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Vereinbarkeit von Beruf und Familie: 6 Menschen erzählen

Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer leicht. Junge Eltern erzählen, wie sie diese Herausforderung in ihrem Leben meistern – meistens jedenfalls.

7 Min. Lesezeit
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Vereinbarkeit von Beruf und Familie: 6 Menschen erzählen. (Foto: Shutterstock-Katsiaryna Pakhomava)

Vor wenigen Jahrzehnten war die Sache noch klar: Der Papa geht arbeiten, die Mama sorgt für das Kind. Dieses Rollenverständnis gilt unter vielen modernen Familien heute zunehmend als antiquiert. Auch der Papa will am Familienleben teilnehmen und warum sollte die Mama eigentlich auf eine Karriere verzichten? Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist jedoch nicht immer leicht und stellt viele Menschen vor große Herausforderungen. Oftmals ist klar, dass sich der Alltag komplett verändern muss. Wer einmal ein Kind bekommen hat, weiß: Chef oder Chefin der To-do-Liste ist man nicht mehr selbst, sondern sind vielmehr die kleinen Sprösslinge.

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Wir haben euch auf Twitter gefragt, was ihr getan habt, um beiden Teilen gerecht zu werden. Und was ihr als besonders wichtig empfindet, wenn die Frage der Vereinbarkeit zunehmend in den Fokus rückt. Sechs Menschen haben sich die Zeit genommen und ihre Antworten für euch, liebe t3n-Leser, ausgeführt. Wir freuen uns über eure eigenen Erfahrungen in den Kommentaren.

„Für die Familie bin ich über meinen Schatten gesprungen“

Katrin Westerwick hat sich auf einen Mehr-Generationen-Haushalt eingelassen. (Foto: KW)

Von Katrin Westerwick

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Oft werde ich gefragt, wie ich es stressfrei schaffe, meinen Job und die Kids unter einen Hut zu bekommen. Meine Antwort darauf lautet: Ich bin für meine Familie über meinen Schatten gesprungen und habe mich auf das Konzept des Mehr-Generationen-Hauses eingelassen. Ohne meine Eltern, die mit uns leben, könnte ich nicht mit der Leichtigkeit arbeiten, die ich momentan empfinde. Es gibt abgesprochene Zeiten, die sie übernehmen, aber ihre Bereitschaft, auch mal spontan eines der Kinder beispielsweise zum Sport zu bringen, weil ich noch einen Call um 16 Uhr habe, oder mein erkältetes Kind morgens aufzunehmen, damit ich ins Büro fahren kann, das macht für uns den Unterschied, das ist unser Schlüssel. Ich weiß, dass ich einen doppelten Boden habe. Mit dieser Gewissheit bin ich eine entspannte Mutter, flexible Mitarbeiterin und glückliche Frau. Wenn man übrigens meine Mutter fragt, warum sie die Bedürfnisse meiner Familie teilweise über ihre eigenen stellt, sagt sie folgendes: „Ich bin so aufgewachsen! Für die Familie da zu sein, ist tief in meinem Wertesystem verankert. Ich verstehe deine Frage nicht.“ Unsere Entscheidung, näher zusammen zu rücken, ist nicht immer einfach, da passiert auch viele Reibung. Aber durch Reibung entsteht halt auch Wärme.

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„Teilzeit könnt ihr auch, ihr dürft das auch“

Stephan Ebmeyer und seine Frau arbeiten in Teilzeit.(Foto: Thomas Niedermueller)

