Wie Sportartikelhändler Decathlon mit Marktplatz und Nachhaltigkeit weiter wächst
Sportartikelhändler Decathlon hat erstmals in Deutschland mehr als eine Milliarde Euro Umsatz gemacht. Wie das Unternehmen mitteilt, lag der Bruttoumsatz im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 bei 1,06 Milliarden Euro, was einem satten Umsatzwachstum von 28,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bei den Sportarten und Abteilungen gab es eine Konsolidierung – demnach machen Artikel in den Produktsegmenten Outdoor, Mobility, Wassersport und Fitness in Summe rund 70 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Neben den 85 Filialen, die die Sportartikelkette deutschlandweit betreibt, spielt der Onlinebereich erwartungsgemäß eine zunehmende Rolle. Das Unternehmen entwickelt sich nach eigenen Worten zu einem Omnichannel-Anbieter, der schon immerhin 28 Prozent der Umsätze online erlöst. Rechnerisch sind das also knapp 300 Millionen Euro Onlineumsatz.
„Decathlon.de ist bereits seit 2009 online und eine wichtige Säule für uns, doch der Ausbau weiterer digitaler Angebote ist ebenso wichtig. In 2023 investieren wir in unsere Shopping App, denn immer mehr Menschen shoppen mit ihrem Smartphone. Auf dieses Kundenverhalten möchten wir in der Zukunft verstärkt eingehen“, erklärt Chief Digital Officer Florian Bischoff.
Decathlon betont seine Bemühungen zum Nachhaltigkeitsmanagement
Vor allem Services und Personalisierung wolle man in Zukunft verstärkt auch online anbieten. Zudem arbeite die Handelskette an einer „Online-Integration der Circularity Services“, was so viel heißt wie, dass man Second-Use- und Gebrauchtlösungen sowie Lieferung mit dem Lastenrad anbieten will.
Dass sich gerade Decathlon sein Nachhaltigkeitsmanagement auf die Fahnen geschrieben hat, ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass der Händler ein umfangreiches Angebot im unteren Preissegment anbietet, das gerade nicht für Sustainability spricht. Dennoch: Gerade im Ecodesign-Produktsegment komme man schon auf einen Umsatzanteil von 30 Prozent in Deutschland, Tendenz steigend.
Darüber hinaus verkaufte der Sportriese mehr als 20.000 gebrauchte Produkte über Second Use und führte über 15.000 Reparaturen in den Decathlon-eigenen Werkstätten und Servicestationen durch. Neu ist auch der Circularity Service Buy Back, bei dem Decathlon gebrauchte Sportprodukte wie Fahrräder zurückkauft, bei Bedarf repariert und über Second Use vergünstigt im Vergleich zum Originalpreis weiterverkauft.
Marktplatz als wichtiger Wachstumsmotor im E-Commerce
Ähnlich wie der Bekleidungs-Mitbewerber Zalando, der ebenfalls kürzlich seine Jahreszahlen verkündete, wird Decathlon dabei zunehmend zum Marktplatz und erlöst bereits heute rund ein Viertel seiner Onlineumsätze über Marktplatzpartner. Seit dem Launch vor zwei Jahren hat Decathlon damit über den Online-Marktplatz ein Produktsortiment von 62.000 Produkten erreicht und verkauft diese in Kooperation mit etwa 300 Partnern, dazu zählen Adidas, Hummel und Sport-Thieme.
Unterm Strich zeigt der Sportartikelhersteller und -händler, der in Deutschland gut 5.500 Beschäftigte hat, dass die Positionierung als großer internationaler Player eine Menge Spielraum für Wachstum bietet – und dass ein ursprünglich vornehmlich auf Filialen ausgerichtetes Unternehmen durchaus rentabel mit seinen 85 Geschäften vor Ort umgehen kann. Zugute kommt dem Unternehmen allerdings, dass man traditionell in vielen Fällen einen verkehrsgünstigen Filialstandort an Verkehrsknotenpunkten, also außerhalb der Innenstädte, gewählt hat. Ähnlich wie Ikea gelingt es dabei auch Decathlon, das Thema Nachhaltigkeit und Lifecycle-Verlängerung der Produkte zu spielen.