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MIT Technology Review News

Von Manga zu Webtoons: Künstliche Intelligenz und das Ringen ums Urheberrecht

Japans Manga-Comics haben sich schon längst zu exportfähiger Kunst und Kommerz entwickelt. Doch eine große Untersuchung zeigt nun, wie Künstliche Intelligenz die Urheberrechte aushebeln kann – und das birgt erhebliche Risiken. Aber es gibt auch Chancen.

Von Martin Kölling
3 Min.
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Nicht KI-generiert: Straßenbild aus Tokio.

Künstliche Intelligenz fordert ein erstes Opfer unter Japans Manga-Komiks und Anime-Trickfilmen: Kein Charakter wird wohl so sehr kopiert wie Pikachu, das langohrige, liebenswerte Maskottchen der japanischen Pokémon-Welt. Die japanische Zeitung Nikkei hat auf drei populären KI-Plattformen für künstlich generierte Bilder über 90.000 Bilder auf die Verletzung von Urheberrechten der bekanntesten japanischen Manga-Charaktere untersucht, mit ernüchterndem Ergebnis.

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In über 2.500 Fällen ähnelten die geteilten Bilder auf den Plattformen einer der 13 Figuren populärer Manga-Comics und Anime-Zeichentrickfilme, die sich die Fahnder ausgesucht hatten. Das gelbe Poké-Monster gaben Liebhaber dabei rund 1.200 Mal bei KI-Bildgeneratoren wie Midjourney in Auftrag. Die zweitmeisten Fans hatte die Videospielfigur Mario, die wie Pokémon vom japanischen Videospielhersteller Nintendo stammt.

Diese Untersuchung unterstreicht eine mögliche Folge von KI-generierten Bildideen: wirtschaftliche Schäden durch KI-generierte Urheberrechtsverletzungen. Die Macher und Herausgeber von Japans Manga-, Anime- und Videospielszene haben dabei besonders viel zu verlieren, da sich ihre Branchen zu einer wichtigen Exportindustrie entwickelt haben.

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Die japanische Content-Industrie produzierte laut einer Berechnung des japanischen Unternehmens Humanmedia im Jahr 2022 Exporte im Wert von 4,7 Billionen Yen (27,8 Milliarden Euro). Die Pokémon-Welt ist dabei eines der wichtigsten kulturellen Exportgüter Japans, da sie global die einträglichste Charakter-Franchise darstellt. Nicht einmal Walt Disney kann da mithalten. Der Verkauf von Manga und anderen Publikationen im Ausland bringt Japan dabei immer rund zwei Milliarden Euro ein.

Obwohl es in Japan bisher keine Gerichtsurteile zu KI-generierten Bildern gibt, ist das Thema hochaktuell. Ein Gericht im südchinesischen Guangzhou hat bereits eine AI-generierte Ultraman-Abbildung als Urheberrechtsverletzung anerkannt. In Japan wiederum hat der Manga-Künstler und Oberhausabgeordnete Ken Akamatsu Richtlinien für KI-generierte Kunst gefordert.

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Doch die Industrie zeigt, dass KI nicht nur ein Plagiatswerkzeug, sondern auch ein kreativer Helfer sein kann. Voriges Jahr hat ein bisher unbekannter Kreativer ein erstes Manga mit Hilfe diverser KI-Tools entwickelt und auf den Markt gebracht. Die bisher unbekannte Person behauptete, sein Werk in nur sechs Wochen geschaffen zu haben anstatt der üblichen zwölf Monate.

Die Erben der verstorbenen Manga-Legende Osamu Tezuka planen, Künstliche Intelligenz mit den früheren Geschichten und Bildern des Künstlers zu füttern, um eine neue, posthume Folge der berühmten Manga-Serie „Black Jack“ zu erschaffen. Dieses Vorhaben zeigt eindrucksvoll, wie KI genutzt werden kann, um das kulturelle Erbe zu bewahren und gleichzeitig neue kreative Horizonte zu eröffnen. Ein weiteres Startup will zudem in den kommenden fünf Jahren mit Hilfe der neuen generativen KI-Programme 50.000 Manga-Folgen in Fremdsprachen übersetzen, dreimal mehr als derzeit mit menschlichen Übersetzern produziert wird.

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Das südkoreanische Startup Toonsquare macht derweil vor, dass KI das Schaffen von Menschen nicht ersetzen muss, sondern beschleunigen kann. Das Unternehmen wendet sich auf den wachsenden Markt von Webtoons, also mehr oder weniger kurzen Bildstreifen im Internet. Mit wenigen Mausklicks können die Künstler ihren gewünschten Stil bestimmen. Die KI setzt dann ihre Skizzen blitzschnell in ausgefeilte Zeichnungen um. Zusätzlich bietet das Startup Bibliotheken mit dreidimensionalen Darstellungen von Action- und Kampfszenen an, die Künstler nutzen können.

In südkoreanischen Schulen und Colleges wird der Dienst schon eingesetzt. Doch das Unternehmen sieht auch großes kommerzielles Potenzial. Denn durch die KI-Unterstützung lässt sich die Arbeitszeit für einen Webtoon nach Angaben des Unternehmens von 60 auf sechs Stunden verkürzen. Die Lehre aus den zwei Anwendungsfällen von generativer KI: KI kann nicht nur eine Welle von Plagiaten auslösen, sondern auch an Manga-Contents. Für die Konsumenten stellt sich damit die wohl die Frage, ob KI einfach nur mehr Masse liefert – oder auch mehr Klasse.

 

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