Von Stephan Ebmeyer

Ich bin Journalist und ich liebe meinen Beruf. Vor allem, weil nicht jeder Tag gleich ist, weil nicht jeder Tag um 9 Uhr beginnt und um 18 Uhr endet. Sondern oft auch sehr viel früher oder sehr viel später – manchmal sogar beides gleichzeitig. Das macht mir Spaß, ist aber für ein funktionierendes Familienleben auch eine echte Herausforderung. Deshalb arbeiten meine Frau und ich in Teilzeit. Mir ist die Entscheidung damals zwar überhaupt nicht leicht gefallen, aber nur so haben wir die notwendige Flexibilität für den Alltag und mehr Zeit für unser Kind realisieren können. Glücklicherweise kann meine Frau bei ihrem Arbeitgeber häufig auch selbst entscheiden, wann und wo sie arbeitet. Anders wäre das für uns schlicht nicht machbar. Allerdings, das merke ich auch immer wieder, ist Teilzeit noch immer ein Hindernis für das, was wir eine klassische Karriere nennen würden. Auch als Mann. Aber den Preis zahle ich gern, denn ich liebe nicht nur meinen Beruf, sondern natürlich noch viel mehr meine Familie. Also, meine Herren: Ihr könnt das auch, ihr dürft das auch. Eure Frauen werden es euch danken, eure Kinder werden es euch danken und die Gesellschaft wird es euch danken, wenn sie sich Stück für Stück mit eurer Hilfe öffnet.

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„Ich habe mir ein mobiles Büro eingerichtet“

Meike Neitz arbeitet, wenn die Kleine schläft. (Foto: Hanno Biesold)

Von Meike Neitz

Trotz meiner Elternzeit habe ich schon kurz nach der Geburt meiner Tochter ein paar Kommunikationsprojekte und Moderationen angenommen, die ich spannend fand. Mir war es jedoch wichtig, niemals Zeit mit meiner Kleinen zu vernachlässigen. Daher war ich gezwungen, immer dann, wenn sie einschlief, mein mobiles Büro aufzubauen. Das bedeutet, dass ich oft meinen Laptop dabei hatte und mich, sobald sie schlief, beispielsweise auf eine Parkbank setzte und anfing, zu arbeiten. Telkos legte ich immer auf die Zeit, in der ich wusste, dass sie ziemlich zuverlässig im Kinderwagen schläft und musste dann nur meinen Gesprächspartnern erklären, dass ich draußen unterwegs war. Zum Glück waren alle sehr verständnisvoll und haben es verziehen, wenn es mal ein paar Minuten später losging. So war ich in der Lage, im ersten Jahr mein Buch fertig zu schreiben, mehrere Projekte zu begleiten und Eventmoderationen zu machen. Dies bedeutete zwar, dass ich keine Zeit hatte, Filme zu schauen oder mal ein gutes Buch zu lesen, aber mir war klar, dass ich Abstriche machen musste. Mein Tipp für werdende Eltern ist relativ simpel und gilt eigentlich für alles, was das Leben mit Baby angeht: Es ist alles einer Frage der guten Organisation und der eigenen Lockerheit.

„Beruf und Familie zu vereinbaren, ist eine echte Herausforderung“

Beruf und Familie zu vereinen, sei eine Herausforderung – sagt Benjamin Heinz. (Foto: Blende11)

Von Benjamin Heinz

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Auch die Bezeichnung „Work Family Balance“ begegnet einem oft – doch was ist das eigentlich? Für mich vor allem eine echte Herausforderung, den Anspruch, ein intensives Berufsleben mit einer glücklichen und erfüllten Familienzeit zu vereinen. Mein Frau und ich haben uns dafür ein Modell gebastelt, das funktioniert. Zumindest meistens: Meine Partnerin und ich arbeiten beide Vollzeit, damit das gelingt, ist unser eineinhalb Jahre alter Sohn tagsüber in einer super Kita betreut, zudem haben wir beide die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Wichtig dabei sind flexible Arbeitszeiten, die kurzfristige Planänderungen abfedern können: Ein Erkältungsvirus legt manchmal die komplette Familie lahm, ein Babygeburtstag schickt ein Luftballonmeer ins Arbeitszimmer, was vor allem bei Skype-Terminen lustig werden kann, und eine wichtige Dienstreise oder ein Projekt bringt hier und da auch mal einen Plan durcheinander. Man fragt sich dann schon oft: Wie können wir möglichst viel Zeit als Familie miteinander verbringen, ohne dabei den eigenen Kopf zu verlieren? Nicht immer klappt alles, aber mit viel Kommunikation und dem Wissen, dass man gemeinsam als Familie an einem Strang zieht, kommt man dem Anspruch der Work-Family-Balance allmählich ziemlich nah.

