„Whiteness Problem“ bei Google? Angestellte verlassen Ethical-AI-Gruppe

Der Hintergrund: Ende 2020 war Timnit Gebru als Co-Leitung von Googles Ethical-AI-Abteilung fristlos gekündigt worden, nachdem sie eine Forschungsarbeit mitverfasst hatte, die auf die potenziellen Risiken großer Sprachmodelle aufmerksam machte – ein Konzept, das dem von Google Search ähnelt.
Heute leitet sie das gemeinnützige Forschungsinstitut DAIR (Distributed AI Research) und freut sich über Zuwachs im Unternehmen: Zwei ehemalige Mitarbeiter ihrer Google-Abteilung treten DAIR bei – nicht ohne beim Abschied vom Tech-Unternehmen einigen Staub aufzuwirbeln.
Von einer toxischen Arbeitsumgebung sowie der mangelnden Vertretung schwarzer Frauen im Unternehmen ist die Rede in einem Beitrag, den Alex Hanna am 2. Februar 2022 auf medium.com veröffentlichte. „Vor Timnits Einstellung hatte das Google-Research-Management noch nie eine schwarze Frau als Forschungswissenschaftlerin rekrutiert.“ In einem Town Hall rund um Googlegeist (der jährlichen Arbeitsplatzklimaumfrage von Google) habe eine hochrangige Führungskraft bemerkt, dass es in der Google-Research-Organisation eine so geringe Anzahl schwarzer Frauen gebe, dass es nicht möglich gewesen sei, deren Umfrageergebnisse zu anonymisieren.
„Google ist eine weiße Technologieorganisation“
Google erhalte, wie so viele andere Technologieorganisationen, die weiße Vorherrschaft hinter dem Furnier der Rassenneutralität sowohl am Arbeitsplatz als auch in ihren Produkten aufrecht, schreibt Hanna weiter. „Mit einem Wort: Technologie hat ein ‚whiteness problem‘. Google ist nicht nur eine Technologieorganisation. Google ist eine weiße Technologieorganisation.“ Neben Hanna wechselt auch Softwareingenieur Dylan Baker zur gemeinnützigen Forschungsorganisation DAIR, die Timnit Gebru nach ihrem Abschied von Google gegründet hatte.
DAIR heißt die Neuzugänge herzlich willkommen
Bei DAIR ist die Freude über die Neuzugänge groß: „Wir freuen uns sehr, Dr. Alex Hanna als neue Forschungsdirektorin begrüßen zu dürfen. Als ausgebildete Soziologin konzentriert sich ihre Arbeit auf die Daten, die in neuen Computertechnologien verwendet werden, und auf die Art und Weise, wie diese Daten Rassen-, Geschlechts- und Klassenungleichheiten verschärfen“, heißt es in einem Tweet des Forschungsinstituts:
„Wir setzen uns […] für den Aufbau eines Unternehmens ein, in dem Menschen unterschiedlicher Ansichten, Hintergründe und Erfahrungen ihr Bestes geben und füreinander auftauchen können“, reagierte indes ein Google-Sprecher auf eine entsprechende Anfrage des Portals The Verge.
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Schwarze Frauen machen 1,8 Prozent der Belegschaft aus
In Googles Diversity-Bericht des vergangenen Jahres spiegelt sich das The Verge zufolge nur bedingt wider: Zwar ist ein allgemeiner Anstieg der eingestellten schwarzen Mitarbeiter zu verzeichnen – allerdings steigen auch die Zahlen derjenigen schwarzen Frauen, die das Unternehmen verließen. Demnach machten schwarze Frauen 1,8 Prozent der Google-Belegschaft aus. Dem Bericht zufolge leitete zudem das kalifornische Department of Fair Employment and Housing (DFEH) im Dezember 2021 eine Untersuchung über die Behandlung schwarzer Arbeitnehmerinnen durch Google ein.
„Google ist eine weiße Technologieorganisation“
Selten etwas dämlicheres gelesen, noch vor wenigen Wochen war das Gegenteil der Vorwurf.