Webdesignmuseum.org zeigt dir das Web der 90er und 2000er

Petr Kovář und Ondřej Letocha, ihres Zeichens Historiker und Programmierer, sind die Betreiber des Webdesign-Museums. Ihre umfangreiche Sammlung markanter Designs aus den Neunzigern und den Nullern zeigt die rasante Entwicklung, die die Gestaltung von Webseiten in ihren ersten 15 Jahren genommen hat.
Erhaltenswerte Designs haben eine Heimstatt im Museum gefunden
In den vergangenen 15 Jahren hingegen begannen sich Websites immer ähnlicher zu werden. Und auch wenn es dafür gute Gründe gibt, ist es das frühe Web doch wert, erhalten zu bleiben. Mindestens die Historiker werden sich in 50 Jahren dafür interessieren.
Warum nicht gleich das Internet Archive nehmen, mögt ihr euch nun fragen. Immerhin liegen da ebenfalls alte Screenshots vergangener Websites vor. Die Antwort ist einfach und heißt Kuration. Kovář und Letocha wollen nicht das gesamte Web dokumentieren, sondern lediglich die alten Designs, die ihnen erhaltenswert erscheinen. Insofern ist ihre Auswahl natürlich höchst subjektiv.
Viele Experimente haben die beiden Museumsdirektoren dabei nicht gemacht. So finden sich im Webdesign-Museum Seiten von Mc Donald’s, Apple oder Google und Beispiele für erste Personenmarken mit Webrepräsentanz, etwa die von Hollywood-Star Antonio Banderas.

Web Design Museum. (Screenshot: t3n)
Interessante Designs mit einem deutlichen Manko
Die Screenshots der diversen Websites verschaffen dem geneigten Betrachter einen recht guten Überblick über das Geschehen im Web der Frühzeit. Mehr oder weniger wilde Ideen stehen einträchtig neben eher gesetzten seriösen Angeboten. Natürlich unterscheiden sich die Uralt-Designs deutlich von heutigen Standards, was aber als Erstes und am deutlichsten auffällt, ist das Fehlen jeglicher Typografie.
Hier musste in der Vergangenheit auf installierte Schriften gesetzt werden, weil es Webfonts noch nicht gab. Dabei versuchten Designer stets die Schrift auf dem Betrachtersystem auszuwählen, die mit höchster Wahrscheinlichkeit tatsächlich installiert sein würde. Und so hatten wir ein buntes Web mit mehr oder weniger gelungenen Designs, unterlegt mit drögen Systemschriften.
Zugang zu den Exponaten auf verschiedenen Wegen möglich
Das Webdesign-Museum kann als Galerie genutzt werden, in der ihr euch stöbernd durch die Vielzahl der Exponate bewegt. Ihr könnt aber auch gezielt suchen oder die Galerie-Ansicht nach Jahren, Stilen oder Kategorien einschränken.
Besonders interessant sind die für etliche Anbieter verfügbaren Timelines, also Zeitleisten, auf denen die Designs dieses Anbieters über die gesamte Spanne von 1991 bis 2006 dargestellt sind. Hier könnt ihr schön beobachten, wie sich Markendesigns über die Jahre verändert haben und ob es Brüche gegeben hat. Besonders schön sieht natürlich der Bruch im Apple-Design nach dem Wiedereinsteig von Steve Jobs aus.

Links: Apple 1997, rechts: Apple 1998. (Montage: t3n)
Nee, was bist du alt geworden…
Mit ein wenig lohnenswertem Stöbern findet ihr im Webdesign-Museum Beispiele für Gestaltungen, die gut gealtert sind und natürlich etliche, die besonders schlecht gealtert sind.
Ein schönes Beispiel für eine vergleichsweise moderne Gestaltung, die ganz ähnlich heutzutage erfolgen könnte, ist die Website des Habbo Hotels aus dem Jahre 2001:

Moderne Website 2001. (Quelle: webdesignmuseum.org)
Ziemlich übel hingegen stellte sich die Weltmarke Pepsi 1996 im weltweiten Netz dar:

Selbst für 1996er Verhältnisse altbacken. (Quelle: webdesignmuseum.org)
Flash-Websites und Themen-Ausstellungen mit eigenen Räumen
Den damals omnipräsenten Flash-Websites widmet das Museum einen eigenen Raum. Ebenso haben die Betreiber Themen-Ausstellungen zusammengestellt. Hier findet ihr Themen wie „Web Banners in the 90s“, “Musician Websites,“ „Grunge in Web Design“ und einige mehr.

Flash-Design-Agentur im Jahr 2000. Die UI erschließt sich nur mit Mühe. (Quelle: webdesignmuseum.org)
Das Webdesign-Museum ist jedenfalls eine schöne Wochenend-Beschäftigung für alle Designer und Seitenbetreiber. In diesem Sinne: Viel Spaß!
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