
Will Apple nicht, dass Menschen zu den angekündigten Protesten gegen die Anerkennung der Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen durch den Kongress am Mittwoch nach Washington reisen? Ja, sagen manche, die am Dienstag das Problem hatten, über Apples Kartendienst eine Route zum Ort des Geschehens berechnen lassen zu wollen.
Schlechter Straßenzustand um Washington?
Statt der üblichen Routenauswahl zeigte der Dienst eine Fehlermeldung. Es sei derzeit wegen „des Straßenzustands“ nicht möglich, eine Route anzuzeigen, meldete Apple Karten.
Das kam Skeptikern auf Twitter und in verschiedenen Blogs dermaßen komisch vor, dass sie es als Navigationszensur Apples werteten. Der Konzern wolle auf diese Weise verhindern, dass Menschen nach Washington reisen, um dort an Protestkundgebungen für den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump teilzunehmen. Dessen Unterstützer hatten zu zahlreichem Erscheinen aufgerufen, um den US-Kongress bei seiner eigentlich rein formalen Entscheidung, das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl zu bestätigen, unter Druck zu setzen. Tatsächlich rechnen die Behörden in der US-Hauptstadt mit massiven Protesten. Trump hat ebenfalls seine Teilnahme angekündigt.
Apple gilt als einer eher gemäßigten Politik zugeneigt, hatte sich aber in Person ihres Chefs Tim Cook während der Trump-Präsidentschaft nie klar auf eine Seite geschlagen – wohl aber in einzelnen Fragen Stellung bezogen. Das reicht einigen Skeptikern nun offenbar aus, einen Zensurverdacht gegen das Unternehmen zu erheben.
Wahrscheinlicher als eine Zensur sind diese Gründe
Wahrscheinlicher als eine willentliche Zensur der Navigationsanweisungen Richtung Washington dürften andere Gründe sein. Aufgrund des zu erwartenden Aufkommens an Protestlern hatten Behörden rund um Washington schon im Vorfeld kleinere Zufahrtswege gesperrt. So soll wohl ein kontrollierter Zustrom erreicht werden.
Apples Kartendienst reagiert auf solche Sperrungen. Möglich, dass das massenhafte Einrichten dieser Blockaden Apples Algorithmus zu der Annahme verleitet hatte, nichts ginge mehr Richtung Washington. Ebenso möglich erscheint eine Überlastung des Systems durch zu viele gleichzeitige Anfragen. Apple hat sich zu dem Thema bislang nicht geäußert.
Routing am Mittwoch wieder voll funktional
Gegen eine willentliche Zensur spricht auch, dass der Dienst am Mittwochmorgen wieder einwandfrei zu funktionieren scheint, was eine effektive Verhinderung einer Anreise nicht begünstigen würde. Die Kollegen von Apple Insider hatten bei ihren Recherchen am Dienstag zudem festgestellt, dass die Routenplanung nicht von jeder Startposition aus Schwierigkeiten machte, was für Straßensperrungen sprechen würde.
Tatsächlich gilt Apples Kartendienst unter Datenschutzgesichtspunkten sogar als deutlich nutzerfreundlicher als Google Maps, weshalb die alternative Suchmaschine Duckduckgo inzwischen auf die Karten aus Cupertino setzt.
Wenn jemand schon zu dumm ist ohne Apple Karten Verkehrsbeschilderungen zu folgen …