Deutsche Bahn vs. Verkehrsministerium: Wer ist wirklich schuld an den Verspätungen?
In Deutschland ist es schon zu einem Running Gag geworden. Wer mit der Deutschen Bahn reist, rechnet schon fast damit, dass sich Züge verspäten oder Verbindungen komplett entfallen. Um diese Komplikationen weiß auch die Deutsche Bahn. Allerdings schiebt das Unternehmen die Schuld auf die Infrastruktur. Die Strecken wären mittlerweile so alt, dass Ausfälle und Verspätungen unausweichlich wären. Demnach bräuchte es mehr Geld vom Staat, um die alten Strecken auszubessern.
Wer ist schuld an Verspätungen der Deutschen Bahn?
Das Verkehrsministerium widerspricht dem, wie Handelsblatt berichtet. Demnach liegt den Redakteur:innen ein Dokument des Ministeriums vor, das eine genaue Auflistung der Verspätungs- und Ausfallgründe der Züge der Deutschen Bahn enthält. Nur in 18 Prozent der Fälle sollen sich die Komplikationen auf das alte Streckennetz zurückführen lassen.
In vielen anderen Fällen sieht das Verkehrsministerium die Deutsche Bahn in der Schuld. Das Ministerium kritisiert demnach, dass die Deutsche Bahn die vorhandenen Netze überlasten würde. Das Unternehmen hätte die Fahrpläne zu eng getaktet. Zudem entstehen zwölf Prozent der Ausfälle durch Personalengpässe und die mangelhafte Bereitstellung von Zügen.
Kommt es zu einer Verspätung, folgen darauf viele weitere Komplikationen für nachfolgende Verbindungen. Das sorgt gerade in viel befahrenen Gebieten rund um Großstädte dafür, dass Zugreisende länger auf ihre Züge warten müssen. Das passiert primär dann, wenn mehrere Verzögerungsgründe auf einmal auftreten. Wenn es etwa zu Personalengpässen und technischen Problemen an Zügen kommt, warten Reisende in der Regel mehr als 15 Minuten, wie das Schreiben des Verkehrsministeriums festhält.
Gegenüber der Frankfurter Rundschau bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bahn, dass lediglich 18 Prozent der Verspätungen direkt auf die Infrastruktur zurückführen. Allerdings sorgt die Überlastung des Schienennetzes in 61 Prozent der Fälle für Komplikationen. Diese treten etwa dann auf, wenn Baustellen oder Störungen an der Infrastruktur für eine Verspätung sorgen. Und dies sei laut DB vorwiegend durch ausbleibende Sanierungen und fehlende Ausweichstrecken der Fall. Bauarbeiten, die die Deutsche Bahn nur mit weiteren Investitionen der Bundesregierung realisieren könne.
Aktuell hat sich die Deutsche Bahn das Ziel gesetzt, mit den bis 2030 zugesicherten 40 Milliarden Euro der Bundesregierung das Schienennetz zu sanieren. Dadurch soll sich die Pünktlichkeitsquote auf 75 bis 80 Prozent erhöhen. Im September 2024 erreichte die Deutsche Bahn lediglich eine Pünktlichkeitsquote von 62,4 Prozent.