
Amazon will die Projekte von Elasticsearch und Kibana forken. Als Fork bezeichnet man die Abspaltung der Kopie eines Projekts zum Zweck der eigenständigen Weiterentwicklung. Der Grund: Elastic will deren Lizensierung ändern. Neue Versionen von Elasticsearch und der auf dem Elastic Stack aufsetzenden Frontend-Anwendung Kibana sollen künftig nicht mehr unter der Apache License Version 2.0 veröffentlicht werden. Stattdessen sollen Versionsupdates künftig unter der Elastic License oder unter der Server Side Public License veröffentlicht werden. Insbesondere die Server Side Public License setzt offenbar Dinge voraus, die eine Nutzung für viele Entwickler innerhalb der Open Source Community ausschließt. Kurz gesagt: Beide Projekte sind damit nicht länger Open Source.
In einem Blogpost hat Amazon am Donnerstag bekannt gegeben, die Projekte forken zu wollen. Die Forks sollen wie zuvor unter der Apache License V 2.0 stehen.
Hintergrund
2019 hatte AWS mit Open Distro eine offene Distribution für Elasticsearch veröffentlicht. Die Open-Source-Distribution sollte Entwicklern alle benötigten Elasticsearch-Funktionen bieten, inklusive Unterstützung von Netzwerk-Verschlüsselung und Zugriffskontrolle. Bei der Entwicklung habe AWS die für Open-Source-Projekte empfohlene Entwicklungspraxis upstream first befolgt und bewusst vermieden, die Software zu forken. Stattdessen sei man den Weg einer Zusammenarbeit mit den Projekt-Maintainern gegangen.
Aufgrund der Lizenzänderungen will AWS diesen Weg nun aber doch gehen. AWS habe sich damals entschieden, seine Services auf den Open-Source-Projekten zu basieren. Diese Entscheidung sei aber nicht ohne die Bereitschaft einhergegangen, beide Projekte auch zu maintainen, sollte dies notwendig werden, so der Blogpost. Genau dieser Fall sei jetzt eingetreten.
Forks der zuletzt unter ALv2 veröffentlichten Versionen
Die Forks sollen jeweils auf der zuletzt unter ALv2 lizensierten Version (V 7.1) von Kibana und Elasticsearch basieren. Neue GitHub-Repositories sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. In vorhandenen Open-Distro-Distributionen sollen die von Elastic bereitgestellten ALv2 Builds dann ersetzt werden. Der Wartung des Projekts wolle AWS sich auf längere Sicht verpflichten und für Open-Source-Projekte empfohlene Best Practices befolgen. So soll die Steuerung des Projekts in Zusammenarbeit mit am Projekt beteiligten Entwicklern erfolgen.
Für Kunden soll sich nichts ändern
Für Kunden von Amazons Elasticsearch-Services soll sich dadurch allerdings nichts ändern. Keine der 18 momentan via Amazon ES verfügbaren Elasticsearch-Versionen sei von der Lizenzänderung betroffen. Künftig soll Amazon ES dann die jeweils neuen Forks von Elasticsearch und Kibana enthalten. Wie gehabt soll es auch dann regelmäßig neue Features, Bug-Fixes und Erweiterungen geben. Laut Blogpost sollen Kunden weder Client noch den Code ihrer Anwendungen aufgrund des Wechsels zu den Forks updaten müssen. Auch die nahtlose Durchführung von Upgrades wolle man weiterhin gewährleisten.
Kritik in beide Richtungen
Auch wenn die Veröffentlichung einer Software unter einer Open-Source-Lizenz grundsätzlich bedeutet, dass jeder den Code eines Projekts nach Belieben nutzen und forken kann, gab es auf der Social-News-Website Hackernews neben der auch von Amazon geäußerten Kritik am Lizenzwechsel durch Elasticsearch durchaus auch Kritik an AWS’ Vorgehen. Mehrere Kommentatoren äußerten den Vorwurf, Amazon nutze die Lizenz zum eigenen Vorteil aus, was nicht dem Geist der Open-Source-Community entspreche.