gerade Tankstellen hätten da eine Perspektive für die Zukunft.

Wenn man etwas mehr gedacht hätte, vorausschauend, dann hätte man schon vor 2 Jahren die Produktion von Verbrennern verbieten können. Dann gebe es nicht dieses Chaos mit der Ladeinfrastruktur und Reichweite wäre kein Thema.

Und warum sollte die EU nicht einmal Stärke zeigen, die hätten bei dieser Zusammenkunft doch gleich sagen können, wer sich nicht beteiligt darf in der EU nichts mehr verkaufen.
Nun kommt bitte nicht mit Tesla, Ende des letzten Jahrhunderts war das kein Thema.

Und ja, ich denke die PKW-Hersteller dürften sich ruhig stärker beteiligen. Aktuell warten die ab, dass Staat und Kommunen da eine Ladeinfrastruktur aufstellen und nun komme ich auf Tesla, die können auch, warum schaffen das andere nicht?

Erinnert sich noch jemand an das 1 Liter Auto von VW und war das Piech oder Winterkorn, der damit werbe/medien-wirksam gefahren ist? Wie lange ist das her? Könnte es heute nicht eine gute Alternative in der Stadt sein, WENN man daran geblieben wäre? Aber was hat VW getan, sich auf SUV´s konzentriert.

Ist echt nur meine Meinung, aber ich finde die EU vergeigt einfach zu viel. Warum nutzen die nicht endlich ihre Macht und warum schauen die sich nicht um, welche Dinge es gibt, die sich bewährt haben und auch funktionieren.
Sprich Batterien und Akkus die verschiedenste Geräte in verschiedenen Größen betreiben und wo die Energiequelle einfach gewechselt werden kann.

Thomas

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