„Vereinbarkeit beginnt schon bei der Partnerwahl“

Vereinbarkeit geht Hand in Hand, sagt Christine Dingler. (Foto: CD)

Von Christine Dingler

Es gibt viele Faktoren, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie begünstigen. Die für mich wichtigste Erkenntnis und somit zusammenhängender Vereinbarungsratschlag lautet jedoch wie folgt: Die Vereinbarkeit beginnt schon bei der Partnerwahl! Wer sie sich wünscht, sucht eigentlich nach jemandem, der die Gleichberechtigung in der Beziehung lebt und schätzt. Kinder zu bekommen, war bei meinem Partner und mir eine sehr bewusste Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben. Die Verantwortung für unsere Zwillinge und ihre Begleitung im Alltag tragen wir beide gleichermaßen und zu gleichen Teilen – auch wenn es mal Wochen gibt, in denen ich beruflich viel unterwegs bin oder er in der Arbeit mit seinen Kunden stark eingespannt ist. Die Wünsche, Bedürfnisse und Ziele beider Partner nie aus den Augen zu verlieren, ist immer wichtig, aber noch wichtiger, wenn man Kinder hat – sonst geraten sie schnell aus dem Blickfeld. Individuelle Unterschiede müssen wir einander zugestehen. Die Lebens- und Arbeitsumstände dementsprechend anzupassen, um beispielsweise näher bei der Familie zu wohnen, freiberuflich zu arbeiten oder den Arbeitgeber zu wechseln, darf nicht nur bei einem Elternteil liegen. Vereinbarkeit geht Hand in Hand.

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„Es selbst in der Hand zu haben, ist Grundvoraussetzung“

Thorsten Ramus hat sich für die Selbstständigkeit entschieden. (Foto: TR)

Von Thorsten Ramus

Um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, hab ich einen drastischen Schritt unternommen: Ich bin ganz bewusst in die Selbstständigkeit gegangen. Zuvor sah mein Alltag so aus, dass ich viel zwischen meinem damaligen Arbeitsort in Hannover und meinem Wohnort in Hamburg gependelt bin. Das war für mich nie ein Problem. In dem Moment, als meine Frau und ich jedoch unser Kind bekommen haben, empfand ich das zunehmend als belastend, da es doch recht viel Zeit gefressen hat. Auch empfand ich es als unangenehm, mich im Angestelltenkontext stets rechtfertigen zu müssen, wenn ich dann doch einmal für die Familie alles stehen und liegen gelassen habe, wenn unser Kind beispielsweise aus der Kita abgeholt werden musste. Sowas bleibt nicht aus. Mit der Selbstständigkeit war das alles kein Problem mehr. Ich habe Aufgaben in den Abend verlagert. Aufgaben, für die ich nicht so viel Hirnschmalz benötigte wie beispielsweise die Erledigung des E-Mail-Verkehrs. Bislang hab ich den Schritt nicht bereut. Klar gibt es auch Spitzen, in denen ich mich besonders eng organisieren muss, aber es gibt auch Tage, an denen ich guten Gewissens am frühen Nachmittag den Rechner zuklappen kann. Es selbst in der Hand zu haben, ist die Grundvoraussetzung für Vereinbarkeit.

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Frauen sind auch im Jahr 2019 in der Arbeitswelt noch oft benachteiligt. Antiquierte Rollenbilder und strukturelle Ungerechtigkeiten sind Alltag. Wir haben elf Frauen gefragt, was sich ändern muss. Lies auch: Frauen und Karriere – was sich endlich ändern muss!

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